Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)
wird das nichts“, sagte sie schließlich. „Wir werden nochmal mit ihm kommunizieren müssen.“
Mafro seufzte, klaubte das Handy aus der Jackentasche und betätigte die Wahlwiederholung.
„Ja?“ Es war Dr. Masouds Stimme.
„Geben sie ihn mir.“
„Moment.“
In den Sekunden, die für die Übergabe des Handys erforderlich waren, stellte Mafro wieder auf laut.
„Na? Habt ihr sie?“, vernahmen sie gleich darauf die hämische, schadenfrohe, aber immer noch sehr matte Stimme Manets.
„Du weißt genau, dass das so nicht geht. Ich brauche mehr Informationen. Hilf mir weiter“, antwortetet Mafro ungehalten.
„Ein weiterer Tipp ... ts, ts, ts“, spöttelte Manet. „Höchste Zeit, über Hafterleichterungen zu sprechen, Mafro – du weißt schon, in der unschönen Phase nach meiner Verhandlung.“
„Leck mich.“
„Na schön“, wurde Manet schlagartig ernst. „Ich will mein iPad. Dann kann ich dir helfen. Dauert nicht lange.“
Mafro sah die Wölfin fragend an. Das besagte iPad, das sie neben dem Laptop im Keller der Waldhütte beschlagnahmt hatten, war dem Stand der Ermittlungen zufolge immerhin einer der beiden hauptsächlichen Kommunikationskanäle des Facebook-Killers mit seinen Opfern gewesen. Doch die Psychologin nickte.
„Kris?“, sagte Mafro ins Handy.
„Mhm?“
„Geht klar.“
Er legte auf und betätigte eine Schnellwahltaste.
„Larbi?“
„Khalil, Mafro hier. Hör zu – geh rüber zum Chef und überzeuge ihn davon, dir Manets iPad zu überlassen. Dann bringst du es Manet. Ich will, dass du es unter Missachtung aller Verkehrsregeln so schnell du kannst in dieses verdammte Krankenhaus schaffst. Es geht buchstäblich um Leben und Tod. Beeil dich. Ich erkläre dir alles später.“
„Bin unterwegs.“ Die Verbindung brach ab.
Dann begann eine bange Zeit des Wartens. Ziemlich genau neunundvierzig Minuten nach Mafros Anruf bei Larbi klingelte sein Handy.
„Ja?“
„Er hat das verdammte Ding seit etwa einer Minute.“ Der Berber klang gehetzt.
„Gib ihn mir.“
Pause. Dann erklang wieder die Stimme des Berbers: „Er will nicht mit dir reden. Aber ich soll euch ausrichten ... hast du was zu schreiben?“
„Äh ... nein ...“
Geza reichte ihm wortlos einen Stift und ihr Moleskin.
„Schieß los“, forderte Mafro den Berber auf.
„N 48 51 562, E 2 23 548“, sagte der, und sein Tonfall ließ erahnen, dass ihn die Botschaft ebenso ratlos hinterließ wie Fronzac.
Nicht so die Wölfin. „Erinnern Sie sich noch an die Tote im Bois de Boulogne? Die Krankenschwester?“, rief sie überrascht.
„Léa Gerzon, klar“, sagte Mafro. „Aber was hat sie ...“
„Das sind Geo-Koordinaten“, erkannte Geza und riss ihr Smartphone aus der Tasche.
„Ein Dreckschwein bis zum Schluss“, knurrte Mafro in sein Handy. „Manet spielt Schnitzeljagd mit uns. Ich melde mich wieder.“ Er unterbrach die Verbindung, steckte sein Handy in die Tasche und eilte Geza nach, die sich nach links entfernt hatte, wobei sie das Smartphone vor sich hielt wie ein Wünschelrutengänger sein Holz. Vom Chemin Bernard ging es auf den Chemin Serré, den sie nordwärts hastete. Mafro folgte ihr atemlos, bis sie an der T-Kreuzung mit der Avenue Casimir Périer unvermittelt stehenblieb. Etwa sechzig Meter rechts vor ihnen lag das Grabmal Frederic Chopins.
Aber die Wölfin und Mafro hatten nur Augen für ein in Teilen schon zerfallenes Mausoleum auf halbem Weg zur Gruft des berühmten Komponisten. Auf dem Steindach dieses Grabgebäudes erhob sich eine von der Zeit und dem Smog der Seine-Metropole geschwärzte, moosüberwachsenen Steinstatue eines Engels. Unendlich viele Regengüsse hatten den Bereich unter seinen Wangen dunkel gefärbt, so dass es aussah, als weine er schwarze Tränen. Einer seiner Finger war wegweisend gen Himmel
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