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Der Falke des Nordens

Der Falke des Nordens

Titel: Der Falke des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Marton
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Joanna?”
    “Tu ich doch gar nicht”, entgegnete sie, wobei ihr, wie um ihre Worte Lügen zu strafen, eine kleine Träne über die Wange rollte.
    Lächelnd fing er sie mit der Fingerspitze auf. “Und was ist das?”
    Seufzend trat Joanna einen Schritt von ihm weg und bückte sich langsam, um eins der Gänseblümchen zu pflücken, die zu ihren Füßen alle gleichzeitig mit den Köpfchen zu nicken schienen. Tief atmete Joanna den zarten Duft ein. Schließlich ließ sie den Blick in die Ferne schweifen, wo Berge hoch in den Himmel ragten.
    Nach einer Weile wandte sie sich an Khalil und sprach das aus, was sie vorher nicht einmal zu denken gewagt hatte. “Sie werden mich erst dann freilassen, wenn mein Vater das Projekt mit Abu aufgibt, stimmt’s?”
    Khalil nickte. “Ja.”
    Joanna schluckte heftig, bevor sie die Frage herausbrachte: “Er hat sich geweigert, oder?”
    Und wieder nickte Khalil. “Es tut mir leid”, sagte er leise. “Ich habe mir gewünscht, Sie würden erkennen, wie mein Volk und ich hier wirklich leben.”
    “Es gibt viele verschiedene Wirklichkeiten. Vielleicht sollte ich endlich meine eigene akzeptieren.”
    “Joanna.”
    Sie blickte zu ihm auf, dabei rutschte ihr die Kapuze des Mantels vom Kopf. Ihr schmales Gesicht, das von einer Flut kastanienbraunen Haars umrahmt wurde, war unverkennbar blass. “Er rechnet wahrscheinlich damit, ich würde meine Meinung ändern und Sie zurückbringen.”
    “Und, werden Sie es tun?” Sie begegnete seinem Blick. “Auch dann, wenn Bennettco Ihre Bedingungen nicht erfüllt?”
    “Wie kann ich Sie denn gehen lassen?”, stieß er heftig und leidenschaftlich hervor, während er wieder ihr Gesicht umfasste. “Sagen Sie mir, wie, Joanna.”
    Natürlich konnte er es nicht, denn sie war ja das Pfand, das er in Händen hielt – und obwohl ihr Vater das alles sehr genau wusste, zögerte er, den entscheidenden Schritt zur Befreiung seiner Tochter zu unternehmen.
    Nein, das durfte einfach nicht wahr sein. Vielleicht hatte Khalil ja gelogen.
    “Wenn Sie auch nur einen Funken Anstand besäßen, würden Sie mich gehen lassen”, sagte sie.
    Er sah plötzlich finster aus. “Das kann ich nicht, wie ich bereits erklärte.”
    “Sie machen mir nur etwas vor! Sie haben mit meinem Vater keinen Kontakt aufgenommen …”
    “Joanna!” Er fasste sie an den Schultern. “Jetzt hören Sie mir zu!”
    “Mein Vater liebt mich”, stellte sie trotzig fest.
    “Auf seine Art bestimmt. Aber …”
    “Da gibt es kein Aber, Khalil. Was Sie mir heute gezeigt haben, war ganz interessant, jedoch …”
    “Was wollen Sie damit sagen?”
    “Nun, es war aufschlussreich, eine kleine Stadt anzuschauen, in der die Menschen keineswegs in Armut oder im Elend leben. Wahrscheinlich schmeichelt es Ihrem Ego, dass die Leute Ihnen ihre Zuneigung zeigen. Aber das ist sicher nicht die ganze Geschichte, es muss noch mehr dahinterstecken, nur weiß ich nicht, was.”
    “Verdammt, Joanna! Wenn Sie schon nicht auf mich hören wollen, dann wenigstens auf Ihre innere Stimme! Ihre Worte ergeben doch gar keinen Sinn!”
    “Nein! Ich werde nicht auf Sie hören!” Sie hielt sich die Ohren zu wie ein kleines, störrisches Kind.
    “O doch, das werden Sie!”, stellte er ungehalten fest, während er ihr die Hände wegzog. “Und zwar weil …” Er schaute ihr tief in die Augen, dann zog er sie an sich und presste die Lippen auf ihre.
    “Nein!” Joanna versuchte, ihn von sich zu stoßen. “Ich hasse Sie, Khalil!”
    “Lügnerin!”, flüsterte er und küsste sie wieder.
    “So kann man Probleme nicht lösen”, fuhr sie ihn an und drehte das Gesicht zur Seite. “Sie sind wohl immer noch davon überzeugt, mich zum Schweigen bringen und mir Dinge einreden zu können, die gar nicht wahr sind!”
    Khalil presste sie fester an sich. “Das Einzige, was wirklich zählt, ist die Tatsache, dass wir uns vom ersten Augenblick an zueinander hingezogen fühlten.”
    “Versuchen Sie nicht, dem Ganzen einen romantischen Touch zu geben! Sie waren entschlossen, Bennettco das Geschäft zu vermasseln, deshalb mussten wir verhandeln. Und dann haben Sie mich kurzerhand gekidnappt!”
    “Und Sie zu dem Zeitpunkt bereits begehrt!” Er lachte heiser. “Vor hundert Jahren hätte ich Sie auf dem Pferd entführt!”
    “Ja, genau!” Joanna trommelte mit den Fäusten gegen seine Schultern.
    Er nahm ihre Hände und legte sie so fest an seine Brust, dass sie seinen Herzschlag spürte. “Sie begehren mich genauso

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