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Der Falke des Lichts

Der Falke des Lichts

Titel: Der Falke des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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anderen, der in Britannien herumrannte und Krieg machte. Mit einem Gefühl des Schreckens sah ich ein, daß ich den Gedanken an Krieg nicht liebte, und daß es meiner Meinung nach falsch war zu töten. Noch nie in meinem Leben hatte ich so etwas gehört, und dennoch dachte ich wieder an diese drei Sachsen und daran, daß es sicher auch einen anderen Weg gegeben hätte. Und selbst wenn es manchmal richtig war zu töten, so wie ich Aldwulf getötet hätte oder auf andere Weise Connall getötet hatte - wann wäre es je richtig? Und wie konnte es sein, daß ein Mann immer im Recht war? Das Licht, aus seiner eigenen Natur heraus, mußte immer im
    Recht sein, wenn das, was Bedwyr gesagt hatte, der Wahrheit entsprach. Und ich glaubte Bedwyr. Aber die Welt der Menschen ist gemischt aus Gut und Böse, und es gab keinen einfachen, klaren Kampf, keine einzelne Entscheidung wie die, die ich damals in Dun Fionn getroffen hatte.
    Dennoch, Menschen entschließen sich, und sie müssen sich entschließen. Ich hatte in Dun Fionn das Licht gewählt. Medraut hatte die Finsternis gewählt. Von ganzer Seele wünschte ich mir, daß ich ihn hätte aufhalten können, und mir fiel wieder ein, wie er in Morgas’ Zimmer stand und sie anbetend anschaute. Wenn ich ihn mit mir aus dem Zimmer gezerrt hätte? Aber er hatte mich »Verräter« genannt, und sein Schrei hatte hinter mir gehallt. Wenn ich ihn wiedersah und wieder mit ihm sprach, konnte er sich dann alles noch anders überlegen? Sicherlich konnte die Finsternis seinen Willen nicht völlig in Ketten legen. - Und dann dachte ich daran, daß das Licht und ich das auch nicht konnten. Aber wer wählte die Finsternis, nachdem er verstanden hatte, was er da wählte? Die Gier, die Furcht, den Haß, der das Glück verschlingt, den Verlust? Und dennoch, manchmal war mir ganz klar, daß wir nicht anders konnten, als der Dunkelheit zu dienen. Und wenn ich für Artus kämpfte, dann würde ich die Wahl treffen müssen, und es war offensichtlich, daß ich nach der Natur der Dinge manchmal falsch entscheiden würde. Ich wollte nicht in der komplexen Welt der Menschen kämpfen. Es war einfacher, in der Anderwelt zu kämpfen.
    Ich starrte hinauf zu den Hügeln, die vor uns lagen, und stellte fest, daß Bedwyr die Straße hinab zu mir hinüberschaute. Unsere Blicke trafen sich einen Augenblick; er zügelte sein Pferd und blieb zurück, bis er wieder mit dem Karren auf gleicher Höhe war. »Deine Gedanken scheinen schwer zu sein, Gawain ap Lot«, sagte er mir.
    »Sie sind schwer, Herr«, erwiderte ich. »Agravain sagt, aus mir kann vielleicht jetzt ein großer Krieger werden, und auch du hast es gesagt. Ich bin eine Haaresbreite davon entfernt, umzudrehen und zu den Orkneys zurückzukehren. Und das wäre eine Dummheit, die einfach unglaublich wäre.«
    Bedwyrs Augen glänzten leicht. »Warum sollte das dumm sein?«
    »Ich glaube, du dienst dem Licht«, sagte ich Bedwyr. »Ist es recht, Männer umzubringen und Krieg zu machen?«
    »Ach!« Er starrte mich an. »Das weiß ich auch nicht.«
    »Aber du bist ein Krieger, und als ich vom Licht sprach, da hast du es besser verstanden als ich.«
    »Das möchte ich bezweifeln. Ich kenne nur die Sprache der Philosophie, und deshalb konnte ich es besser beschreiben. Du hast etwas angerührt, Gawain ap Lot, nach dem ich schon oft gefragt habe. Ich konnte nur sagen, was ich selbst weiß, was ich selbst erfahren habe.«
    »Dann erzähl es mir, wenn du Zeit hast. Ich bin es leid, immer wieder darüber nachzugrübeln.«
    »Ich glaube, das verstehe ich.« Bedwyrs Augen glänzten wieder vor unterdrückter Belustigung. Es war sehr seltsam, dachte ich flüchtig, daß ich mit ihm so leicht reden konnte und daß er so schnell gegen Cei meine Partei ergriffen hatte. Vielleicht kam es daher, daß wir dem gleichen Herrn dienten, und dadurch ergab sich dieses Verständnis.
    Mit dem Schildarm, dem Arm, an dem die Hand fehlte, schob er sich das Haar aus dem Gesicht. »Nun gut«, begann er. »Wie Cei schon mehrmals erwähnt hat, bin ich Bretone, und mein Vater besitzt Güter im Südosten - nein, das bedeutet nicht, daß ich aus einem edlen Clan stamme. Im größten Teil von Kleinbritannien sind die Clans weniger wichtig als Landbesitz oder sozialer Stand. Mein Vater ist Curiale - das ist ein Titel. Offiziell darf er den Titel Clarus führen, aber er nennt sich selbst Clarissimus, weil er den Klang des Wortes liebt.« Wieder kam das Glitzern der Belustigung. »Wir lebten in der Nähe der

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