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Der Fälscher: Kriminalroman (German Edition)

Der Fälscher: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Fälscher: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Rademacher
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mir den Besuch in der Bruchbude des Einbeinigen genauso sparen können wie die Reise nach Travemünde!«
    »Die Ostsee ist doch schön.« Der Lieutenant hebt entschuldigend die Hände. »Aber ich durfte nichts verraten, selbst Freunden gegenüber, Befehl von ganz oben. Sie können sich die Aufregung im Hauptquartier vorstellen: Wir schaffen unter höchster Geheimhaltung und Absicherung neues Geld aus Amerika heran – und das taucht in Hamburg auf dem Goldbekplatz auf, noch während wir die Scheine in den Tresoren stapeln.«
    »Sie haben eine undichte Stelle.«
    »Und zwar sehr nah an der Quelle. Zum Glück tröpfelte es nur hinaus.«
    »Eigentlich ist es jetzt nicht mehr so wichtig, den Täter zu finden. Am Sonntag halten wir alle diese Lappen in den Händen. Die paar Pfennigscheine werden das Vertrauen in das neue Geld nicht zerstören.«
    »Ab Sonntag würde es aber auch nicht mehr auffallen, wenn aus dieser undichten Stelle nicht mehr nur Tropfen austreten, sondern sich ein wahrer Strom ergießt. Jeder Deutsche erhält ein Kopfgeld von vierzig Mark. Was wird geschehen, wenn plötzlich auf dem Goldbekplatz vierhundert Mark auftauchen? Oder viertausend?«
    »Die neuen Lappen wären so viel wert wie die alten Lappen.«
    »Ich will diesen Kerl noch immer festsetzen.«
    »Und ich habe die ganze Zeit nach einem Fälscher gesucht, einem Drucker oder einem Künstler. Vielleicht ist es eher ein englischer Militärpolizist.«
    »Ein Engländer, selbst in Zivil, würde auf dem Schwarzmarkt am Goldbekplatz auffallen wie ein Sherman auf dem Parkplatz bei Ascot. Unser Mann ist ein Deutscher.«
    »Nehmen wir an, wir haben es mit einem Einheimischen zu tun. Und was dann?«
    »Sie haben einen Verdacht?«
    Stave schüttelt müde den Kopf. »Nein. Es gibt noch keinen Verdächtigen.«
    »Aber eine erste Spur? Verraten Sie mir etwas?«
    »Geht nicht. Befehl von ganz oben.«
    MacDonald blickt ihn einen Moment verblüfft an, lacht laut auf und schlägt ihm auf die Schulter. »Geschieht mir recht. Halten Sie mich trotzdem auf dem Laufenden?«
    »Ohne Sie bin ich sowieso aufgeschmissen«, erinnert ihn der Oberinspektor.
    »Richtig. Die Sache Harlan. Ihr anderer Fall. Sie dürfen ihn morgen befragen. Genauer: Wir dürfen ihn befragen. Ein Engländer muss dabei sein. Frau Söderbaum hat darauf bestanden.«
    »Das heißt, dass Harlan und seine Frau bereits wissen, dass ich sie verhören will?«
    »Das ließ sich nicht vermeiden. Sie ahnen allerdings nicht, warum sich ein Oberinspektor der Kriminalpolizei für sie interessiert. Könnte mir denken, dass sie das nervös macht.«
    »Wenn ich Harlans Vergangenheit hätte, wäre ich auch nervös.«
    Ein paar Minuten später rumpelt der Jeep auf den geflickten Straßen Richtung Winterhude. Stave fällt zum ersten Mal auf, wie viele Ruinen inzwischen mit provisorischen Flachdächern geschützt sind.
    »Es geht voran«, ruft MacDonald munter, der dem Blick des Oberinspektors gefolgt ist. »Jetzt noch das neue Geld – und in zehn Jahren seit ihr Deutschen bereit für die nächste Runde.« Er lacht.
    »Vielleicht kämpfen wir zur Abwechslung mal Seite an Seite statt gegeneinander.«
    »O ja – gegen Onkel Joe. The Road to Moscow. Die Kameraden von der US Army wollen, wie ich höre, ihre indianischen Scouts gegen ein paar Landser austauschen. Die kennen ja schon den Weg.«
    »Hinein nach Russland und auch wieder heraus.« Stave denkt an seinen Sohn, den die Ostfront die besten Jahre seiner Jugend gekostet hat. In zehn Jahren, rechnet er im Geiste, ist Karl gerade dreißig. Jung genug, um den ganzen Schlamassel noch einmal mitzumachen. Hört das denn nie auf?
    Er gibt sich einen Ruck. »Ich möchte Sie noch etwas fragen. Etwas Persönliches«, beginnt er.
    Der Lieutenant blickt konzentriert durch die nasse Windschutzscheibe, als kreuzte er den verkehrsumtosten Piccadilly Circus und führe nicht durch die verlassenen Straßen einer zertrümmerten Stadt. »Wenn Sie nicht wissen wollen, wie Sie mir Erna ausspannen können, werde ich Ihnen jede Frage beantworten.«
    »Es geht tatsächlich um eine Frau. Anna von Veckinhausen.« Der Kripo-Mann hält die Luft an, nachdem er ihren Namen ausgesprochen hat. Er hat nie zuvor mit dem Lieutenant über sie geredet, weiß nicht einmal, ob der Engländer etwas von ihrem früheren Verhältnis ahnt.
    »Ihre Freundin«, stellt MacDonald rundheraus fest.
    »Das ist eine komplizierte Geschichte.«
    »Jede anständige Frauengeschichte ist eine komplizierte

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