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Der Falke des Lichts

Der Falke des Lichts

Titel: Der Falke des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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zufrieden. Ich rieb seinen schweißnassen Hals und flüsterte ihm ein paar Worte des Lobs und der Dankbarkeit zu. Dann nahm ein Pferdeknecht den Zügel und führte ihn weg. Ich wollte ihm folgen und mich nach meiner eigenen
    Gewohnheit selbst um das Tier kümmern, aber Agravain packte mich am Arm und zog mich zu dem Zelt hinüber, das wir mit Rhuawn und Gereint teilten. Mir fiel ein, was er als letztes getan hatte, und ich fragte ihn: »Was ist mit deinen Gefangenen?«
    »Die Diener kümmern sich schon darum. Eigentlich habe ich nur auf dich gewartet.«
    Meine schönen neuen Speere waren fort, und mein Schild, der noch immer angeschnallt an meinem Arm hing, war so sehr zerhackt, daß er nutzlos geworden war. Ich ließ ihn auf den Fußboden fallen, und Agravain half mir aus meinem Wams. Ich murmelte ein Dankeschön und brach auf dem Schlafsack zusammen. In den Sekunden, ehe ich einschlief, begriff ich endlich: Ich hatte es geschafft. Irgendwie war ich mit dem Feuer in meinem Hirn zum Helden der Schlacht geworden und hatte die Runde gerettet. O mein König, sagte ich still, du bist maßlos großzügig zu mir. Das Wiesengras unter mir duftete süß, nach Sonnenlicht und Blumen unter blauem Himmel. Artus würde mich akzeptieren. Ich hatte gewonnen.

14
    Ich wachte gegen Mittag des folgenden Tages auf. Ich hätte noch länger geschlafen, aber ich hatte einen wahnsinnigen Durst. Ich blieb still liegen, denn ich hatte Schmerzen überall, und ich versuchte mich daran zu erinnern, warum ich trotz dieser Schmerzen so froh war. Nach einer Weile fiel mir der vergangene Tag wieder ein, und ich setzte mich abrupt wieder auf. Ich fragte mich, ob ich wohl alles geträumt hatte. Aber es war wirklich gewesen, wirklich. Ein paar Minuten lang saß ich da. Ich hatte den Wunsch zu singen, und ich kannte keine passenden Worte, die meine Freude ausdrücken konnten. Ich glaube, es war einer der schönsten Momente meines Lebens.
    Außer mir war niemand anders im Zelt. Ich erhob mich, versuchte meine Kleider ein bißchen zurechtzustreichen und ging hinaus, um etwas Wasser zu suchen. Ich bemerkte, daß ich eine Schnittwunde auf den Rippen hatte; dort mußte ein Speer mein Wams durchdrungen haben. Anscheinend hatte ich nicht sehr geblutet, und für solch eine Schlacht, die ich miterlebt hatte, war es nur eine leichte Wunde. Ich sah, daß auch mein rechter Arm mit Blut bedeckt war. Es wäre wohl am besten, dachte ich, die Wunde reinigen zu lassen. Selbst ein kleiner Schnitt kann tödlich sein, wenn er brandig wird. Zuerst, dachte ich, muß ich trinken. Und dann würde ich dafür sorgen müssen, daß man sich anständig um Ceincaled kümmerte. Und natürlich mußte ich Agravain suchen. In der vergangenen Nacht war ich froh gewesen, daß er da war, und er verdiente meinen Dank und meine Aufmerksamkeit. Außerdem, so gab ich mir selbst gegenüber zu, wollte ich auch hören, was er über meinen Kampf zu sagen hatte.
    Ich fand einen Diener, der auf einem Schulterjoch zwei Eimer Wasser vom Fluß herauftrug. Ich fragte ihn, ob ich etwas haben könne. Er schaute mich mißtrauisch an.
    »Und wer bist du denn wohl, was? Ich bringe dieses Wasser den Kranken, in die Zelte. Dort wird es gebraucht.«
    »Oh«, sagte ich, »in dem Fall.«
    Er warf mir noch einen Blick zu und lächelte dann. »Ach, so sehr wird es nun auch wieder nicht gebraucht. Du bist offenbar ein Krieger. Und wenn du jetzt erst nach der Schlacht aufgewacht bist - dann könnte ich dir schon etwas Wasser geben.«
    »Genau«, sagte ich. »Und ich habe sehr großen Durst.«
    Er ließ das Tragejoch von seinem Nacken gleiten und reichte mir einen der Eimer. »Trink ein bißchen. Ich glaube, den Rest benutzt du am besten, um dich zu waschen. Du siehst vielleicht aus! Wenn du nichts dagegen hast, wer bist du eigentlich? Du siehst aus, als wenn du mittendrin gewesen wärst.«
    Ich nahm einen langen Schluck, ehe ich antwortete. Das Wasser war köstlich. »Mein Name ist Gawain, Sohn des Lot.«
    Der Diener stieß tatsächlich einen Schnaufer aus. »Lieber Himmel! Dann warst du wirklich mittendrin! Mein Herr, ich werde meinen Kindern von dieser Sache erzählen, das ist sicher!« Der Mann packte meine Hand und umklammerte sie eifrig. »Wirklich, Herr, du bist der Held des ganzen Lagers!«
    »Bin ich das? Ich kann mich gar nicht daran erinnern. Ich weiß nicht einmal genau, was ich eigentlich gemacht habe.«
    Der Diener warf mir einen verwirrten Blick zu. »So redet aber kein Krieger.«
    »Nun, ich glaube,

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