Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)
Manets Brust.
Der ging einen weiteren Schritt auf Fanon zu, als wolle er den Wahrheitsgehalt seiner Worte überprüfen. „Nur zu“, sagte er in einem sachlichen, beinahe höflichen Tonfall. „Aber Sie sollten wissen, dass Zoë Ionesco lebt ... und wenn Sie mich jetzt erschießen, wird sie in dem Erdloch, in das ich sie gesperrt habe, verhungern - lange bevor Sie sie finden können.“
Zoë lebte! Mafro zerriss es schier das Herz in der Brust.
Fanons Finger lag nach wie vor am Abzug. Er hatte Commandant Bavarois’ Worte noch genau im Ohr:
„Wenn ihr ihn klar im Visier habt und Mademoiselle Kaplan lebt, sorgt dafür, dass sie nicht sein zehntes Opfer wird.“
Im Grunde seines Herzens wünschte sich Franck Fanon nichts sehnlicher als abzudrücken, dem Treiben dieses perversen Schweins ein für allemal ein Ende zu bereiten. Er wollte diesen sadistischen Dreckskerl abknallen wie den tollwütigen Hund, der er in seinen Augen war. ‚Na los, gib mir einen Vorwand, du Wichser‘, dachte er. Aber er kannte seine Pflichten. Also knurrte er: „Was ist mit Patricia Kaplan?“
Das Licht flackerte erneut; diesmal waren die Sekundenbruchteile, in denen es stockdunkel blieb, etwas länger als zuvor.
„Oh, Sie wollen reden, Fanon?“, fragte Manet spöttisch. „Sie spielen doch sonst immer eher den harten Mann ...“
Der Einsatzleiter hatte nicht damit gerechnet, dass sein Ziel ihn kannte oder erkennen würde. Ehe er jedoch auf diese unschöne neue Entwicklung reagieren konnte, erklang hinter ihm von der Treppe die Stimme der deutschen Psychologin:
„Geben Sie auf, Azrael. Oder soll ich Sie jetzt doch lieber wieder Vince nennen? Oder vielleicht wäre Ihnen ja sogar ‚Monsieur Manet‘ lieber ... egal, jedenfalls ist Ihre Zeit im Rampenlicht vorbei.“
Wieder keinerlei Regung des Monsters.
„Fanon, worauf warten Sie? Legen Sie ihm Handschellen an“, forderte Mafro von der Treppe her.
Fanon griff, wie tausendmal geübt, mit der linken Hand nach den Handschellen hinten an seinem Gürtel, da knisterte Statik in seinem Ohrhörer, dann ertönte René Bavarois’ Stimme über Funk: „Fanon? Verdammt, Mann, Status! Was ist da drinnen bei euch los?“ Gleichzeitig schaltete endlich einer seiner Männer den mitgebrachten leistungsstarken Handstrahler ein. Der Lichtstrahl fiel auf eine Tür zu einem weiteren Raum hinter Manet; in dem kleinen Ausschnitt dieses Raumes, der durch die Türöffnung zu sehen war, erhellte der Strahler ein auf dem Boden liegendes, krude zusammengezimmertes Holzkreuz und darauf einen nackten Frauenkörper. Die Frau regte sich nicht. Dahinter an der Wand prangte ein schwarzes Andreaskreuz. Fanons Blick huschte für einen Sekundenbruchteil zu diesem grauenhaften Bild.
Das war genau der Augenblick der Ablenkung, den Manet brauchte. Er riss die rechte Hand nach vorn, in der er die ganze Zeit über seine Dienstwaffe hinter dem Rücken versteckt gehalten hatte, und legte auf den GIGN-Einsatzleiter an.
Fanon drückte ab. Sekundenbruchteile später zerriss ein ohrenbetäubender Donner die unterirdische Hölle, und Manet wurde wie eine Lumpenpuppe nach hinten gegen die Wand geschleudert.
Mafro stürmte den Rest der Treppe hinab. Er drängte sich zwischen den schwarzgerüsteten Beamten hindurch und ignorierte den stöhnend an der Wand zusammengesackten Kris Manet ebenso wie die nackte Frau am Kreuz, als er in den Nebenraum stürmte und nach der Frau suchte, der so lange sein Herz gehört hatte.
Zoë Ionesco war nirgends zu sehen. Mafro wirbelte herum, wollte aus seinem ehemaligen Kollegen heraus prügeln, wo sie war.
In diesem Augenblick drückte Manet ab. Seine Kugel durchschlug den Oberschenkel Franck Fanons, der fluchend hinter Mafro hergeeilt war; der
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