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Der Falke des Pharao

Der Falke des Pharao

Titel: Der Falke des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda S. Robinson
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preßte die Lippen zusammen, als er daran dachte, wie wenig die Durchsuchung des Gebiets um den Scherbenhaufen herum ergeben hatte. Der Hof hatte keine Spur von Bakwerner oder seinem Mörder preisgegeben. Der Mörder hatte überhaupt keine Spuren hinterlassen, als er in der abendlichen Menge verschwand.
    Zwei Morde. Ein Mörder, der schnell zuschlug, der die Rache der Götter und des Königs riskierte. Ein Mörder, dem Einhalt geboten werden mußte, bevor noch jemand starb.
    Er sah die Straße des Ibex vor sich, die Kreuzung war durch einen Obelisken gekennzeichnet, der so alt war, daß die Ränder der Hieroglyphen langsam verwittert waren. In einer Nische, im Schatten eines großen Standes, lehnte einer seiner Diener. Der Mann erblickte ihn, sah zur offenen Tür einer Taverne hinüber und ging dann zu ihm.
    »Herr, der große Bruder ist in der Taverne. Er kam direkt vom Haus.«
    »Hat er dich gesehen? Nun fühle dich nicht gleich angegriffen. Er hat dich also nicht gesehen.« Meren bezwang seine schlechte Laune und schenkte dem Diener ein Lächeln und ein Nicken. »Gut gemacht. Du kannst jetzt nach Hause gehen und dich ausruhen.«
    »Aber, Herr, ich sollte Euch – «
    »Bei den Göttern, Mann! Ich brauche kein Kindermädchen.«
    »Ja, Herr, aber – «
    »Hör auf damit, auf mich einzureden«, sagte Meren. »Richte meinem Wagenlenker aus, daß er mir folgen soll. Aber er soll Abstand halten, denk daran. Das sollte dein Pflichtbewußtsein befriedigen.«
    Die gerunzelte Stirn des Mannes glättete sich, und er zog sich mit einigen Verbeugungen zurück.
    Meren hatte den Diener vergessen, noch bevor dieser ihn verlassen hatte. Vielleicht nahm Imsety gerade sein Mittagsmahl ein. Wenn er nicht bald aus der Taverne kam, würde er hineingehen. Meren trug eine einfache Kopfbedeckung, einen Ledergürtel und keine Armreifen, die ihn als Fürsten oder Krieger verraten konnten. In der Menge würde ihn niemand erkennen.
    Er erschrak, als er das Geräusch eines kreischenden Affen hörte. Ein Pavian sprang vom Dach eines Obststandes herunter und lief einem Jungen hinterher, der eine Melone umklammert hielt. Der Obstverkäufer schrie und deutete auf den Jungen. Dieser lachte, warf dem Affen einen Korb über den Kopf, und verschwand. Ein paar Minuten vergingen; Meren beobachtete, wie sein Fahrer neben einem Nüsseverkäufer Stellung bezog. Er nickte dem Mann zu, der ihm fast unmerklich seinen Gruß entbot. Es war ein Ärgernis, daß er aufgrund seiner Position nicht allein ausgehen konnte, ohne Gefahr zu laufen, bei seinen Männern und seinen Dienern Verwunderung und Besorgnis hervorzurufen.
    Ein Karren ratterte vorbei, beladen mit schlanken Weinkrügen, die mit Lehm versiegelt waren. Meren beobachtete gerade, wie er an der Taverne vorbeifuhr, als sich Imsetys schwerfällige Gestalt aus dem Eingang schob. Meren wandte den Kopf zur Seite und wich zurück in den Schatten eines Sonnensegels.
    Als Imsety die Straße des Ibex hinunterschritt, verließ Meren den Schutz des Sonnensegels und verschmolz mit der Menge aus Kunden und Kaufleuten. Sein Fahrer folgte ihnen in gebührendem Abstand. Imsety bewegte sich langsam und blickte sich kein einziges Mal um. Er machte vor einem Haus halt, vor dem sich ein durch eine kleine Lehmmauer begrenzter Hof befand. Darm saß ein Mann unter einem Sonnendach. Auf dem Tisch vor ihm lagen verschiedenste Schmuckstücke. Hinter dem Mann schürten zwei Gehilfen ein Feuer. Mit hölzernen Zangen hoben sie einen Topf, der mit geschmolzenem Metall gefüllt war, und schütteten das Metall in eine Gußform.
    Meren hielt an und gab vor, sich für die wollenen Gewänder einer Beduinenfamilie zu interessieren. Imsety öffnete das Tor und näherte sich dem Juwelier. Dann zog er einen glitzernden, perlenverzierten Gegenstand hervor. Meren hielt ein rotes Tuch in die Höhe und spähte darüber hinweg. Er sah, wie Imsety das Schmuckstück vor dem Juwelier ausbreitete: zylinderförmige Perlen in Gold, Rot, Jaspis und Lapislazuli – Hormins gestohlenes Geschenk. Der Kaufmann nahm das Halsband und betrachtete die Abschlußperlen am Ende einer jeden Perlenschnur, dann unterhielt er sich leise mit Imsety.
    Meren kniff die Augen zusammen und beobachtete, wie die beiden um den Preis zu feilschen schienen. Schließlich notierte der Kaufmann ein paar Worte auf einem Fetzen Papyrus. Beide Männer unterzeichneten mit ihrem Namen. Dann schob Imsety die Quittung in seinen Rockbund und verließ den Hof. Meren wandte seinem Opfer den

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