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Der Falke des Lichts

Der Falke des Lichts

Titel: Der Falke des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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ruhig und sprach damit all unsere Gedanken aus. »Sitzt auf!« Er sprang auf sein Pferd, nahm die Zügel auf, schlang sie um seinen Sattelknauf. Den Schild hatte er sich schon an den Arm geschnallt. »Für Artus!« schrie er und spornte sein Pferd vorwärts, zum Galopp.
    »Für Artus!« antworteten wir wie ein Mann und folgten ihm.
    Das leichte Gefühl im Kopf, das ich schon den ganzen Morgen gehabt hatte, verwandelte sich plötzlich in ein strahlendes Feuer in meinem Gehirn, in die gleiche blendende innerliche Helligkeit. Und sie war mächtiger als je zuvor. Die Mittagssonne stand hoch, Ceincaleds Galopp klang wie Musik, und ich fühlte mich leicht wie Luft, wie Sonnenlicht. Ich drängte das Pferd weiter, ich hatte keinen Gedanken mehr, ich stob an Bedwyr und den anderen vorüber, hinaus aus dem Wald, in die sächsischen Reihen.
    Sie hatten Zeit genug, uns kommen zu sehen. Sie begrüßten uns mit Speeren. Ich liebte sie. Dann schleuderte ich meinen eigenen Speer zur Antwort, konzentrierte mich instinktiv auf eine Stelle in der Linie und hoffte, sie zu durchbrechen. Die Welt löste sich um mich auf, es blieb nur ein Licht und eine Ekstase. Ich warf meinen Speer weg und zog Caledvwlch. Die Sachsen, die ihre Stellung hielten, lehnten sich zurück und hoben die Lanzen. Sie schwankten plötzlich, als sie mein Schwert sahen, und ihre Gesichter waren deutlich bleich und lebendig unter ihren Helmen zu sehen. Ich war über ihnen, ich schwenkte Ceincaled zur Seite, um zwei Speeren auszuweichen, und schlug hart und wild zu. Ich wendete mein Pferd an den Reihen und schlug wieder. Ganz undeutlich bemerkte ich Schreie und Kreischen, aber alles kam mir tonlos und sehr fern vor. Die Sachsen bewegten sich so langsam, sie zogen sich zurück, sie zögerten, manche wandten sich um. Und dann waren auch die anderen von der Reiterei über ihnen und schlugen auf sie ein, und sie zerstreuten sich. Wir waren durch die Linien hindurch und wendeten wieder die Pferde, um sie zu vernichten. Ich glaube, ich habe gesungen, das gleiche Lied, das in meinem Schädel brannte. Wir hielten den Sieg in Händen.
    Der Rest des Tages verbrannte in dem Feuer, das in mir tobte.
    Die sächsische Armee war an zwei Stellen zerschlagen, so sagte man mir später, und sie versuchte sich auf dem gleichen Weg zurückzuziehen, den sie gekommen war. Aber die Reiterei hatte ihnen den Rückzug auf der Straße abgeschnitten, und zwar an der Brücke. Der Rückzug wurde mehr und mehr zu einer Flucht, einem verzweifelten Rennen durch die Wälder und über den Fluß, und die Soldaten ließen ihre Schilde fallen und warfen die meisten ihrer Waffen weg, damit sie schwimmen konnten. Cerdic schaffte es, die Kontrolle über seine eigene Truppe und ein paar von seinen Männern zu behalten, und zog sich geordnet zurück. Aber da hatten schon die meisten der britischen Streitkräfte die Brücke überquert, und die Reiterei schnitt auch Cerdic ab. Spät am Nachmittag ergab er sich Artus, während die britische Reiterei noch immer die Reste der Streitkräfte verfolgte.
    Meine eigene Erinnerung an die Schlacht, wie an die meisten Schlachten, ist sehr begrenzt. Sie ist verwischt durch zuviel Licht, durch scharfkantige Fragmente von Leidenschaft und Taten. Für mich wurde alles erst wieder klar, als der Abend im Osten dunkelte. Bedwyr ritt neben mir heran und ergriff Ceincaleds Zügel.
    Ich wußte, daß er den größten Teil des Tages irgendwo in der Nähe gewesen war, und das brachte mich zum Anhalten. Nichtsdestoweniger hob ich mein Schwert, um nach ihm zu schlagen. Er ergriff meine Schwerthand.
    »Ruhig«, flüsterte Bedwyr, »die Schlacht ist vorüber.« Ich begegnete seinem Blick. Seine Augen waren dunkel und ruhig, und mein Gehirn klärte sich ein wenig. »Ruhig«, wiederholte er. Ich nahm einen tiefen Atemzug und senkte mein Schwert. Er ließ meine Hand los und betrachtete mich ernst. Ich schaute mich um.
    In unmittelbarer Nähe waren keine Sachsen mehr, nur tote Sachsen. Ich erkannte den Ort nicht, es schien mir, als ob ich auf der Ebene wäre. Ein wenig nach Westen, hinter Bedwyr, stand eine Gruppe von Artus’ Reiterei, und die Pferde ließen die Köpfe hängen vor Müdigkeit. Die Männer schauten mich mit einer Art Ehrfurcht an.
    Ich schüttelte den Kopf, versuchte mein Schwert wegzustecken und konnte irgendwie die Scheide nicht finden. »Wo.«, begann ich und hielt dann inne. Erschöpfung rollte über mich wie eine riesige Welle, und ich packte Ceincaleds Mähne, damit ich im

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