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Der Falke des Pharao

Der Falke des Pharao

Titel: Der Falke des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda S. Robinson
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männlichen Intelligenz halten, wenn sie sich ihm auf diese Weise näherte. Useramun, Thesh, Woser, Hormin. Worauf wollte sie hinaus? Er mußte es wissen, und um es herauszufinden, mußte er aufhören, sie zurückzuweisen. Kysen gestattete sich einen Moment lang, zu vergessen, daß sie eine Mörderin sein konnte und ließ seinen Blick von ihren geölten und geschminkten Lippen zu ihren Brüsten und weiter zu ihren Hüften gleiten. Dieser musternde Blick war für Beltis eine Einladung, die sie annahm.
    Die Sonne war schon aufgegangen, als sie ihn verließ. Erschöpft döste er eine Weile vor sich hin, während das Dorf nun völlig zum Leben erwachte. Bald kam Yem, um ihn zu wecken und zu einem Frühstück aus frischem Brot und geröstetem Fisch einzuladen. Die Mahlzeit wurde schweigend eingenommen; Yem weigerte sich, mit Thesh zu sprechen, der sich wiederum weigerte, mit Yem zu sprechen. Kysen brach die Totenstille, indem er Thesh bat, ihn nochmals zum Haus des Künstlers Woser zu geleiten.
    Woser war nicht zu Hause. Kysen verfluchte sich selbst wegen seiner Nachlässigkeit und befragte die Mutter und den Vater des Künstlers, die bezeugten, daß Woser sich auf wunderbare Weise erholt hatte, nachdem ihn Beltis in der letzten Nacht besucht hatte. Er dankte den beiden schnell, und machte sich auf den Weg zu Beltis’ Haus, mit Thesh im Schlepptau.
    »Gibt es einen Mann hier, den Beltis noch nicht hatte?« fragte Kysen scharf.
    Thesh ging schneller, um mit seinem Gast Schritt zu halten.
    »Es gibt weniger, denen sie ihre Gunst schenkte, als Ihr glaubt. Useramun, ich selbst, Hormin und – Woser …«
    Der Schreiber runzelte bei diesem letzten Namen die Stirn, dann fuhr er fort. »Zumindest in diesem Dorf gibt es nicht mehr. Bei den Göttern, glaubt Ihr, sie hätte noch Zeit für andere?«
    »Vielleicht nicht.«
    Kysen fügte in Gedanken Theshs Liste seinen eigenen Namen hinzu, während er zu Beltis Haus hinüberschritt. Ein Bote rannte die Straße entlang und rief ihnen etwas zu. Er hielt ein zusammengefaltetes Papyrusblatt in den Händen. Kysen blieb stehen, als der Mann ihn erreichte, nahm den Brief in Empfang und bemerkte den durchdringenden Blick, mit dem der Mann ihn ansah. Er wandte sich zu Thesh um und lächelte.
    »Ich muß mich mit dem Diener meines Herrn beraten, wenn Ihr mich entschuldigt.«
    Thesh verbeugte sich, und Kysen führte den Boten die Straße entlang, durch das Tor des Schreibers und unter dessen Pavillon. Unter dessen Schutz erhielt er Nachricht vom Tode Djapers.
    »Wann?«
    »Einige Zeit, nachdem der Mond untergegangen war, Herr. Als ich ging, berichtete der Arzt dem Herrn, daß eine große Menge Mohnextrakt in seinem Bier gefunden wurde.«
    »Und keine Spur, wer das Bier vergiftet hat.«
    Kysen seufzte und zog einen Brief an seinen Vater unter dem Gürtel seines Rockes hervor. Er vertraute diesen dem Boten an und entließ ihn. Sein Vater hatte ihn in seinem Brief vor Gefahr gewarnt. Wenn man das beständige Kommen und Gehen in der Nekropole in Betracht zog, konnte genausogut auch einer der Künstler für Djapers Tod verantwortlich sein. Selbst Thesh konnte mitten in der Nacht zu Hormins Haus gegangen sein.
    Während er noch über Thesh nachdachte, kam dieser aus dem Dorf auf ihn zu und blieb neben ihm stehen. Kysen dachte gerade darüber nach, sich Verstärkung zu holen, mehr Männer, um alle Dorfbewohner gleichzeitig zu befragen, als der Schreiber in verdrießlichem Ton anfing zu reden.
    »Schlechte Nachrichten.« Kysen nickte, vermied es jedoch, Thesh aufzuklären. Dieser fuhr fort: »Yem ist wütend. Sie sagt, sie will sich von mir scheiden lassen.«
    »Ich würde es tun«, sagte Kysen.
    Thesh warf ihm einen überraschten Blick zu und seufzte. »Ich kann es nicht ändern. Beltis ist eine sehr hungrige Frau. Ihre Leidenschaft brennt wie ein Feuer in meinem Körper.« Thesh stöhnte. »Yem wird ihren gesamten Besitz mitnehmen, und unser Ehevertrag sieht vor, daß sie dazu noch einen Batzen Geld von mir bekommt.«
    »Vielleicht hat sie ja Mitleid mit Euch«, sagte Kysen und legte eine Hand auf die Schulter des unglücklichen Mannes. »Kommt, wir müssen Woser finden.«
    Thesh deutete auf den Weg, der vom Friedhof der Adeligen ins Dorf führte. »Da ist er.«
    Zwei Menschen wanderten den Weg vom Friedhof der Adeligen hinab – Beltis und ein Mann. Beltis hing am Arm des Mannes, als fürchtete sie, auf den Kieselsteinen auszurutschen. Die beiden kamen näher, und Kysen konnte jetzt deutlicher

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