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Der Falke des Lichts

Der Falke des Lichts

Titel: Der Falke des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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gewundert. In der Tat, es gibt genug, die in der Schlacht wenigstens ein bißchen verrückt werden.«
    Ich nickte und fragte: »Wo ist Artus?«
    Agravain überlegte. »Wahrscheinlich redet er gerade mit Unterhändlern von Cerdic und den anderen Sachsen. Oder er schläft. Er ist bis zum Sonnenaufgang wach gewesen.«
    »Bis Sonnenaufgang?« Das kam mir unglaublich vor. Besonders, wenn ich mich an die Erschöpfung der ganzen Armee erinnerte. »Was hat er denn gemacht?«
    »Ach, er hat versucht herauszufinden, was mit uns allen passiert ist. Aber wir können hingehen und nachsehen, ob er jetzt frei ist.« Agravain tätschelte Ceincaled vorsichtig am Nacken, und das Pferd ließ sich die Liebkosung gefallen. Dann gingen wir los. »Artus versucht immer, ehe er sich ausruht, jedes einzelne Mitglied der Runde aufzusuchen«, fuhr Agravain fort. »Er trifft sich mit Cei und Bedwyr und fragt nach denen, die verletzt wurden, und er versucht herauszufinden, ob die Betreffenden sterben oder schon tot sind oder nur verwundet oder vermißt. Dann geht er in die Krankenzelte und redet mit den Verwundeten, besonders mit den Sterbenden. Und er sorgt dafür, daß die Ärzte alles haben, was sie brauchen, und daß die Verwundeten ordentlich versorgt werden.«
    »Er ist ein großer König.«
    »Der größte im Westen«, stimmte Agravain zu und lächelte breit. »Und dadurch ist er genau der richtige Herr für einen Krieger wie dich.«
    Artus beratschlagte in der Tat gerade mit Emissären der Sachsen, als wir bei seinem Zelt ankamen. Wir gesellten uns zu den Männern, die Einzelheiten für Artus’ Entscheidung zu berichten hatten, und warteten.
    Bald, so sagte ich mir, würde ich einen Platz gefunden haben. Jetzt hatte ich bewiesen, daß Morgas unrecht hatte, und ich konnte aufhören, zu zweifeln und Fragen zu stellen. Was immer als nächstes geschah, ich hatte jetzt etwas, auf das ich mich verlassen konnte. Ich würde Teil der Runde sein, ein Diener des größten Königs in Britannien. Ich würde dem Mann dienen, der im Zentrum des Kampfes auf dieser Erde stand. Ich sah es schon vor mir: Artus würde mit den Sachsen aus dem Zelt heraustreten, Agravain und mich sehen und zu uns herübereilen. Er würde lächeln, wie er mich noch nicht angelächelt hatte, und er würde meine Hand nehmen.
    Die Zeltklappe ging auf, und Artus kam heraus, gefolgt von vier sächsischen Edlen und von Bedwyr. Der hielt ihm die Zeltklappe offen. »Es steht also fest?« fragte Artus.
    »Die Bedingungen sind schwer«, sagte einer der Sachsen. Ich erkannte ihn als einen von Cerdics Männern. Sein Britisch war hervorragend.
    »Das ist Ansichtssache. Ich halte sie für milde. Und du hast das vorhin auch gesagt. Habe ich eure Zustimmung?«
    Der Sachse nickte bedrückt. »Morgen vormittag, auf der Straße bei der Brücke. Wir werden den Armring des Thunar mitbringen und den Eid darauf schwören.« Er hielt inne. »Mein Herr wird nicht erfreut sein.«
    »Sag ihm, daß ich ihm große Ehre dadurch erweise, wenn ich ihn einen anderen Eid schwören lasse als den Rest meiner Untertanen. Es ist ja deutlich genug, daß euch der dreifache Eid im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes nichts bedeutet.«
    »Die Bedingungen sind fair«, sagte ein anderer der Sachsen.
    »Für dich vielleicht«, schnappte der erste. »Du sollst ja auch keine Länder abgeben.«, und er fügte etwas auf sächsisch hinzu.
    »Wenn dein Herr sich weigert, die Bedingungen anzunehmen«, sagte Artus, »dann muß er andere vorschlagen oder wieder kämpfen. Ihr habt freies Geleit aus meinem Lager, edle Herren.«
    Die Sachsen verstanden die Andeutung, verbeugten sich höflich und gingen. Ein paar britische Krieger begleiteten sie. Artus seufzte und sah zu, wie sie verschwanden, und dann wollte er sich mit irgendeiner Bemerkung an Bedwyr wenden. Aber da sah er Agravain und mich.
    Wieder weiteten sich seine Augen leicht, und der Schatten fiel über ihn. Wieder konnte ich die Finsternis zwischen uns spüren und Artus’ Schrecken. Einen Augenblick lang standen wir beide da, als ob wir gefroren wären, und zum zweitenmal brach all meine Hoffnung zusammen. Sie zerkrümelte zu Staub, und mitten in meinen zerstörten Hoffnungen stand ich wie betäubt und voller Bitterkeit da.
    Bedwyr folgte dem Blick seines Herrn, sah uns und runzelte die Stirn. Er berührte Artus’ Arm, und der Hohe König nickte und ging zu uns hinüber. »Agravain«, sagte er und schlug meinem Bruder auf die Schulter. »Nimm meinen

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