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Der Faktor X

Der Faktor X

Titel: Der Faktor X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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Gestalten auf der Plattform. Diskan stöhnte und streckte einen Arm aus, als wolle er nach etwas greifen, das sich rasch vor ihm verflüchtigte. Tränen liefen über seine Wangen herab. Seine Augen waren immer noch geschlossen. Die anderen um ihn herum bewegten sich, richteten sich auf, alle dem Feuer zugewandt.
    So weit ist er gekommen.
    Nicht weit genug! Scharf, ungeduldig.
    Überstürzt nichts. Wollt ihr alles aus Hast verlieren? Er ist wie die andere – die weibliche. So weit, aber nicht weit genug.
    Vielleicht. Aber es kann sein, daß der Ort die Tür öffnet.
    Niemals genug. Traurigkeit, Betrübnis über den Verlust.
    Wir dürfen nicht aufhören, es zu versuchen. Laßt ihn jetzt erwachen. Pflanzt ihm den Wunsch ein; laßt ihn suchen, was gefunden werden muß; laßt es ihn in seinem Körper suchen.
    Dieser Weg ist gefährlich; da sind die Tollen im Sumpf.
    So? Sind wir nicht da, um zu wachen und zu lenken? Die Weibliche und die anderen sind den Weg sicher gegangen, nicht wahr? Und dieser hier ist gewiß nicht geringer als sie. Vielleicht ist er mehr, viel mehr. Weckt ihn; pflanzt ihm den Wunsch ein; folgt ihm, wo er uns nicht sehen kann. Sind wir uns einig?
    Sekunden des Schweigens, und dann: Einig.
    Diskan öffnete die Augen und sah zum Himmel hinauf. Der Zauber des Traumes hielt ihn immer noch gefangen. Er erwartete, die Farben jener Gebäude zu sehen, die Weichheit jener Luft zu fühlen, die ihn umgeben hatte, als er durch die Straßen aus Wasser gegangen war – und nicht diese Kälte und diesen düsteren Himmel. Dann zerbröckelte der Traum in Nichts, und er richtete sich auf.
    Das Feuer war da, und daneben lagen immer noch ein paar Holzstücke, aber die Tiere, die die Wärme mit ihm geteilt hatten, waren verschwunden, sogar der Verwundete. Er saß alleine da und schaute hinunter auf die dunklen Ruinen.
    »Xcothal«, sagte er laut. Das war Xcothal, oder was daraus im Laufe von Jahrhunderten geworden war, die es tiefer und tiefer in den Sumpf und das Wasser gedrückt hatten. Irgendwo im Herzen dieser Ruinen mußte das sein, was er finden mußte. Er ging an den Rand der Plattform, um auf das gefrorene Sumpfland hinunterzuschauen. Stumpfblaue Flecken unterbrachen die Wege zwischen den Blöcken der Gebäude und warnten vor Sumpflöchern. Kein einfacher Weg, aber der Weg, dem er folgen mußte.
    Diskan aß, überprüfte den Stunner und nahm die Vorratstasche und den Keulenspeer an sich. Dann sprang er von der Plattform auf die Ebene der Stadt hinunter.
    Er hörte einen scharfen Schrei; vom Dach eines der nächstliegenden Gebäude schwirrten Vögel hoch. Sie waren schwarz und weiß, die Farben scharf gegeneinander abgegrenzt. Jetzt schwebten sie ihm voran und schrien ihre Warnung vor dem Eindringling über die schlafende Stadt hinweg.
    Diskan bahnte sich seinen Weg sehr vorsichtig. Trockene, gefrorene Vegetation zeigte ihm den sicheren Pfad; hie und da bot sich ihm auch ein heruntergefallener Steinblock an.
    Portale gähnten ihn an, öffneten sich vor dunklen Innenräumen. Er hatte kein Verlangen danach, einen von ihnen zu untersuchen. An den Wänden befanden sich verwitterte, verwaschene Spuren der gemeißelten Bilder, an die er sich erinnerte und auch jene seltsamen Linien, die wahrscheinlich jene Zeichen waren, die er so gerne hätte lesen wollen.
    Brüder im Pelz – die Tiere, die bei jenem anderen Gang durch Xcothal neben ihm herumgetollt waren –, Diskan hielt immer nach ihnen Ausschau. Aber keine Spur, kein Huschen eines dunklen Körpers deutete darauf hin, daß sie ihn jetzt begleiteten.
    Einmal sah er sich um und stellte fest, daß das Ufer, markiert durch die Plattform, schon weit hinter ihm lag. Dann machte die Straße einen Bogen, und ein Gebäude nahm ihm die Sicht.
    Wassertümpel, wenngleich mit Eis bedeckt, verlangsamten nun sein Vorwärtskommen, denn er ging sicherheitshalber um sie herum. Als Diskan an einer umgestürzten Mauer haltmachte, um mit ein wenig Schnee seinen Durst zu stillen, entdeckte er die ersten Anzeichen dafür, daß es in dieser geheimnisvollen Ruinenstadt außer ihm noch anderes Leben gab.
    Am Rande eines Tümpels war das Eis zerbrochen, und im Schlamm fand er hartgefrorene Spuren. Diskan beugte sich darüber.
    »Stiefel!« Er zuckte zusammen, als das Echo seines laut gesprochenen Wortes um ihn herum hallte. Aber das waren tatsächlich Stiefelabdrücke, und davor befanden sich noch andere Abdrücke, die darauf hindeuteten, daß hier jemand hingefallen war und sich mit den

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