Der Faktor X
so glaube ich, daß die Jahre sie verstreut und vernichtet haben, und daß jene Piraten nicht finden werden, wonach sie suchen, selbst wenn sie Xcothal Stein für Stein auseinandernehmen – eine Mühe, zu der sie aber ganz sicher nicht bereit sind.«
»Schatz – Wissen?« spekulierte Diskan.
»Zum Beispiel – Wissen. Denke immer daran, Junger. Selbst die wildeste Geschichte aus der Vergangenheit einer Rasse enthält ein kleines Körnchen Wahrheit. Manchmal ist dieses Körnchen sehr klein, aber es ist da. Und wenn man es von dem befreien kann, was sich im Laufe der Jahre darum herum angesammelt hat, dann ist es mehr wert als alles kostbare Metall und Edelgestein, das ein Mann aufhäufen kann, um seine Augen daran zu weiden, denn die Freude des Geistes ist ein weit reicheres Erlebnis und von größerer Dauer. Die Verfolger hinter uns jagen hinter ihrem ›Schatz‹ her, der vielleicht schon lange vergangen ist, bestimmt aber nicht das darstellt, was ich hier suche.«
»Aber Königsgräber, Lagerhäuser …«
Zimgrald nickte. »Kann man vielleicht auch finden – und ausrauben. Und ich kann mich auch geirrt haben. Ich habe niemals behauptet, unfehlbar zu sein, meine Kinder. Seht, unser Führer wird unruhig. Ich würde sagen, es ist Zeit, daß wir uns wieder auf den Weg machen.«
Diskan half dem Zacathan auf die Beine. Trotz all seiner tapferen Worte, die er an Julha gerichtet hatte, war es offensichtlich, daß der Zacathan zusehends schwächer wurde.
Der Pelzige, der gesehen hatte, wie sie sich erhoben, hatte sich umgedreht und ging nun wieder voran. Diskan blieb hinten, um nach den Verfolgern Ausschau zu halten, aber wenn die Feinde die Sperre hatten überwinden können, so schienen sie keine Eile an den Tag zu legen. Allein der Gedanke an die Verfolger beschleunigte Diskans Schritte, so daß er gleich darauf dicht an den Fersen der anderen beiden war.
»Sie brauchen nicht so zu drängeln. Der Erhabene kann nicht schneller gehen«, schnappte Julha.
»Ich fürchte, die Vernunft muß uns sagen, daß wir sehr wohl Grund zur Eile haben«, bedeutete ihr Zimgrald. »Wir würden ausgezeichnete Zielscheiben im Falle eines Angriffs abgeben, und ich möchte diesen Weg nicht verlassen, solange wir noch die Wahl haben.«
Diskan war mit diesen Worten mehr als einverstanden. Er hatte den Stunner, dessen Ladekontrolle fast auf leer zeigte, und den Blaster, den er Julha abgenommen hatte. Aber sich dem entschlossenen Angriff der Piraten mit dieser kärglichen Bewaffnung entgegenstellen zu wollen, war blanker Selbstmord.
Um zu bekommen, was sie wollten, würden diese Gangster skrupellos zuschlagen. Den Zacathan würden sie am Leben lassen – bis sie hatten, was sie von ihm wollten. Und Julha würden sie, da sie eine Frau war, als Extraprämie kassieren. Ihn jedoch würden sie niederbrennen, ohne auch nur einen Gedanken an ihn zu verschwenden. Aber wie konnten die Piraten so sicher sein, daß sie all ihre Anstrengungen auf Mimir konzentrierten? War es nur Zimgralds Ruf gewesen, der sie hierher geführt hatte – die Tatsache, daß der Hist Tech in der Vergangenheit zwei außergewöhnliche archäologische Funde gemacht hatte? Das wäre Glücksspiel, nahe an der Grenze zur Dummheit – und dumm waren diese Piraten nicht.
»Was wollen sie eigentlich hier?« fragte Diskan aus seinen Gedanken heraus.
»Beute!« sagte Julha wütend.
»Aber unser junger Freund meint, von welcher Art«, sagte Zimgrald. »Ja, das war mir auch ein Rätsel. Diese Piraten sind ausgezeichnet vorbereitet, und sie sind über unsere Pläne genau unterrichtet. Sie sind sehr sicher, daß sie hinter etwas her sind, das viel wertvoller sein muß als es dem Einsatz entsprechen würde. Und doch weiß ich nicht, was das Risiko und die Ausgaben für diesen Raubzug rechtfertigen würde.«
»Vielleicht – Sie?« fragte Diskan. Konnte es sein, daß ein überaus erfolgreicher Historik-Techniker gefangengenommen und auf Eis gelegt werden sollte? Aber das wäre wohl zuviel Spekulation für eine Bande von Piraten gewesen, die auf schnelle Beute angewiesen waren.
»Sehr schmeichelhaft«, kicherte Zimgrald. »Aber außer der Tatsache, daß ich ihnen vielleicht hier behilflich sein könnte, wüßte ich nicht, warum. Nein, was sie suchen, ist hier – zu unserem Pech. Sie glauben, daß wir das Geheimnis kennen, und das allein macht uns so wichtig für sie. Anderenfalls würden sie uns einfach ignorieren, hilflos zurücklassen und sich ihrer Schatzsuche
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