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Der Falke des Pharao

Der Falke des Pharao

Titel: Der Falke des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda S. Robinson
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verschwand in der dunklen Zelle. Imsety stolperte, von dem Krieger geschoben, in die Halle. Die Wachen trieben ihn vorwärts, er schleppte sich zu Meren hinüber und fiel auf die Knie, als sich zwei Hände schwer auf seine Schultern legten.
    Meren schlug mit der aufgerollten Peitsche gegen seine Schenkel. Imsety schaute zu ihm herüber. Meren registrierte seinen Gesichtsausdruck – dumpfe Resignation. Er schwieg und änderte plötzlich daraufhin seinen Plan. Wer hatte sich Imsetys Unterstützung wohl grundsätzlich versichern können? Nicht der brutale Hormin, sondern der kluge Djaper. Meren betrachtete den vor ihm knienden Mann, während er die Peitsche ausstreckte. Ein Gehilfe kam hervor, um sie ihm abzunehmen, während ein anderer einen Stuhl brachte.
    Er setzte sich und wandte seinen Blick nicht von Imsety ab. Der Mann war besessen von seinem Hof. Er wollte nach Hause gehen. Dessen war sich Meren sicher. Wozu war Imsety bereit gewesen, um den Hof zu behalten und nach Hause gehen zu können? Besaß er den Mut oder die Tollkühnheit, seinen eigenen Vater zu berauben? Meren zog seinen Dolch. Er legte ihn flach auf die Handfläche und gab vor, die Stahlklinge zu betrachten. Er hatte diesen Dolch einem Hethiter in einem Scharmützel in der Nähe von Tyre abgenommen. Der Griff war mit Intarsien aus Türkisen verziert und der Knauf bestand aus Bergkristall. Er beobachtete, wie der Kristall blasse Farben widerspiegelte, während er nachdachte, dann begann er, mit der stumpfen Seite der Klinge auf seine Handfläche zu trommeln.
    »Ihr seid ein Narr, Imsety, und zwar ein störrischer.«
    Imsety rührte sich, aber er hatte seine Fähigkeit zu schweigen, wiedererlangt.
    »Ja, störrisch. Aber wie störrisch werdet Ihr wohl bleiben, wenn Djaper an Eurer Stelle die Peitsche zu spüren bekommt?«
    Sein Mund bewegte sich nicht, aber Imsetys Augen weiteten sich und starrten Meren an, der ihn anlächelte.
    Meren sah den Gehilfen neben seinem Stuhl an. »Abu, bring mir Djaper, den Sohn des Hormin, auf der Stelle her.«
    »Nein!« Imsety streckte eine Hand nach Meren aus, die sofort von einer der Wachen beiseite geschlagen wurde. Der andere schlug ihn auf die andere Seite des Kopfes, und er sank wieder auf die Fersen nieder. »Herr, ich bitte Euch. Tut Djaper kein Leid an.«
    Meren verbarg seine Überraschung und beobachtete, wie Imsety offensichtlich einen inneren Konflikt zu lösen versuchte. Die Anstrengung verzerrte die fleischigen Züge des Mannes. Er verzog seine dicken Lippen, und tiefe Furchen erschienen zwischen seinen Augenbrauen. Meren entschloß sich, ihn weiter vorwärts zu drängen. Er nickte Abu zu, der sich zum Gehen wandte.
    »Ich will Euch alles erzählen!« sagte Imsety.
    Meren warf seinem Opfer einen erstaunten Blick zu. »Nun?«
    »Wir stritten mit meinem Vater.« Imsety hielt inne und benetzte seine Lippen. »Er hätte mir den Hof niemals gegeben. Nicht, wenn er dadurch zehnmal so reich geworden wäre, wie er bereits war. Wir stahlen das Halsband.«
    »Wann?«
    »In der Nacht – der Nacht, in der er ermordet wurde.«
    »Kommt«, sagte Meren. »Verliert jetzt nicht Eure neu gefundene Beredsamkeit, oder ich muß wieder darüber nachdenken, Djaper hierherführen zu lassen.«
    »An diesem Abend waren wir in das Haus eines Freundes gegangen, damit unser Zorn verrauchte. Wir kamen nach Hause und gingen zu Bett, aber später in der Nacht – Djaper hatte sich einen Plan ausgedacht: Wir würden die Geschichte eines Diebstahls erfinden.«
    »Ihr plündertet Hormins Gemach«, sagte Meren.
    Imsety nickte.
    »Und wolltet einen Teil der Beute verkaufen.«
    »Ich hätte mir meinen eigenen Hof gekauft«, sagte Imsety mit einem Achselzucken. »Aber das Halsband war entzwei und mußte repariert werden.«
    Meren warf Abu einen Blick zu, und dieser zog das Halsband hervor, die Perlen glitten in Merens Hand. Die meisten Halsbänder hatten Verschlußstücke, die wie Tierköpfe geformt waren und sich aneinander befestigen ließen, aber die Enden dieses Halsbandes wiesen lediglich einen dünnen, glänzenden Goldstift auf, an dem der Verschluß befestigt werden konnte. Auch das metallene Gegengewicht fehlte, das sonst den Rücken des Trägers hinabfiel, um den schweren Kragen an Ort und Stelle zu halten.
    Meren gab Abu das Halsband zurück, dann blickte er streng zu Imsety. »Ihr saht, wie Hormin zu später Stunde das Haus verließ, um zu seiner Konkubine zu gehen. Deshalb habt Ihr genau diesen Zeitpunkt für Euren Diebstahl

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