Der Falke des Lichts
betrat, bot er mir eine Stellung in seinem Heer an. Ich lehnte ab.
Er runzelte die Stirn. »Ich habe Geschichten gehört, die mich dazu veranlaßt haben, dir ein Angebot zu machen«, sagte er mir mit seiner trockenen, ruhigen Stimme. »Trotzdem hätte ich nicht gedacht. Was erhoffst du dir von deiner Ablehnung?«
Ich lehnte mich gegen die Wand und befingerte eine goldene Fibel, die ich im Kampf gewonnen hatte. »Ich erhoffe mir einen Platz in der Runde.«
Caradoc schüttelte den Kopf. Er war ein kurzgewachsener, scharf kalkulierender Mann, der mehr wie ein Mönch als wie ein König aussah. »Ich glaube nicht, daß du einen bekommst. Artus hat irgend etwas gegen dich. In der vergangenen Nacht habe ich mit ihm darüber gesprochen.«
Ich ließ die Hand sinken und stellte mich gerade hin. »Hat er dir gesagt, was er gegen mich hat?«
»Das weißt du nicht? Nein, er hat mir nur gesagt, daß er dich der Zauberei verdächtigt. Ich persönlich halte es für absurd, einen Krieger zu verdächtigen, der sich in der Schlacht bewiesen hat. Ich wäre gewillt, dir den zweiten Platz unter meinem Feldherrn einzuräumen, den Rang eines Tribunen.«
»Ich danke dir, Herr. Es ist ein edles Angebot, viel großzügiger, als ich es verdiene. Aber ich will auf Artus warten. Vielleicht ändert er seine Meinung noch.« Ich verbeugte mich vor Caradoc.
Der legte die Finger zusammen, starrte mich einen Augenblick an, lächelte dann trocken und nickte. »Du kannst es dir leisten, zu warten. Das glaube ich wenigstens. Sag mir, ist es nur die Kampflust und die Sehnsucht nach Ruhm, die Männer dazu veranlaßt, Artus ap Uther zu folgen? - Ich frage dies als König, als ein Mann, der mehr Männer braucht und nicht weiß, wie er sie kriegen soll.«
Ich schüttelte den Kopf. »Es ist nicht nur der Krieg und der Ruhm. Bran von Kleinbritannien war gewillt, sein Leben und das Leben seiner Gefolgsleute für Artus zu riskieren, damals, als er noch Uthers Bastard und nicht Hoher König war. Männer gehen zu ihm, weil er Artus ist. Er sagt, er will das Kaiserreich wiederherstellen.«
»Du bist kein Römer. Was bedeutet dir das Kaiserreich?«
»Sehr wenig«, gab ich lächelnd zu. »Aber das Reich, das Artus errichten will, bedeutet mir viel. Ich bin gewillt, zu warten und zu hoffen, bis Artus das einsieht.«
Caradoc seufzte. Es war ein kurzer, scharfer Seufzer des Überdrusses. »Das haben mir andere auch gesagt. Sie würden lieber für Artus kämpfen und verhungern, als bei anderen Königen hohe Ehren zu erringen. Und immer sagen sie, er sei ein >großer Kaiser< oder >er wird das Reich erneuern< oder >er wird das Licht erhalten<. Nun gut, Gawain von den Orkneys. Viel Glück, während du wartest!« Caradoc erhob sich und reichte mir die Hand. »Aber wenn du deine Meinung noch änderst, ehe Artus seine ändert, oder wenn du Urien nicht so gern folgen möchtest, dann halte ich dir deinen Platz bei mir frei. Du bist ein tapferer Mann und ein guter Krieger, und das hab’ ich auch dem Pendragon gesagt. Ich glaube, dein Artus bereitet sich wieder auf die Abreise vor. Ich glaube, du gehst am besten zu ihm.«
Ich verbeugte mich tief und ging. Ich schloß leise die Tür hinter mir.
Da Ossa so bald nach dem ersten Überfall keinen zweiten erwartete, überfielen wir ihn doch ein zweites Mal. Wir nahmen das Gebiet im Süden des ersten Überfalls und konzentrierten uns auf das neubesiedelte Grenzstück. Ossa weigerte sich, den gleichen Fehler zweimal zu machen, und wartete darauf, bis er seine Armee vollzählig versammelt hatte. Dann marschierte er uns entgegen. Aber genau das war ein noch schlimmerer Fehler, denn er ließ seine königliche Festung, Cataracta, unter leichter Bewachung zurück, während er langsam in die Gegend zog, wo wir nach den letzten Berichten sein mußten. Wir aber umkreisten ihn, so schnell wir unsere Pferde treiben konnten, durch Ebrauc, ließen die Beute vom Überfall dort und drangen ins Herz von Deira vor. Wir nahmen Ossas Festung, transportierten all die angehäufte Beute nach draußen und brannten soviel wie möglich von der Festung nieder. Dann zogen wir uns wieder nach Caer Ebrauc zurück. Die Menge der Beute überraschte uns. Ossas Überfälle waren offenbar auch erfolgreich gewesen. Ossa hatte versucht, uns zu folgen, als er hörte, daß wir wieder in Deira waren, aber er kam zu spät nach Cataracta. Es war Erntezeit, und er mußte seine Armee entlassen und versuchen, den Schaden wiedergutzumachen. Auch seine Krieger mußte er
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