Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)
erhoben, der andere zeigte direkt nach unten auf das Mausoleum.
Mafro lief es eiskalt über den Rücken ... dieses Grabmal hatte er als Bild an der Fotowand in Manets Folterkeller gesehen, aber sie hatten bisher noch nicht die Zeit gefunden, sich näher mit der perversen Bildersammlung zu befassen. Er mobilisierte die letzten Kraftreserven, hetzte um das kleine Steingebäude herum und fand wie erwartet auf der Rückseite eine verbeulte, verrostete Eisentür. Eine ebenso rostige Stahlkette hing nutzlos daran herunter. Kaum war Geza neben ihm, warf sich Mafro mit der Schulter dagegen und ließ sich vom eigenen Schwung ins Innere tragen.
Drinnen herrschte ein seltsames Dämmerlicht. Die Nachmittagssonne, die durch die Überreste eines farbigen Mosaikfensters mit der Darstellung einer gen Himmel strebenden Taube mit Ölzweig im Schnabel fiel, tauchte das morbide Szenario in ein fahlbuntes Licht. In der Mitte des Raums erhob sich grau ein Podest aus Stein, davor war ein für den beengten Platz überdimensional wirkendes, vollkommen verrostetes Gitter im Boden eingelassen. Die Scherben mehrerer tönerner Urnen lagen auf dem Podest verstreut, in einer Ecke gammelten ein mumifizierter Rosenstrauß und trockene Blätter. Alles war mit einer dicken Staubschicht bedeckt.
„Sie ist nicht hier“, sprach Mafro mit dumpfem Entsetzen das Offensichtliche aus. Er taumelte vor Erschöpfung und musste sich an der Wand festhalten.
„Warten Sie ... kommt Ihnen das nicht komisch vor?“, fragte Geza.
„Was?“, fragte Mafro geistesabwesend.
„Dieses Gitter. Ein Abflussgitter. In einem geschlossenen Mausoleum. Welche Ströme sollen denn hier durch ein so überdimensioniertes Gitter abfließen? Für das bisschen Regnen, das hier eindringt, hätte es etwas viel Kleineres durchaus getan ...“
Wie elektrisiert fuhr Mafro hoch und sah sich mit neuem Elan um.
„Sie haben recht ... und sehen Sie, da: Das Gitter selbst ist gar nicht staubig ... und da an der Wand führt ein schmaler Streifen direkt zum Gitter, da ist etwas durch den Staub geschleift worden.“
„Oder jemand“, versetzte die Wölfin. Kaum hatte Mafro diesen Gedanken realisiert, nahm er alle Kraft zusammen und beugte sich zum Gitter. Ein kräftiger Zug – und er landete auf dem Hosenboden, denn das Gitter löste sich viel leichter aus seinem Rahmen, als er gedacht hatte.
Darunter führte ein rundgemauerter Schacht nach unten, in den Metallsprossen als Tritthilfen eingelassen waren.
„Was ist das denn?“, flüsterte Geza atemlos und starrte nach unten.
„Das“, sagte Mafro, „ist leicht zu beantworten. Es handelt sich um einen der zahllosen nicht allgemein zugänglichen Einstiege in die Katakomben von Paris.“
Mafro lieh sich von einem nahen Grab eine Grableuchte und zündete sie an. In dem schwachen Lichtschein kletterten sie die Sprossen hinunter. Unten angekommen folgten sie dem Labyrinth von engen, dunklen Gängen, immer bemüht, die Richtung nicht zu verlieren. Dabei führte sie der Weg immer wieder an kunstvoll aufgeschichteten Schädeln und sonstigen Knochen vorbei. Die Grableuchte warf unheimliche Schattenbilder an die Stollenwände. Im Laufen klärte Mafro die Wölfin auf, dass die Katakomben durch ehemalige Steinbrüche unter der Stadt entstanden waren und ein Teil davon vor rund zweihundertfünfzig Jahren und bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts als unterirdisches Beinhaus diente. „Hier unten liegen die Gebeine von etwa sechs Millionen Parisern.“
„Unglaublich ...“, hauchte Geza. Sie hatte von diesem Ort natürlich gehört, war aber noch nie hier unten gewesen. Aber wo war Zoe, würden sie sie hier überhaupt finden?
Der Gang, dem sie folgten, verlief in einer
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