Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)
die Fassade durch die Fenster Zutritt zum ersten Obergeschoss des Mehrfamilienwohnhauses verschafft hatten. Auf der Plattform stand ein weiterer Feuerwehrmann; auf den Armen hatte er den erschlafften Körper einer Frau. Mafro ging schwankend zu dem Wagen mit Drehleiter hinüber. Der Feuerwehrmann reichte die Frau – sie war nackt, rußverschmiert und hatte großflächige Brandwunden – an zwei herbeigeeilte Sanitäter weiter, die sie ihm behutsam abnahmen.
„Wo wollen Sie eigentlich hin?“, hörte Mafro hinter sich die Stimme eines der Feuerwehrleute, der offenbar nicht einsah, warum der seltsame Mann aus dem Hausflur sich in Richtung der geborgenen Frau bewegte.
Da tauchte wie eine Erscheinung die deutsche Psychologin an seiner Seite auf, legte dem Feuerwehrmann die Hand auf die Schulter und sagte mit ihrem unsagbar charmanten Akzent: „Wir sind von der Polizei, Herr Kollege.“
„Das ist Commissaire Fronzac“, fuhr Geza fort und wies auf Mafro, „und ich bin … Polizeipsychologin.“
Er musterte sie ausgiebig. Dann knarzte er: „Na schön. Dann können Sie mir doch sicher auch sagen, warum Ihr Kollege hier unbedingt die Radieschen verfrüht von unten betrachten will, Frau Dr. Freud.“
„Freud war ein sexistischer Idiot“, versetzte Geza. Dann musterte sie ihr Gegenüber mindestens genauso ausgiebig von oben bis unten, wie er es zuvor bei ihr getan hatte, und setzte hinzu: „... Caveman.“
„Sie hat …“, wandte sich Mafro an Geza, doch ein Hustenanfall unterbrach ihn. „Sie hat mich zu Hause angerufen – und dann hat sie da drinnen um Hilfe gerufen, als ich ins Treppenhaus kam.“
„Dass sie Sie angerufen hat, sagten Sie ja schon am Telefon“, antwortete Geza. Mit zwei weiteren langen Schritten war sie bei einer kleinen Menschentraube, die sich um einen Notarzt gebildet hatte, der an Ort und Stelle auf dem Gehsteig versuchte, die Nackte wiederzubeleben.
„Wer ist sie? Wissen wir das schon?“, fragte sie niemanden Bestimmten.
„Keine Auskünfte an die Presse“, sagte der hochkonzentriert arbeitende Mediziner, ohne aufzublicken. Geza runzelte die Stirn.
Sie warf Mafro einen auffordernden Blick zu. Der war zwar nicht sicher, ob er etwas würde ausrichten können, wenn die Beamten hier vor Ort von der Wölfin unbeeindruckt waren, kam aber heran. Mit einer unmerklichen Kopfbewegung verwies sie ihn an einen älteren, graumelierten Feuerwehrmann, einen der beiden, die inzwischen von der Rettungsplattform heruntergestiegen waren. Er stand am Rande des kleinen Menschenauflaufs, hielt seinen Helm in einer Hand und wischte sich mit der anderen den Schweiß von der Stirn.
Mafro beeilte sich, ihr nachzukommen, griff in die Gesäßtasche und holte seine Brieftasche heraus. Er klappte sie auf und zeigte seinen Dienstausweis in die Runde. „Police Judiciaire, meine Herrschaften. Commissaire Maxime Fronzac. Ich leite hier die Ermittlungen.“ Das war glatt gelogen, aber er hoffte, es würde niemand nachfragen.
Die Wölfin erkannte ihr Stichwort, kam näher und sagte: „Dr. Geza Wolf, Polizeipsychologin. Ich bin in dieser Angelegenheit beratend tätig.“
Ehe jemand etwas dazu sagen konnte, wandten alle ihre Aufmerksamkeit dem vor ihnen am Boden kauernden Notarzt zu, der unerwartet einen unartikulierten Fluch ausstieß. Er sah auf und schüttelte langsam und traurig den Kopf.
Geza wandte sich ab und starrte in die Flammen. Mafros Blick fiel auf die übel zugerichtete Frauenleiche. Er konnte ihn für eine ganze Weile nicht wieder abwenden. Niemand hatte sich bisher die Mühe gemacht, ihr die Augen zu schließen, und darin war nacktes Grauen zu lesen. Sie war hübsch gewesen … ein wenig mollig, aber Mafro mochte das
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