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Der Falke des Lichts

Der Falke des Lichts

Titel: Der Falke des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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dichten Wälder wirkte es vertraut auf mich, und die Leute waren trotz ihrer
    Härte freigebig und offenherzig.
    An einem kalten grauen Tag im August, in einem schweren Regenschauer, ritten wir zu Uriens königlicher Festung Yreckwydd hinauf. Der nackte Stein und das Holz der Mauern hoben sich scharf gegen den Himmel ab, und die Möwen schrien über der Festhalle, denn Y-reckwydd überragt die Irische See wie Dun Fionn im Norden. Ich lauschte dem Klang der Wellen und erinnerte mich an die Festung meines Vaters, an meine Verwandten, an Llyn Gwalch. Mein Herz hämmerte, als ob ich heimkehrte. Ich schaute Agravain an, und auch der grinste. Wir lachten und begannen, auf irisch ein Lied an die See zu singen.
    »Diese verrückten Iren«, murmelte Rhuawn und zog sich den Umhang um die Ohren. Wir lachten und sangen noch lauter.
    Artus hatte natürlich Boten vorgeschickt. Wir wurden erwartet. Diener, die an den Toren standen, nahmen unsere Pferde in Empfang, und ein großes Feuer knisterte in der Halle. Urien selbst wartete am Tor, er war ein riesiger braunhaariger Bär von einem Mann mit einer lauten Stimme. Er hieß uns warm willkommen und gratulierte Artus zum Sieg. Dann dankte er ihm dafür, daß er Rheged zu Hilfe kam, und bat uns eilig in seine Halle. Er erklärte laut, daß niemand in solchem Wetter draußen bleiben sollte. Die Krieger hängten ihre durchweichten Umhänge am Feuer auf und setzten sich an den Tischen nieder, während Uriens Diener den Met brachten. Die Halle war überfüllt, obwohl U-rien ein paar von seinen eigenen Männern hinausgeschickt hatte, damit Platz für uns war. Aber nachdem wir den Met gekostet hatten, vergaßen wir das alles. Nach dem Willkommensbecher folgte ein Fest, und es gab noch sehr viel mehr Met. Die Harfe wurde herumgereicht, und die Krieger sangen prahlerische Lieder über ihre Fähigkeiten und redeten laut darüber, wie sie die Nordsachsen vernichten würden. Taliesin sang ein Lied über die Schlacht am Bassas-Fluß, und man brüllte ihm laut Beifall. Zum erstenmal seit Wochen war mein Herz leicht.
    Nach dem Lied rief Urien mich zu sich und gab mir einen Platz zu seiner Linken am Hohen Tisch. Ich sei ja schließlich sein Neffe. Ich dankte ihm, aber ich deutete an, daß auch Agravain sein Neffe war.
    »Aber natürlich!« sagte Urien und schnippte mit dem Finger. »Das ist der Name des anderen! Ich hab’ immer gedacht >Avairgain<, und ich wußte, daß das falsch ist.« Urien rief Agravain auch zum Hohen Tisch. »Eure irischen Könige haben anscheinend alle den gleichen Namen. Entweder ist es Niall oder Eoghan oder Laeghaire für alle aus königlichem Clan.« Urien nahm einen tiefen Schluck aus seinem Trinkhorn und schüttelte traurig den Kopf. »Wenigstens hast du einen britischen
    Namen, Gawain. Und einen Namen, der sehr gut zu dir paßt, wenn Taliesin recht hat. Er hat bisher immer recht gehabt, also gibt es keinen Grund, das noch zu bezweifeln. Dieser Name, den muß dir deine Mutter ausgesucht haben.« Urien übersah völlig, wie Artus, Agravain und ich bei der Erwähnung meiner Mutter still wurden, und schenkte mir noch mehr Met ein. »Du hast einen vernünftigen Vater, weil er eine britische Frau geheiratet hat. Die Schwester meiner Morgan. -Wie siehst du denn die letzte Schlacht?«
    »An das meiste erinnere ich mich nicht«, antwortete ich, zögerte und fügte dann hinzu: »Im Kampf überkommt mich ein Wahnsinn, Urien.«
    Urien schaute mich einen Augenblick lang verwirrt an, aber dann ließ er das Thema mit einem Achselzucken fallen. »Wirklich? Ich wünschte, ein paar von meinen Kriegern würden auch verrückt in der Schlacht. Ich glaube, Drachen«, sagte er und wandte sich an Artus, »daß du die besten Kämpfer in ganz Britannien gestohlen und den anderen Königen den Rest übriggelassen hast - und außerdem ist dir auch noch mein bester Poet zugelaufen. Das tut mir noch immer leid! Ich werde nie wieder einen Barden finden, der Taliesin ersetzt - und ich werde jetzt langsam zum zahnlosen Löwen. Nein, lache nicht. Wenn du meinen Feldherrn kennenlernst, dann wirst du sehen, daß man darüber nicht lachen kann. Und mein Sohn.« Der König hielt inne. Ganz Britannien hatte schon von Uriens Sohn Owain gehört, der nach dem Gerücht ein Schwertheft nicht von einer Schwertspitze unterscheiden konnte. »Nun, wenn ich bessere Krieger hätte oder einen anständigen Feldherrn, noch vor einem Monat, als ich bei Aber yr Haf gegen die Scotti gekämpft habe.« Urien begann eine

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