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Der Falke des Pharao

Der Falke des Pharao

Titel: Der Falke des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda S. Robinson
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vom Mund.
    Meren rief seine Befehle, um eine Suche einzuleiten, ließ den Arzt holen, damit er sich um die eingeschläferten Männer kümmerte und sorgte dafür, daß seine Männer nie wieder auf die Idee kamen, Bier von einem mutmaßlichen Mörder anzunehmen. Als er fertig war, zogen sich alle außer Abu zurück, dankbar, daß ihnen niemand den Kopf abgerissen hatte.
    »Abu, eine Wache soll den Fluß bewachen, der in das Künstlerdorf führt.«
    »Aber Herr, sogar Imsety wäre nicht dumm genug, bei Nacht zu segeln. Die Sandbänke, die Nilpferde – «
    »Vor kurzem war ich auch sicher, daß meine Krieger es nicht zulassen würden, von einem möglichen Mörder eingeschläfert zu werden.«
    »Ja, Herr.«
    »Wenn sie ins Dorf gegangen sind und auf Kysen stoßen – «
    Meren verfiel in Schweigen. Er klammerte eine Hand um die Lehne seines Ebenholzstuhles und preßte sie zusammen, bis es so aussah, als ob die Knochen seiner Fingerknöchel durch die Haut seiner Hand stießen.
    »Wenn sie Kysen finden – «

Kapitel 15
    Die einzigen Geständnisse, die Kysen Thesh an diesem Nachmittag entlockte, betrafen hunderte kleiner Verfehlungen, die mit Grabmalereien, Särgen und Statuen für nicht registrierte Kunden zu tun hatten. Zu seiner Überraschung brachen aus Thesh, nachdem er einmal angefangen hatte zu gestehen, weitere Verfehlungen hervor wie Wasser aus einem gebrochenen Deich. Unglücklicherweise fürchtete der Schreiber den Zorn des Wesiers mehr als Kysen erwartet hatte. Als er damit drohte, die Händel der Dorfbewohner zu enthüllen, wenn Thesh den Mord nicht gestand, brach der arme Schreiber in Tränen aus, schwieg aber weiterhin standhaft, und Kysen lockerte den Druck etwas, bevor Thesh in Ohnmacht fiel.
    Hier war er also, saß auf seinem Schemel auf dem Dach von Theshs Haus und hielt die ganze Nacht über Wache. Er wollte seine neuen Eindrücke, die er von den Dorfbewohnern gesammelt hatte, erhärten und hoffte, weitere gesetzeswidrige Aktivitäten auskundschaften zu können. Er hatte Thesh immer noch in Verdacht – und das würde so bleiben, bis er bewiesen hatte, wer den Mord begangen hatte – aber der Blickwinkel, von dem aus er die Situation betrachtete, hatte sich verändert, nachdem er das Gespräch mit Useramun belauscht hatte.
    Er legte seinen Kopf auf die Mauer und schloß einen Moment lang die Augen. Er hatte Wache gehalten, seit das Dorf sich zur Ruhe begeben hatte. Keiner rührte sich, und er war es müde, die nackten Wände zu betrachten und dem Geschrei der Dorfkatzen zu lauschen. Er hörte ein Knarren und hob den Kopf. Unten verließ jemand den Schutz eines Hauseinganges und schlüpfte um das Haus – Useramuns Haus – herum und lief auf die seitliche Treppe zu. Dieser Gang, dieses geschmeidige Dahingleiten. Es war der Maler.
    Useramun kletterte über die Treppe nach oben zum Dach und ging dort zum rückwärtigen Teil des Hauses, das genau neben der Dorfmauer stand. Kysen strengte seine Augen an, um zu erkennen, was der Mann tat, aber das Mondlicht half ihm nur wenig dabei. Dann bemerkte er, daß sich jemand bewegte.
    Useramun verschwand über die Mauer. Kysen setzte schnell und geräuschlos zum Sprung an. Innerhalb von Sekunden war er auf Useramuns Dach und kroch auf die Dorfmauer zu. Er erreichte sie, blickte vorsichtig darüber hinweg und erspähte eine Leiter. Am Fuße der Leiter stolperte Useramun in die Dunkelheit hinaus, er folgte einem in der Ferne verschwindenden Licht – einer Fackel. Kysen zählte bis zwanzig, dann kletterte er die Leiter hinunter und verfolgte den Maler weiter.
    Den Maler gleichzeitig im Auge zu behalten und doch genug Abstand zu ihm zu halten, damit er ihn nicht hörte, wenn er über die Steine stolperte, erwies sich als schwierig und schmerzhaft. Er hörte Useramun fluchen, als dieser auf einen scharfkantigen Stein trat. Kysen duckte sich hinter einem Felsblock und wartete, bis sein Opfer sich die Sandale wieder übergestreift hatte. Dann kroch er erneut hinter ihm her. Die Fackel erklomm die Hügel, die das Dorf umgaben und stieg wieder hinab, sie folgte dem Weg, der nach Norden, zum Friedhof der Erhabenen führte.
    Kysen war jeder einzelne Schritt zuwider. Geister suchten die westliche Wüste bei Nacht heim. Das wußte jeder. Useramun mußte einen sehr wichtigen Grund haben, um sich weiter vorzuwagen, ebenso wie derjenige, dem er folgte. Kysens Fuß rutschte auf einem losen Stein am Fuße eines Felsens ab. Kieselsteine klapperten, aber Useramun wandte sich nicht

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