Der Fänger
zudem war das Haus auch nicht so hoch.
Das alte Holz bewegte sich knarrend, als wir hochstiegen. Es war ruhig im Haus. Man konnte sich kaum vorstellen, dass dieses Hotel ausverkauft war. Es brannte nicht mal Licht in den düster wirkenden Gängen. Aber es war auch Musik zu hören, allerdings eine Etage höher. Robbie Williams sang.
Die Treppe wurde schmaler und schien direkt bis unter das Dach zu führen. Jedenfalls erreichten wir einen Flur mit schrägen Wänden und kleinen lukenartigen Fenstern, die allesamt geschlossen waren.
Zwei Türen standen zur Auswahl. Wir mussten die linke nehmen. Auf dem Schlüssel hatte ich die Zahl 20 eingraviert gesehen, und genau diese Zahl las ich auf dem Holz der Tür.
Sie war tatsächlich offen. Ich stieß sie auf und übertrat die Schwelle. Wir gelangten in eine kleine Kammer mit schrägen Wänden. Eine an der rechten Seite abgeschrägte Nebentür führte in eine enge Nasszelle mit Toilette und einer kleinen Dusche.
Natürlich passte sich auch das Fenster der Zimmergröße an und war entsprechend klein. Die Decke war mit Holz verkleidet worden und hatte die gleiche Farbe wie der schmale Schrank an einer Wandseite. Das Bett war frisch bezogen. Überhaupt wirkte der Raum doch sauber, auch wenn der braune Teppichboden nicht sehr schön wirkte.
Ich trat einen Schritt zur Seite und blickte schräg gegen die Decke, weil mir etwas aufgefallen war. Beim zweiten Hinsehen stellte ich fest, dass ich mich nicht getäuscht hatte. Dort gab es tatsächlich eine Klappe. Sie war mit einer Metallöse bestückt und hätte eigentlich in den Flur gehört, denn oft genug sah man dort diese Zugänge zu den Dachböden.
Suko hatte meinen Blick bemerkt. »Interessiert dich die Klappe?«
»Ja.«
Er fasste an eine Stelle neben dem Schrank. Dort stand eine Stange aus Holz. An ihrem Ende war ein Haken angebracht worden, der genau in die Öse oben passte. »Sollen wir nachschauen?«
Ich lächelte. »Wenn wir schon mal hier sind...«
»Gut.«
Es dauerte knapp fünf Sekunden, dann hatte Suko die Klappe auf. An ihrer Innenseite war eine Leiter angebracht worden, die automatisch nach unten glitt.
Wir stellten uns unter die Öffnung, legten die Köpfe schief und schauten in die Höhe.
Es war nicht viel zu erkennen, weil auf dem Speicher kein Licht brannte.
»Willst du hoch, John?«
»Klar. Dachböden haben mich schon immer interessiert.«
»Okay, ich warte hier.«
Die Treppe sah zwar nicht besonders stabil aus, aber sie hielt mein Gewicht, auch wenn sich die Stufen leicht durchbogen. Ich blieb stehen, als ich in den Speicher schauen konnte.
Durch schmale, schräge Fenster sickerte Licht, wobei ein großer Teil von dem auf dem Glas liegenden Staub absorbiert wurde. Leer war dieser Speicher nicht. Ich drückte mich hoch, weil ich wissen wollte, was er verbarg.
Aufrecht hinstellen konnte ich mich nicht. Die Schrägen reichten bis zum Boden, und ich holte zunächst mal meine Leuchte hervor, in deren hellen Strahl der von mir aufgewirbelte Staub silbrig leuchtete.
Es gab auch nicht viel zu sehen. Keine geheimnisvolle Truhe, nur eine alte Kommode, deren Schubläden zum Teil aufgezogen waren, sodass ich hineinleuchten konnte. Klamotten lagen darin. Alte Lumpen, die sich auch auf dem Boden verteilten, als wären sie einfach nur vergessen worden.
An einer anderen Wandseite lagen alte Zeitschriften und Magazine in einem schmalen Regal.
Nichts, was uns weitergebracht hätte.
Aber da gab es trotzdem etwas, was mich störte und in mein für bestimmte Dinge empfindliches Riechorgan stieg.
Es roch scharf nach Tier und nach Schweiß. Ich sog einige Male die Luft ein.
Suko schien die Geräusche gehört zu haben, denn er rief mit halblauter Stimme: »Hast du Probleme?«
»Nein.«
»Okay.«
Ich leuchtete noch mal alle Ecken ab, ohne etwas zu entdecken, was ich als Quelle des Geruchs hätte ansehen können. Aber vor nicht allzu langer Zeit musste sich hier ein Tier aufgehalten haben.
Und noch etwas streifte durch mein Gehirn: Wir hatten auf dem nächtlichen Parkplatz ein Heulen gehört.
Hier gab es nun diesen Geruch.
Das Heulen hatte von einem Tier gestammt. Suko und ich hatten dann von einem Wolf gesprochen, ohne es richtig zu glauben. Aber mein Partner hatte auch an einen Werwolf gedacht, und genau daran musste ich denken, als mir dieser Geruch in die Nase stieg. Er könnte von einem Werwolf stammen.
»Bleibst du noch länger oben?«, rief Suko von unten.
»Nein, ich komme jetzt.«
Die Lampe steckte
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