Der Faktor X
vorschnellen und wieder einrollen konnte.
Die Schnecke war ekelerregend gewesen und hatte Diskan in Schrecken versetzt, aber beim Anblick dieses Ungeheuers, das nun seine Beine aus der sie umgebenden schleimigen Haut befreite, wußte Diskan, daß er vor einem weit tödlicheren Feind stand. Er schoß.
Der Rüssel war vorgeschnellt, hatte einen Schwall Flüssigkeit ausgestoßen. Dann traf der Blasterstrahl den Kopf. Diskan hätte glauben können, er habe direkt in eine Kiste mit Explosivmaterial gezielt, denn das Ding flog förmlich in die Luft. Scharlachrote Flammen schossen hoch, und eine dumpfe Explosion erschütterte die Luft.
Diskan taumelte geblendet. Er war sich des Drucks eines pelzigen Körpers gegen den seinen nicht bewußt, der ihn davor bewahrte, über die Kante hinab in den Sumpf zu stürzen. Und ein schrecklicher Gestank ließ ihn keuchend und hustend um Atem ringen.
»Zimgrald!« gelang es ihm, keuchend hervorzustoßen. »Sehen Sie es?«
Es mußte tot sein, es mußte einfach tot sein. Diskan konnte nicht sagen, warum der Eindruck der Gefahr immer noch so stark gegenwärtig war, aber er wußte, daß sie etwas entkommen waren, das schlimmer war als alle Gefahren auf Mimir.
»Nichts – da ist nichts …« Selbst Zimgralds Worte kamen bebend.
Diskan rieb sich die schmerzenden Augen; jetzt konnte er wieder ein wenig sehen. Aber zu glauben, was ihm seine Augen berichteten – das war etwas anderes. Wo diese schreckliche Bedrohung sich befunden hatte, inmitten der schleimigen grauen Haut – und Fleischfetzen der Schnecke, da war, genau wie Zimgrald berichtet hatte – nichts! Der Steinboden war leer.
»Haben … haben wir uns das nur eingebildet?« stammelte Diskan.
Der Lichtstrahl bewegte sich hin und her. Jetzt zeigte er auf einen schleimigen Fleck. Wo die Schnecke auf sie gespuckt hatte, war die Spur nicht verschwunden. Nein, sie hatten nicht geträumt. Aber der unglaubliche Effekt seines letzten Schusses drohte Diskan fast den Verstand zu rauben.
»Wir haben es uns nicht eingebildet – weder das – noch dies hier!«
Weiter hinten auf dem Weg, den sie gekommen waren, hörten sie einen Schrei. Das Feuerwerk mußte die Piraten auf ihre Spur gebracht haben. Das Pelztier trabte bereits weiter. Diskan übernahm wieder die Nachhut Zimgrald schaltete die Lampe aus und ging mit Julha hinter dem Pelzigen her.
Diskan schulterte seinen Packen und hielt sich den Knauf der Waffe dicht vor die Augen, um die Ladekontrolle zu überprüfen. Null! Prüfend tippte er mit dem Finger darauf, um die Nadel zu bewegen, aber nichts veränderte sich. Er verstaute die nutzlose Waffe in seinem Gürtel und holte den Stunner hervor.
Das Wissen um die nahenden Verfolger trieb sie voran. Dann rief der Zacathan leise: »Es geht hinunter!«
Es stimmte, und sie mußten nun höllisch auf die Schleimflecke aufpassen, die überall auf ihrem Weg waren. Schließlich aber hatten sie es geschafft und standen vor einer Wand, die über und über mit Sumpfgewächsen überwuchert war. Der Pelzige wandte sich wieder nach rechts und führte sie auf etwas zu, das Diskan nur als dunkle Barriere ausmachen konnte. Dann – verschwand er! Er wurde nicht langsamer, als er Julha und Zimgrald das gleiche tun sah. Dann erreichte auch er den Spalt, durch den man in einen Gang zwischen der inneren und der äußeren Mauer gelangte. Hier gab es überhaupt kein Licht. Diskan stolperte voran. Er wußte, daß sie ihrem Führer blind vertrauen mußten.
Er war sehr schmal, dieser Gang. Diskans Schultern streiften an beiden Seiten die kalten Mauern, und manchmal mußte er sich sogar zur Seite drehen, weil er sonst steckengeblieben wäre. Die Wärme des Sumpfes war verschwunden. Hier herrschte die gleiche beißende Kälte wie draußen.
»Wieder eine Biegung nach rechts«, warnte Zimgrald von vorne.
Diskan streckte die Hand aus, um nicht anzustoßen und schob sich in den anderen Gang hinein. Diesmal kam von vorne schwaches Licht, und er konnte die Umrisse der vor ihm Gehenden erkennen.
Sie gingen weiter, bis das Grau vor ihnen zu einer Andeutung von Sonnenlicht wurde, und schließlich kamen sie hinaus ins Freie und in die klare, prickelnde frische Luft. Zimgrald stand an einen Steinblock gelehnt. Beide Hände hatte er auf den bandagierten Körper gepreßt, und sein Atem ging in keuchenden Stößen. Kein Zweifel, der Zacathan war kaum noch in der Lage, weiterzugehen. Was sie jetzt dringend brauchten, war ein Versteck – und das konnten sie in den Ruinen
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