Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)
ist nicht möglich. Wie Ihnen Ihr Kollege schon sagte, haben wir ihn massiv sediert ...“
„Dann spritzen Sie ihm etwas, das ihn wachmacht.“
„Der Mann hat starke Schmerzen. Außerdem hat er Rechte – und ich einen hippokratischen Eid geleistet ...“
„Doktor ... er hat irgendwo auf dem Père Lachaise eine Frau versteckt“, flehte Mafro. „Wenn Sie mir jetzt nicht helfen, verhungert uns diese junge Frau.“
„Verdurstet“, sagte Dr. Masoud mechanisch.
„Bitte?“
„Der Mensch verdurstet, ehe er verhungert.“ Am anderen Ende herrschte einen quälend langen Augenblick lang Schweigen. Dann sagte die Ärztin: „Geben Sie mir einen Moment.“
Der Moment dauerte unendliche vier Minuten, in denen Mafro undeutlichen Geräuschen vom anderen Ende der Stadt – es hätte auch das andere Ende des Weltalls sein können – lauschte. Endlich hörte er zwei, drei rasselnde, schmerzerfüllte Atemzüge. Er hätte nicht sagen können, dass es ihm leid tat ...
Dann erklang Manets krächzende Stimme aus dem Handy. Mafro winkte Geza heran und schaltete auf Lautsprecher.
„Ah wie schön, der Ritter in der strahlenden Rüstung und die Begleiterin des Helden sind auf dem Totenanger angelangt, um die Jungfer vor ihrem unausweichlichen Schicksal zu erretten, und sie benutzen das magische Artefakt, um mich fernmündlich daran teilnehmen zu lassen. Wie schön. Woran gebricht es dir?“
Von Manets geistiger Gesundheit war eindeutig nicht mehr allzu viel übrig. Dem Gedanken konnte er sich jetzt aber gerade nicht widmen – er hatte wahrlich Wichtigeres zu tun. Er sagt beschwörend:
„Kris, du hast selbst gesagt, wir haben nicht mehr viel Zeit. Wie sollen wir Zoë in diesem Gewirr aus Bäumen, Wegen und Grabsteinen finden?“
Sein Blick huschte über den riesigen, unübersichtlichen Friedhof, der mit Ausnahme zweier alter Friedhofsgärtner, die in ihrer Arbeitskleidung aussahen, als seien sie seit Gründung des Lachaise hier tätig, wie ausgestorben dalag.
„Ach, ein bisschen Zeit bleibt euch sicher noch, also kein Grund zur Panik“, antwortete Manet mit einem leisen, keuchenden Lachen. Sollten sie doch suchen. Der große Plan lief, und ob er lebte oder starb, wenn Mafro und die verfluchte Deutsche sie retteten, würde Zoë Ionesco der Nachwelt seinen Ruhm verkünden.
Anderthalb Stunden ... Mafro wurde kurz schwarz vor Augen. Er hatte ewig nicht geschlafen, und sein Körper erinnerte ihn unmissverständlich daran.
„Bitte, Kris ... bitte hilf mir.“ Er hörte angewidert, wie seine eigene Stimme klang: hilflos, vollkommen erschöpft, besiegt.
„Ich habe an meine Frau gedacht, als ich sie versteckte ... an meine Frau ... sie war doch mein Ein und Alles ...“ Manet war kaum mehr zu verstehen.
„Kris? Kris?“, schrie Mafro in das Handy in seiner Hand. Doch sein Gesprächspartner hatte die Verbindung unterbrochen.
„Seine Frau!“, rief die Wölfin. „Marie-Ange ... sein Engel! Das muss es sein! Wir brauchen ein größeres Grabmal mit dem Relief oder der Statue eines Engels ... er muss sie darin versteckt haben!“
Sie rannte los.
Mafro schloss sich ihr mit letzter Kraft an, und auch die beiden Uniformierten aus dem Streifenwagen sprinteten los. Doch schon nach wenigen Minuten wurde ihnen klar, wie sinnlos dieses Unterfangen war: Engel in allen Variationen, von schönen, starken Engelmännern über weinende Frauen mit Engelsflügeln bis hin zu grinsenden, fetten Putten, waren offenbar nach dem Kreuz das Lieblingsmotiv der sakralen Steinmetzkunst.
Mafro ließ sich gegen einen Grabstein sacken, nach dem kurzen Adrenalinschub und der Erkenntnis der Vergeblichkeit ihres Tuns jetzt noch viel erschöpfter als zuvor. Geza gesellte sich zu ihm. Die beiden Flics hielten respektvollen Abstand.
„So
Weitere Kostenlose Bücher