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Der Falke des Lichts

Der Falke des Lichts

Titel: Der Falke des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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mildem Interesse beobachtete. »Warum einen roten?«
    Sprachlos starrte ich Artus’ obersten Barden an. Die andere Erinnerung, die ich mit diesem Namen verband, wurde plötzlich ganz klar. Er hatte in Lughs Halle gesungen, auf der Insel der Glückseligen. Und er war es auch gewesen, der in meinem Traum die Zügel von Artus’ Pferd gehalten und in Sions Traum mit ihm gesprochen hatte.
    Aber er trug jetzt keinen Stern auf der Stirn, und sein Gesicht war menschlich. Es hatte nicht diese beunruhigende Leuchtkraft, die die Gesichter der Sidhe haben - dennoch war er ein sehr gut aussehender Mann. Sein Name - strahlende Stirn -, den man auch dem Morgenstern gibt, war bei ihm nicht fehl am Platze. »Ich kenne dich«, sagte ich.
    Aber Taliesin schüttelte den Kopf. »Nein, du hast mich noch nie gesehen, wenn du auch einige von meinen Liedern gehört haben magst. Sie werden ja überall gesungen.«
    »Wovon redet ihr?« fragte Agravain.
    »Dein Bruder dachte, er hätte mich schon einmal getroffen«, stellte Taliesin freundlich fest und schlenderte in den Raum. »Und ich habe das richtiggestellt. Ich hatte nie das Vergnügen. - Dein Bruder ist ein bemerkenswerter Mann, Agravain.«
    »Er ist kein Zauberer«, schnappte Agravain schnell.
    Taliesin grinste. »Du bist zu mißtrauisch, mein Freund. Ich habe ja nie behauptet, er wäre einer. Willkommen in Camlann, Maienfalke.«
    Ich war sicher, daß ich mich nicht irrte. »Aber was.«, begann ich.
    »Tut mir leid«, sagte Taliesin schnell. »Ich kann deine Fragen nicht beantworten, noch nicht. Du würdest die Antworten nicht verstehen. Du denkst an einen Traum, den du letzte Nacht hattest und an einen Traum von deinem Freund. Auch daran, was Bedwyr dir von mir erzählt hat. Aber ich kann es nicht erklären. An allem ist etwas Wahres dran - aber das weißt du ja schon. Die Antwort wäre weniger interessant als das Geheimnis, und ich habe es lieber, wenn die Dinge interessant sind. Unglücklicherweise mußt du außerdem die Wahrheit selbst entdecken. Wenn jemand dir etwas erzählt, hörst du dann zu? O nein, du läufst weg, nimmst deinen eigenen Weg, und am Ende fällst du flach auf den Rücken - wie Bedwyr damals, als ich ihn zum erstenmal sah -, und dann sagst du dir, >Taliesin hatte recht<. Aber ich bin es leid, immer wieder die Tatsache zu hören, daß ich recht hatte.«
    Agravain lachte. »Ach, wirklich. Ich wünschte, ich könnte deine Lieder gut genug verstehen, um dir zu sagen, daß du dich irrst.«
    »Aber ich will ja auch nicht, daß sie verstanden werden!« protestierte Taliesin. Er summte eine kleine Melodie und brach dann ab. »Wir Poeten haben dieses Privileg. - Ein roter Mantel ist das Beste. Da liegt einer, mitten auf diesem Haufen da, sogar ein sehr schöner.«
    Ich erinnerte mich an Sions Traum. »Ein Mann in einem roten Mantel lag tot.« Ich hatte das Gefühl, als ob ich auf dem Rand einer Klippe in der Finsternis stände, und ich spürte, daß da ein Abgrund war, den ich nicht sehen konnte. Taliesin hörte auf zu lächeln.
    »Ich wünsche dir nichts Böses, Maienfalke«, sagte er sanft. Sein Gesichtsausdruck war unergründlich. »Nur, was sein muß, muß sein, und es wird sein. Deine Farbe ist Rot, wie der Drache von Britannien oder wie das Blut, das auf den Schlachtfeldern fließt. Es wird noch da liegen, wenn die Nacht kommt. Wenn der Schilderwall zerbrochen wird und man das Tor der Festung niederschlägt.« Er schüttelte den Kopf. »Das Reich, so wie es jetzt ist, könnte man mit einem Teppich vergleichen, gewebt in vielen Farben, durch viele Entscheidungen. Seine Farbe ist Rot.« Er hielt plötzlich inne, zwinkerte, faßte sich wieder und lächelte. »Und außerdem wird Rot dir stehen. Der Haufen da drüben - und jetzt muß ich Artus suchen und ihm erklären, warum die Mauern noch nicht soweit sind, wie er das erwartet hatte. Vale!« Er rauschte aus dem Zimmer und ließ die Tür hinter sich zuschwingen.
    »Bei der Sonne«, sagte Agravain, »was hatte denn das zu bedeuten?«
    »Ich wollte dich gerade fragen. Agravain, wer ist dieser Taliesin?«
    »Artus’ oberster Poet, einer seiner Ratgeber, und gelegentlich auch Reiter unter Bedwyr.«
    »Und daneben?«
    »Wer weiß? Wer kann das bei Poeten schon sagen? Manchmal, so wie jetzt, sagt er einfach Dinge, die keiner verstehen kann, und manchmal sagt er, irgend etwas wird passieren, und dann passiert es. Vor dem letzten Überfall ist er plötzlich zu einem der Krieger zu Fuß hinübergegangen, zu Macsen ap Valens,

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