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Der Falke des Lichts

Der Falke des Lichts

Titel: Der Falke des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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müssen, die an nichts anderes denken als an Essen und an Tö-ten?< - >Warum fragst du das?< antwortete ich. - >Das alles ist böse, aber es hat sich ergeben, weil Rom gefallen ist und weil das Reich im Westen zu Ende ging. Was können wir denn anderes tun, als uns in solchen Zeiten vom Bösen fernhalten?< - >Wir können das Reich wiedererrich-ten<, sagte Artus und hörte auf, hin- und herzugehen. Er stand da, das Mondlicht leuchtete in seinem Haar - denn jetzt hatte sich der Mond über die Mauern der Abtei erhoben. >Vor Gott will ich die Zivilisation in diesem Land erhalten, oder ich will sterben, während ich sie verteidige. Denn ich liebe das Gute. Ich glaube, daß ich damit für das höchste Gut der Menschheit kämpfe und nicht für die Philosophie. Was würde dein Victorinus dazu sagen?< - >Victorinus hatte keinen Kaiser, dem er folgen konnte<, sagte ich. >Sonst hätte er anders geredet.< Und ich kniete vor Artus nieder und sagte ihm: >Ich habe nur noch eine Hand, mit der ich für dich kämpfen kann. Aber im Namen Gottes, nimm mich in deinen Dienst, und alles, was ich tun kann, das werde ich tun.< Er schaute mich einen Augenblick lang überrascht an, denn er hatte nicht begriffen, wie sehr seine Worte mich berührt hatten. Dann nahm er meine Hand und schwor den Eid eines Lehnsherrn, und ich habe seitdem für ihn gekämpft. Ich werde das mein ganzes Leben lang tun, wenn Gott will. Denn jetzt glaube ich, daß das Handeln in dem Wunsch, Gutes zu schaffen, besser ist, als überhaupt nicht zu handeln, selbst wenn unsere Taten falsch sind. Ob wir uns im Ende vor den Augen Gottes rechtfertigen können, das kann ich nicht sagen.«
    Ich schwieg lange Zeit. »Das ist kaum tröstlich«, sagte ich endlich.
    »Das Leben ist nicht bequem«, erwiderte Bedwyr. »Aber ich glaube trotzdem, daß mehr Freude darin liegt, für das Licht zu kämpfen, als sich zurückzuziehen.«
    »Aber der Unterschied zwischen uns und den Sachsen ist nicht so groß«, wandte ich ein. »Auch sie sind Männer, und sie sind uns sehr ähnlich. Ich weiß, du bist Römer, aber ich sehe nicht ein, warum das Reich irgend etwas mit dem Licht zu tun hat. Kein britischer König hat jemals einen elendigen Sklaven zu Tode quälen lassen, um herauszufinden, ob sein Herr Steine auf eine Kaiserstatue geworfen hat. Hier in Britannien sind auch niemals dreitausend Menschen im Theater hingeschlachtet worden, weil sie Lärm machten, wie bei Theodosius, dem Hohen König von Rom. Meine Mutter hat mir davon erzählt, aber es ist wahr, nicht? Und ich habe nie von einem König in Britannien oder in Erin gehört, daß er Hunderte von unschuldigen Edlen zu Tode bringen ließ, nur, weil ihre Namen mit >Theod-< anfingen. Valentinianus hat das getan, wegen eines Orakelspruchs. Theodosius hat er trotzdem nicht erwischt. Außerdem haben die Römer Britannien mit Waffengewalt genommen, genau wie die Sachsen das jetzt versuchen. Ohne Zweifel haben die Menschen damals die Römer genauso wenig gemocht, wie wir jetzt die Sachsen mögen. - Warum lächelst du?«
    »Weil du Latein sprichst und lesen kannst und wahrscheinlich Christ bist. Und trotzdem, wenn du nichts dagegen hast, du bist ein Barbar. - Ich will dich nicht beleidigen. Es ist wahr, das Kaiserreich hat viel Böses, viel Elend hinterlassen. Aber kein britischer Edler hat jemals soviel Gutes, soviel Schönheit geschaffen, hat jemals der Welt soviel Wissen, soviel Kunstwerke und Glanz verliehen, wie die Römer das taten. Und kein britischer König hat jemals Krankenhäuser gegründet oder die Klöster beauftragt, sich um die Kranken, die Armen und die Verwaisten zu kümmern. Britische Edle haben auch ihrem Volk nicht geholfen, wenn Hungersnot war oder ein Krieg. Die christlichen Kaiser taten das. Das Kaiserreich ist es wert, daß man um seine Erhaltung kämpft. Daran gibt es keinen Zweifel.«
    »Nun gut, dann bin ich eben ein Barbar«, sagte ich und begann zu lachen. »Ihr Südbriten - Entschuldigung, ihr Bretonen -, ihr sagt das immer von den Iren. Ich sehe immer noch nicht ein, was dein Kaiserreich mit dem Licht zu tun hat. Aber nach dem, was du gesagt hast, glaube ich, daß das Reich, das Artus sich vorstellt, wohl anders wäre. Man hat mir ein Schwert gegeben, es ist eine Waffe  des  Lichtes, aber es ist auch eine Waffe des Krieges. Ich habe keine Angst, daß es mich umbringt, wenn ich es aufhebe. Und wenn dein Christus mit mehr nicht gedroht hat, dann würde ich nicht zögern. Nur. beim Licht, es kommt alles zu plötzlich.

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