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Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)

Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)

Titel: Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hoffmann
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be­kam sie ein­fach nicht aus dem Kopf. We­der tags­über, wenn er hier oder auf dem Re­vier blick­los aus dem Fens­ter starr­te, noch nachts in sei­nen Träu­men. Über­haupt, die Träu­me … kei­ne Nacht ver­ging, ohne dass er hoch­fuhr, schweiß­ge­ba­det, das Kopf­kis­sen nass von Trä­nen, weil er im Traum wie­der Kyl ge­hal­ten, wie­der sein Blut ge­ro­chen, wie­der zu­ge­se­hen hat­te, wie der Klei­ne sein Le­ben aus­hauch­te …
    Mafro öff­ne­te die Bal­kon­tür und trat hin­aus in die Schne­e­nacht. Die kal­te Win­ter­luft spen­de­te ihm selt­sa­mer­wei­se ein we­nig Trost. Er merk­te gar nicht, wie sich Schnee auf sei­nem Kopf und sei­nen Schul­tern sam­mel­te, wie sein Haar lang­sam feucht wur­de. Lang­sam hob er den Kopf, blick­te in den schnee­wol­ken­ver­han­ge­nen Him­mel, der sich über der schla­fen­den Stadt er­streck­te. Die Lich­ter der großen Stadt färb­ten den Nacht­him­mel ei­gen­ar­tig grau-rosa. Er lieb­te sei­ne Stadt – Pa­ris, die Stadt der Lie­be an der Sei­ne. Mafro merk­te, wie er in Ge­dan­ken ab­rutsch­te, sich ent­fern­te von Kyl und Zoë, von Blut und ei­ner ge­stei­nig­ten jun­gen Frau, die an der Uni­ver­sité Pa­ris Ou­est Jura stu­diert hat­te, von ih­rem bes­tia­li­schen Mör­der. Ei­nem Mör­der, den sie nie ge­fasst hat­ten und der viel­leicht im­mer noch ir­gend­wo da drau­ßen lau­er­te.
    Sein Blick wan­der­te tiefer, auf die dunklen Häu­ser­fron­ten im In­nen­hof sei­nes Blocks. Wä­sche­lei­nen spann­ten sich quer dar­über und wur­den tags­über auf quiet­schen­den Rol­len ein­ge­holt. Sport­tri­kots, Jeans, Socken und mehr oder we­ni­ger schö­ne Un­ter­wä­sche gab es da zu be­stau­nen, und nicht sel­ten amü­sier­te er sich über sei­ne meist fremd­län­di­sche, ge­lieb­te Nach­bar­schaft. Gut ein Jahr zu­vor war er ein­mal durch un­de­fi­nier­ba­re Ge­räusche ge­weckt wor­den, und als er auf den Bal­kon trat, er­blick­te er ei­ni­ge tu­ne­si­sche Nach­barn, die ge­ra­de mit­ten im Hof ein Schaf scho­ren. Ge­ra­de im Som­mer war hier viel los auf den Straßen, und alle Kul­tu­ren der Erde misch­ten sich in sei­nem Vier­tel. Da­für lieb­te er das Quar­tier La­tin – fern­ab der in­zwi­schen hip und tou­ris­tisch ge­wor­de­nen größe­ren Bou­le­vards gab es hier im­mer et­was zu er­le­ben und zu erzählen, es wur­de nicht lang­wei­lig, und wenn doch, muss­te man sich nur eine Wei­le auf den Bal­kon stel­len. Nachts hat­te der Blick vom Bal­kon al­ler­dings et­was Be­droh­li­ches. Dunkle Backstein­mau­ern und we­ni­ge er­leuch­te­te Fens­ter, im Som­mer ab und an der vor­bei­hu­schen­de Schat­ten ei­ner Fle­der­maus und die Ge­räusche ei­nes weit ent­fernt vor­bei­fah­ren­den TGV, ge­paart mit der fast un­heim­li­chen Stil­le nach drei Uhr in der Frühe, konn­ten schon ein we­nig Gän­se­haut er­zeu­gen.
    Mafros Ge­dan­ken dreh­ten sich wie eine Ge­bets­mühle: „Ir­gend­wo da drau­ßen bist du. Warum hast du das ge­tan und warum ha­ben wir dich nicht ge­fun­den?“
    Aus der Kü­che er­tön­te ein durch­drin­gen­des „Ping“. Das wa­ren schnel­le sieb­zehn Mi­nu­ten ge­we­sen ...
    „Die Lasa­gne ist fer­tig“, ver­kün­de­te sei­ne Be­su­che­rin mit ih­rem kaum merk­ba­ren und ge­ra­de des­halb un­wi­ders­teh­li­chen deut­schen Ak­zent und er­hob sich mit ei­ner flie­ßen­den Be­we­gung aus dem grü­nen Bro­kat­ses­sel. „Ich packe sie mal auf Tel­ler.“
    Sie woll­te hin­über in die Kü­che ge­hen. Mafro dreh­te sich so rasch um, wie es ihm sein be­reits wie­der al­ko­hol­ver­ne­bel­ter Geist ge­stat­te­te, pack­te sie am Arm – der Pull­over fühl­te sich weich an, und sie roch ver­dammt gut, re­gis­trier­te er – und hielt sie zu­rück.
    „War­ten Sie“, sag­te er leid­lich ar­ti­ku­liert, aber mit un­ver­kenn­bar schwe­rer Zun­ge. „Sie … Sie sind dran. Wer sind Sie, und was wol­len Sie ei­gent­lich ver­flucht noch mal von mir?“
    Sie sah ihm mit die­sen selt­sa­men grü­nen Au­gen zum ers­ten Mal voll ins Ge­sicht.
    „Mein Name ist Geza Wolf. Mei­ne Freun­de – und zu­neh­mend auch mei­ne Fein­de – nen­nen mich gern mal ‚die Wöl­fin‘. Ich kom­me aus Deutsch­land,

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