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Der Faktor X

Der Faktor X

Titel: Der Faktor X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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Schleier zwischen ihm und den Ruinen, eine unwirkliche Aura über allem ließen es nicht zu.
    Die Linien des Blocks wanderten, bewegten sich, reichten vom Fuße des Blocks, auf dem er stand, bis weit hinein in den Sumpf. Das andere Ende dieser Ansammlung von Bauten, die er für eine alte Hauptstadt hielt, konnte er nicht ausmachen.
    Der Pelzige stand neben ihm und hinkte nun die erste Stufe hinunter. Diskan, immer noch unter Kontrolle, folgte ihm. Diese Stadt hielt ihn gefangen. Er mußte sich gewaltsam von dem Bild losreißen. Er wollte zurück in die sichere Unterkunft.
    Auf der letzten breiten Stufe blieben sie stehen. Wollte der Pelzige nun zum Sprung ansetzen – direkt hinein in den Morast zu den versunkenen Gebäuden? Aber er ließ sich mit einem Stöhnen nieder und sah ihn an. Diskan setzte sich abrupt, als er erkannt hatte, daß die Reise zu Ende war, denn der geistige Zwang war von ihm genommen. Er konnte sich umdrehen und die Treppe hinaufgehen, zurückkehren zu der Unterkunft – aber er war zu müde, sein ganzer Körper schmerzte, in seinem Kopf schien alles zu schwimmen.
    Ihr augenblicklicher Aufenthaltsort lag viel zu frei. Der Schnee hatte fast alles verweht, und wenn Wind aufkam, konnten sie hier erfrieren. Gerade als er trotz seiner Benommenheit diesen Gedanken gefaßt hatte, hob das Tier den Kopf und sah hinunter zu den Ruinen. In der Bewegung und in seinem Blick lag eine solche Dringlichkeit, daß Diskan ebenfalls hinübersah. Was sich näherte, hatte bereits ihre Plattform erreicht, ein schlanker Kopf hier, ein zweiter, ein dritter …
    Sie kletterten herauf, betrachteten ihren Artgenossen und dann Diskan mit jenem unwiderstehlichen, ruhigen Blick. Einer der drei kam näher, ließ sich neben dem Verwundeten nieder, suchte den ganzen Körper ab, als könne er die Art und Schwere der Verwundungen nur durch den Geruchssinn ausmachen. Dann begann er, die Wunden zu lecken.
    Der andere verschwand mit jenen blitzschnellen Bewegungen, die Diskan bei dem Kampf an seinem Begleiter beobachtet hatte. Er hatte das Wesen zu seinen Artgenossen gebracht, damit es Hilfe bekam, und sie oder es hatten ihn befreit. Es konnte ihre Intelligenz nicht länger in Frage stellen. Aber ihr Interesse an ihm war schon vor dem Kampf am Paß vorhanden gewesen. Konnte es sein, daß der Verwundete sich absichtlich für ihn in den Kampf gestürzt hatte?
    Diskan betrachtete die beiden Wesen mit dumpfer Verwunderung. Weder in ihrer Größe noch in der Farbe des Fells konnte er irgend einen Unterschied feststellen. Sie hätten Zwillinge sein können. Der Verwundete schien sich nun, im Vertrauen darauf, daß die Pflege seines Artgenossen ihn wieder herstellen würde, zufrieden entspannt zu haben.
    Eine huschende Bewegung am Rand der Plattform, ein Kopf tauchte auf. Der Neuankömmling trug mehrere Holzstücke in seiner scharfzahnigen Schnauze. Er kam herauf und ließ das Holz nicht weit vor dem Mann fallen. Und er war nicht allein – zwei weitere, die ebenfalls Äste trugen, folgten ihm. Auch sie kamen herüber und legten das Holz auf dem Stapel ab.
    Diskan wunderte sich nun über gar nichts mehr. Er brachte die Geschenke in die Nähe des Verwundeten und machte Feuer.
    Er öffnete seinen Sack mit den Vorräten. Wenn er den geschäftigen Pelzigen seine Vorräte anbot, blieb ihm vielleicht nur noch eine Mahlzeit übrig. Er zögerte, als er eine Dose herausholte und sah zu dem Verwundeten hinüber. Seine Besorgnis war unnötig. Ein Kopf tauchte im Feuerschein auf, hielt etwas zappelndes Silbernes in der Schnauze. Die Beute wurde vor dem Patienten abgelegt, der sie mit einem Prankenschlag völlig tötete und dann zu essen anfing.
    Diskan aß, schürte sein Feuer und beobachtete das Kommen und Gehen der Pelzigen. Er konnte die einzelnen Wesen nicht unterscheiden, die da kamen und gingen, konnte also auch nicht sagen, wie viele es waren. Derjenige, der sich um den Verwundeten kümmerte, war geblieben, hockte neben seinem Patienten, leckte hie und da seine Wunden.
    Gestärkt und erwärmt begann Diskan langsam, sich wieder besser zu fühlen. Um seine Gefährten zu prüfen, ging er ein paar Stufen hinauf. Sie schenkten ihm kaum mehr als flüchtige Aufmerksamkeit. Er war sicher, daß er gehen konnte, wenn er wollte. Aber warum sollte er das tun? Er hatte ein Feuer – und sie waren bereit, Feuerholz heranzuschleppen, damit er es die ganze Nacht über in Betrieb halten konnte. Sie hatten sich in keiner Weise feindlich gezeigt.
    Und –

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