Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Falke des Pharao

Der Falke des Pharao

Titel: Der Falke des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda S. Robinson
Vom Netzwerk:
und spähte in die dunkle Straße auf der Suche nach weiterer Gefahr.
    Als Meren niemanden erkennen konnte, richtete er sich auf. Er fuhr sich mit der Hand durch sein Haar und glättete die Falten seines Rockes. Seine Jahre als Krieger machten sich immer noch bemerkbar. Dies war nicht das erste Mal, daß seine Ausbildung ihn vor bedrohlichen Gefahren gerettet hatte, seit er in den Diensten des Pharao stand.
    Er zückte den Dolch, der von dem Gürtel um seine Taille herabhing. Er lehnte sich gegen die Wand und betrachtete den stöhnenden Imsety. Dieser Narr hatte den Tod riskiert, weil er einen Fürsten angegriffen hatte, und würde bestraft werden – aber zunächst würde man ihn verhören. Während er den Mann auf dem Boden betrachtete, raste sein Fahrer und Leibwächter in die Gasse und blieb ruckartig stehen. Er blickte zunächst Meren und dann dessen Opfer an, schnaubte voller Verachtung und verstummte dann. Imsety rollte sich auf den Rücken, setzte sich dann auf, rieb sich die Augen und öffnete sie. Sein wäßriger Blick heftete sich auf Meren, und dieses eine Mal hatte er mehr als nur drei Worte zu sagen.
    »Mein Fürst Meren! Gnadenreicher Amun, ich bin verloren.«
    Imsety begab sich auf die Knie und streckte Meren beschwörend die Hand entgegen: »Ich hielt Euch für einen Dieb. Ich bitte Euch, Herr, glaubt mir.«
    Meren betrachtete Imsety mit ausdruckslosem Gesicht und ließ den Mann vor sich hinbrabbeln. Imsety schielte ihn mit geröteten Augen an. Seine massigen Schultern fielen in sich zusammen, und er stöhnte, während Meren schweigend an der Wand lehnte.
    »Ich bin ein toter Mann«, sagte Imsety.
    Er kauerte vor Meren auf dem Boden. Sein Kopf berührte in demütiger Haltung beinahe den Boden. Meren hörte, wie er Luft holte, und er hob den Kopf und warf dem Leibwächter einen Blick zu. Dann sah er das Halsband in der Hand seines Kriegers. Seine Züge entspannten sich.
    »Eure plappernde Zunge ist zum Stillstand gekommen«, sagte Meren ruhig. »Egal. Sie wird singen wie ein Vogel, bevor Ihr sterbt.«
    Imsety schloß einen Augenblick lang die Augen. Meren hielt Hormins Sohn seinen Dolch vor das Gesicht und bedeutete ihm mit einer knappen Bewegung aufzustehen.
    »Kommt«, sagte Meren. »Es scheint, als ob ich über Euch Gericht halten muß, bevor es die Götter tun werden.«
    Er hatte keine Schwierigkeiten, den entmutigten Imsety zurück zu seinem Wagen und in sein Hauptquartier zu führen. Er veranlaßte seine Leibwache, Hormins Sohn in eine Zelle in den kleinen Baracken, die hinter seinen Amtsräumen lagen, zu werfen. Imsety blieb dort und nährte seine Furcht, während Meren ein Bad nahm und sich umzog.
    Während sein Kammerdiener die Falten seines frischen Rockes ordnete, fragte sich Meren, wie es Kysen wohl in der Nekropole ergehen mochte. Er hatte Kysen mehrfach aufgefordert, dorthin zurückzukehren, doch jedes Mal war er angesichts des Schmerzes, den Kysen bei diesem Gedanken empfand, weich geworden. Dieser Mordfall hatte ihm die Gelegenheit gegeben, darauf zu bestehen, daß Kysen dem alten Pawero gegenübertrat, um die alten, ihn immer wieder heimsuchenden Erinnerungen hinter sich lassen zu können.
    Meren spürte, wie sein Diener an seinem Handgelenk zupfte. Er streckte es aus, damit dieser Junge ein beschlagenes Gelenkband daran befestigen konnte; seine Kriegertracht würde den ungeschlachten Imsety noch stärker einschüchtern. Als das letzte Band seines vergoldeten Lederharnischs über seiner Brust verknotet war, steckte er einen Dolch in seinen Gürtel und streckte die Hand nach der Peitsche mit dem goldenen Griff aus.
    Er hatte überlegt, ein Schwert mitzunehmen, verwarf diesen Gedanken jedoch wieder. Er würde es mit seinen Gehilfen im Gefolge nicht benötigen, und es war wohl auch übertrieben. Er bevorzugte Subtilität, obwohl Imsety dies wahrscheinlich nicht verstehen würde. Meren berührte das goldene Band, das sein Kopftuch hielt und entließ seinen Kammerdiener. Es wurde Zeit, den grausamen Aristokraten zu spielen und Furcht in Imsetys Herz zu pflanzen.
    Die Baracken waren zu einem langgezogenen, niedrigen Gebäude geformt, in dessen Mitte sich eine Halle befand. Meren betrat diese Halle mit zwei Gehilfen an seiner Seite und fand dort einige seiner Krieger vor. Zwei bewachten eine Innentür, ein weiterer saß neben einer der tragenden Säulen und reparierte eine Peitsche. Meren nickte den Wachposten zu. Sie öffneten die Tür, und sogleich zog einer von ihnen den Kopf ein und

Weitere Kostenlose Bücher