Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)
besser gesagt: Sie war es. Sie hat mich vor drei Wochen verlassen.“
Was er ihr nicht verriet, war der Grund für Zoës Entscheidung Schluss zu machen: Sie hatte sich das Elend nicht mehr länger anschauen wollen. Eigentlich hatte Zoë ihn innerlich bereits viel früher verlassen, im Herbst des vergangenen Jahres, zu der Zeit, als das Schweigen immer als Gast mit ihnen am Tisch in der Wohnküche gesessen hatte. Sie brauche dringend mal eine Auszeit, hatte sie damals gesagt und sich dann mit einem anderen Mann vergnügt, was sie ihm später gestanden hatte, als sie merkte, dass Mafro ihr doch viel bedeutete. Früher, vor der Sache mit Kyl, wäre es für ihn unvorstellbar gewesen, es nach so einem Geständnis noch einmal mit ihr zu probieren. Ein Kuss eines anderen Mannes hätte genügt, sich von seiner Freundin zu trennen, aber er hatte sich damals, als sie ihm kurz vor Weihnachten, also vor etwas über einem Jahr, reinen Wein eingeschenkt hatte, gefragt, ob Sex, also eine rein körperliche Sache mit einem anderen Mann, es wert sei, die große Liebe aufs Spiel zu setzen. Schließlich hatte er sich dafür entschieden, sich und Zoë eine zweite Chance zu geben.
„Wir hatten im Herbst, Winter letzten Jahres eine ziemliche Krise“, nahm Mafro den Faden wieder auf. „Danach versuchten wir, die Sache zu klären und uns über alles aussprechen, Sie wissen schon, Erdbeerteegespräche und so, aber wir haben beide ziemlich schnell bemerkt, dass das im Grunde ein hoffnungsloses Unterfangen war. Der Bruch war nicht zu kitten, auch wenn wir es fast ein Jahr probiert haben, und aus scheinbaren Kleinigkeiten entwickelten sich große Probleme. Wir fingen an, aneinander vorbei zu leben.“
„Ich verstehe, was Sie meinen“, sagte seine geheimnisvolle Besucherin und nahm mit einer ihrer elegant fließenden Bewegungen wieder in dem Sessel ihm gegenüber Platz. „Irgendwann ist man dann außerstande, die Wünsche und Bedürfnisse des Partners zu achten, weil man sie gar nicht mehr zu erkennen vermag.“
Mafro starrte sie mit offenem Mund durch die Schwaden blauen Zigarettendunstes an. Genau so war es gewesen. Er fingerte eine Gauloise aus seiner eigenen Schachtel. Er war noch mit Anzünden beschäftigt – sein Einwegfeuerzeug lag wie scheinbar alle, die er besaß, in den letzten Zügen – da stellte sie eine Frage, die ihn komplett aus der Bahn warf.
„Lieben Sie sie noch?“
Zu seiner eigenen Überraschung hörte er sich sagen: „Sehr: Jeden Tag renne ich den Erinnerungen aus vergangenen, schönen Zeiten hinterher, ohne sie wieder aufleben lassen zu können.“ Mafro nahm einen tiefen Zug und schüttelte traurig den Kopf. Dann fuhr er fort: „Ich kann sie einfach nicht loslassen. Ich hoffe trotz allem immer noch, dass sie irgendwann den ersten Schritt auf mich zugehen wird, und alles wird wieder gut.“
„Warum sollte sie das tun?“, fragte die Fremde nüchtern.
„Hören Sie mal“, fuhr Mafro auf, „schließlich hat sie mich betrogen und nicht umgekehrt …“ Scheiße. Das hatte er nicht sagen wollen.
„Aber das war nicht der Grund, warum sie Sie verließ, oder?“, hakte die Fremde nach. „Es ging nicht um einen unverarbeiteten Vorfall von Untreue.“
‚Unverarbeiteter Vorfall von Untreue. Interessante Formulierung‘, dachte Mafro. Laut sagte er:
„Sie haben recht. Sie … sie ging, weil sie es nicht mehr aushielt mit mir. Mein ... mein Leben ist damals ziemlich aus den Fugen geraten. Ist es immer noch. Aus den Fugen, meine ich.“ Dann, trotzig: „Seither saufe ich … und Sie sehen ja selbst, wie es hier aussieht.“
„Ja“, antwortete sie und schien seltsamerweise amüsiert. „Ich lebe hier in Paris bei einer guten Bekannten, einer Kollegin. Das nächste Mal treffen wir uns dort.“ Eine Kunstpause. Dann: „In Ihrer
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