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Der Facebook-Killer

Der Facebook-Killer

Titel: Der Facebook-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hoffmann , Thommy Mardo
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erste gemeinsame Wohnung gezogen und hatten von Kindern geträumt, doch dieser Wunsch sollte ihnen verwehrt bleiben. Sie hatten sich beide untersuchen lassen, waren von Arzt zu Arzt gezogen, aber bei beiden gab es keine physischen Ursachen für die Kinderlosigkeit. Sie hatten es weiter versucht, bis es krampfhaft geworden war, bis sich ihr ganzes Leben irgendwann nach Marie-Anges fruchtbaren Tagen gerichtet hatte, aber ohne Erfolg. Marie-Ange hatte sehr unter dieser Tatsache gelitten, doch für ihn war es das Wichtigste gewesen, mit ihr zusammen zu sein, und so hatte er sich relativ bald mit den Umständen abgefunden. Ganz anders Marie-Ange. Sie hatte angefangen, im Bett experimentieren zu wollen.
    Seine verklemmte Sexualität, die er wohl seiner verkorksten Kindheit verdankte, führte von Zeit zu Zeit zu Spannungen, aber ansonsten hatte es nie nennenswerte Probleme gegeben. Klar, sie hatte damals schon von offener Beziehung geredet, aber das hatte er einfach höflich, aber bestimmt abgelehnt. Dann hatte er ihr seinen Antrag gemacht, so richtig schön altmodisch mit Rose und Niederknien und Ringüberreichen. Nach der Hochzeit waren sie in ein schönes Häuschen in der Nähe des Jardin du Luxembourg gezogen und hatten ein unbeschwertes Leben geführt. Es hatte ihnen an nichts gefehlt. Zwei Autos, im Sommer Flugreisen, im Winter Skiurlaub in der Schweiz.
    Er war selbstständiger Programmierer gewesen und seine geliebte Frau mittlerweile Lehrerin an ihrer alten Schule. Gleich nach dem Eintritt ins Lehrerkollegium war sie Vertrauenslehrerin geworden. Sie hatte damit geliebäugelt, den stellvertretenden Direktor in seinem Posten zu beerben, der nur noch wenige Jahre vor der Pensionierung stand.
    Zum ersten Mal im Leben hatte er sich fallen lassen können, er hatte die Zeit mit Marie-Ange über alle Maßen genossen und ihr in allen Bereichen des Lebens blind vertraut – was für ihn nicht selbstverständlich war, denn er hatte früh gelernt, niemanden zu nahe an sich heran zu lassen. Nicht, dass sie etwas Konkretes über sein Vorleben gewusst hätte. Sie hatte oft versucht, zu diesem Thema mehr zu erfahren, war das eine oder andere Mal regelrecht in ihn gedrungen, aber er hatte einfach nicht darüber sprechen können. Doch Marie-Ange hatte viel Verständnis für ihn gehabt, und oft hatten sie nächtelang auf der Couch gesessen oder im Bett gelegen, und sie hatte ihm einfach nur zugehört, ihn in den Arm genommen oder versucht, ihm mit Ratschlägen zu helfen. Er hatte sich oft in den Schlaf geweint in diesen Jahren. Sie hatte ihn zu einer Therapie gedrängt … und irgendwann hatte er keinen mehr hochgekriegt.
    Was er ihr nicht hatte sagen können: Im Alter von sechs Jahren hatte er von seinem Vater die erste brutale Tracht Prügel bekommen, an die er sich erinnern konnte. Für eine Nichtigkeit. Mit einem Kochlöffel. Seine Eltern waren streng religiös gewesen, vor allem seine Mutter, und hatten dies auch in seine Erziehung mit einfließen lassen. Mehr noch, oft hatten sie ihm die Religion regelrecht eingetrichtert. Aber seine Mutter hatte es wenigstens bei stundelangen Tiraden, Ermahnungen und Schelte belassen. Handgreiflich war immer nur sein Vater geworden.
    Sein Vater hatte oft zu viel getrunken und war dann immer ausfällig geworden, nicht nur ihm, sondern auch seiner geliebten Mutter gegenüber. Hatte sie beschimpft und gedemütigt. Im Suff war ein Hass auf die Welt aus ihm herausgebrochen, der ganz sicher nicht gottgefällig gewesen war. Ihn hatte er dann häufig mit einem Stock oder seinem Gürtel verprügelt, und so hatte er ein zwiespältiges Verhältnis zur Religion entwickelt. Sie war ihm als Knabe Trost und Schreckensbild zugleich gewesen. So vieles hatte er nicht begriffen, damals … Wie konnte man Nächstenliebe predigen und gleichzeitig seine Nächsten schlagen? Wie konnte einer so hassen, der an Jesus zu glauben behauptete, der doch die Liebe in Verkörperung war, wie seine Mutter immer sagte? Und wenn Gott ein lieber Gott war, wie man es ihm im Kindergottesdienst einzureden versuchte, warum ließ er dann zu, dass der Vater ihn für nichts und wieder nichts ungestraft grün und blau schlug?
    Er verstand oft die Welt nicht mehr und baute sich eine eigene Traumwelt, in die er sich immer häufiger zurückzog. Dort gab es Engel und mutige Krieger und alle Gestalten aus den Märchen, die er im Kindergarten erzählt bekommen hatte. Dort traf er auch Gott, den er sich gemäß der Erzählungen der Mutter als

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