Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Falke des Lichts

Der Falke des Lichts

Titel: Der Falke des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
Vom Netzwerk:
etwas.
    »Wenn die sächsischen Völker dem Kaiser untenan sind wie jetzt die britischen Provinzen«, begann Cerdic wieder, »dann sollten sie auch den gleichen Eid schwören.«
    »Mir ist klargeworden, daß Sachsen Heiden sind. Es hat für sie deshalb keine Bedeutung, wenn sie bei der Erde, dem See und dem Himmel im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes schwören. Wenn du jetzt deinen Eid brichst, dann wirst du das vor deinen eigenen Göttern verantworten müssen und nicht vor den Göttern von Fremden.«
    Cerdic runzelte wieder die Stirn, und diesmal berührte er sein Schwert. Er begegnete Artus’ Blick, und lange schaute er ihm in die
    Augen. Dann lächelte er, aber nicht wie vorher, und ich hatte dieses Lächeln in den beiden Wochen, während derer ich sein Höriger gewesen war, auch nicht gesehen.
    »Du bist genau das, was sie immer von dir sagen, Artus ap Uther«, sagte er und sprach jetzt britisch. »Ich begreife nicht, warum du es nötig hast, Zauberer für dich arbeiten zu lassen.«
    »Bei mir sind keine Zauberer.«
    »Wirklich.?« Cerdic schaute wieder zu mir hinüber.
    Artus schüttelte den Kopf. »Gawain ap Lot ist nicht mein Krieger.«
    Cerdic hob die Augenbrauen. »Nein, wirklich. Ich wünschte, ich könnte bei dieser Behauptung genauso sicher sein. Zauberei verleiht möglicherweise Macht, aber Zauberer sind nicht verläßlich - und gefährlich.«
    Ich fragte mich, warum Cerdic und Aldwulf sich wohl getrennt hatten. Anscheinend nicht in Freundschaft, denn Cerdic sprach seine Worte etwas heftig aus.
    »Ich bin froh, daß wir in dieser Hinsicht gleich denken. Hast du also noch weitere Bedenken zu meinen Bedingungen?«
    Cerdic seufzte und begann, wegen der wörtlichen Fassung des Eides zu handeln. Dann hörte er abrupt auf. »Nein. Warum sollten wir damit weitermachen? Wir wissen beide, daß ich dir den Eid schwören werde und daß ich ihn breche, wenn es mir paßt. Pendragon, wenn ich das nächstemal gegen dich kämpfe, dann kannst du es Aufruhr nennen anstatt Invasion. Ich glaube, du wirst nur einen kleinen Unterschied zwischen den beiden Ausdrücken finden.« Cerdic schwang sich vom Pferd und machte einem seiner Männer ein Zeichen. Der Krieger ritt heran und saß ab, und Cerdic nahm von ihm eine große hölzerne Dose entgegen, die mit Runen bedeckt war. Auch Artus stieg vom Pferd und wartete.
    »Das ist Thunars Armreif«, sagte Cerdic. »Wir haben ihn von Thunars Tempel im Nordosten von Gallien hergebracht.
    Er ist sehr alt und heilig.« Er öffnete den Kasten und nahm vorsichtig einen gewaltigen Reif aus Gold heraus. Auch dieser Reif war mit Runen bedeckt, und er war schwer. Er maß etwa zwei Handlängen im Durchmesser. Cerdic schaute den Reif einen Augenblick an, und dann lächelte er fröhlich. »Thunar ist ein Krieger, wenn er ein Gott ist. Er versteht genau, was es mit Eiden auf sich hat.«
    »Schwöre also den Eid, wenn du Thunars Verzeihung sicher bist.«
    Cerdic zögerte und drehte den Reif in den Händen. Dann wandte er sich zu den anderen Königen um und machte ihnen höfliche Handzeichen, damit sie zuerst schworen.
    Auch die anderen beiden saßen ab und kamen nach vorn. Es waren Aeduin von Cantware und Eo von den Südsachsen. Beide knieten abwechselnd nieder, zogen das Schwert und schworen auf das Schwert und den Armreif. Sie schworen bei Thunar und Tiw und Wodan, und der Eid war im Prinzip der gleiche wie der, der dem Hohen König von allen anderen Königen geschworen wurde. Die beiden waren älter als Cerdic. Sie waren daran gewöhnt, Eide zu schwören und sie zu brechen. Und Eide, die man den Briten schwor, wurden besonders leicht gebrochen. Bei dem neuen war es schwieriger, aber Thunar hatte ja auch mindestens einmal sein Wort gebrochen, und man konnte ja neue Schwerter kaufen, falls die Waffen, auf die man geschworen hatte, einen in der Schlacht betrogen. Als die beiden anderen fertig waren, zog auch Cerdic das Schwert, trat nach vorn und schaute Artus an, der jetzt den Armreif hielt.
    Der Tag war bewölkt, aber in diesem Augenblick brach die Sonne durch die Wolken, und der nackte Stahl an Cerdics Schwert glänzte hell in ihrem Licht, während der Armreif warm aufglühte. Cerdic lächelte breit, aber in seinen Augen war ein dunkles Funkeln, das ich schon gesehen hatte. Ich bekam plötzlich Angst, und ich hörte auf, mir über die Worte der Könige Sorgen zu machen. Ich legte meine Hand auf Caledvwlch.
    Aber ehe auch nur jemand denken konnte, machte Cerdic plötzlich

Weitere Kostenlose Bücher