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Der Faktor X

Der Faktor X

Titel: Der Faktor X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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sehen, aber er hörte deutlich die Nachricht, die durch die kalte, klare Schneeluft zu ihm heraufdrang.
    Diskan wünschte sich, Linsen zu haben, um feststellen zu können, was hinter dem Wald lag, den zu betreten er sich gefürchtet hatte.
    Stunden, die er nicht messen konnte, verrannen, und Diskan begann anzunehmen, daß die Befürchtungen, die er am Morgen gehegt hatte, grundlos gewesen waren. Die Stimme sprach in regelmäßigen Abständen ihre Nachricht; es gab keinerlei Anzeichen dafür, daß jemand seiner Fährte folgte. Es konnte genausogut sein, daß er tatsächlich der einzige Fremde auf diesem Planeten war. Aber er wollte nicht zu der Unterkunft zurückgehen, jedenfalls jetzt noch nicht. Es war kalt hier oben; er schien den ganzen Tag hier sinnlos zu vergeuden. Nun, wenn es Nacht wurde, konnte er ja zurückgehen. Er mußte es nur schlau anstellen und die gleiche Spur benützen …
    Es war so hart, hier zu sitzen und nur zu warten. Er musterte den Teil des Tales, den er einsehen konnte. Vielleicht war es eine gute Idee, über den Kamm weiterzugehen und sich der Unterkunft von der anderen Seite zu nähern. Diskan packte seine Vorräte wieder ein, schulterte sein Bündel und machte sich auf den Weg, wobei er darauf achtete, immer in Deckung zu bleiben, wenn er auch nicht wußte, wer sein Feind war oder warum er es für nötig hielt, sich überhaupt zu verbergen.
    Aber er hatte Beobachter, die nun leise triumphierten. Ihr Opfer war wieder unterwegs – und in der richtigen Richtung.

 
7
     
    Diskan mußte schon eine ganze Weile unterwegs gewesen sein, als er zwischen den Schneeflecken und dem spärlichen Pflanzenwuchs Anzeichen dafür entdeckte, daß er wieder einer Straße folgte – nicht einem Pfad, wie ihn Tiere trampeln würden, sondern einer aus Steinquadern gebauten Straße. In so schlechtem Zustand sich die alte Straße auch befand, sie bedeutete doch eine wesentliche Erleichterung für ihn und er kam rascher voran, wenn er auch etwas von seinem ursprünglichen Kurs abwich.
    Die Sendungen erreichten ihn nun als dröhnendes Geräusch, und er konnte die einzelnen Worte nicht mehr ausmachen. Überdies pfiff der Wind in den Säulenfelsen eine schrille Begleitmelodie dazu.
    Aber der Schrei, der ihn mitten im Schritt erstarren ließ, war weder auf die Stimme noch auf den Wind zurückzuführen. Die Straße führte in einen Einschnitt zwischen zwei Felsvorsprüngen, und am anderen Ende …
    Diskan duckte sich halb, packte seine hölzerne Waffe mit beiden Händen, die Spitze nach vorn gerichtet. Das Ding war groß, Viel größer als das Wesen, das ihn früher begleitet hatte. Es stand aufrecht, auf zwei stämmigen Hinterbeinen, die so dicht mit zottigem Fell bewachsen waren, daß sie völlig gerade schienen. Der Bauch hingegen war völlig nackt und von einem widerlichen, abstoßenden Gelb, mit kleinen Flecken übersät. Das Ganze war in Diskans Augen eine scheußliche Mischung zwischen Säugetier und Reptil.
    Der Schädel verengte sich von einem Bündel aufstehender Hautfetzen zu einer Schnauze mit riesigen Fängen zwischen den gelblichen Lefzen. Das Schlimmste aber war, daß dieses furchterregende Wesen sich auf grotesk menschliche Art auf den Hinterbeinen vorwärts bewegte, die stark bewehrten Vorderpranken leicht erhoben, als wolle es ihn mit Fäusten angehen.
    Der riesige Rachen öffnete sich und stieß ein reptilhaftes Zischen aus, wobei die Atemluft eine Dampfwolke bildete. Und Diskan hatte keinen Zweifel daran, daß er, einmal in der Reichweite dieser Klauen, nur eine lächerlich geringe Chance hatte, lebend davonzukommen.
    Das Vieh nicht aus den Augen lassend, ging er langsam Schritt für Schritt rückwärts. Glücklicherweise schien das Untier keine Eile an den Tag zu legen. Es ging Schritt für Schritt mit und gab außer diesem Zischen keinerlei sonstige Zeichen von Feindseligkeit von sich. Aber er wußte, daß er allen Grund hatte, es zu fürchten.
    Weiter zurück – jetzt hatte er die Klamm wieder verlassen und mehr Platz, um sich umzudrehen und davonzulaufen. Aber er war sicher, daß er es nicht wagen konnte – solch hastige Bewegung hätte seinen Feind sicherlich zum sofortigen Angriff veranlaßt. Er wußte nicht, ob das Biest schnell war, aber es kämpfte in seiner eigenen Umgebung und war im Vorteil.
    Zu Diskans Rechten gab es ein wenig Platz zwischen zwei Felsen, einen schmalen Spalt. Diskan ging langsam rückwärts darauf zu. Der buschige Schädel senkte sich nun zwischen die Schultern. Das

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