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Der Falke des Pharao

Der Falke des Pharao

Titel: Der Falke des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda S. Robinson
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Meren noch eines dieser glückseligen Lächeln schenkte, flüsterte er leidenschaftlich: »Der einzige Grund, warum du immer noch am Leben bist, lieber Vetter, ist, daß du dich beim jungen König für mich verwendet hast.«
    »Ich will nur Frieden zwischen uns.«
    »Ich bin ein Diener des Gottes, lieber Vetter«, zischte Ebana. »Ich bin einer der wenigen, denen es gestattet ist, das geheime Ritual im Hause des Morgens auszuführen. Ich besitze das Privileg, das Asyl des Gottes Amun betreten zu dürfen. Und ich kann mich daran erinnern, wie es war, als du dich in frevelhafter Sünde am Hofe des Ketzers gesuhlt hast – Priester und ihre Familien wurden hinausgeworfen und dem Hungertod überlassen, ihre Gefolgsleute, Sklaven und Arbeiter, die von ihnen abhängig waren, mußten ebenfalls verhungern. Unkraut wuchs im Vorhof des Asyls. Unkraut! Also bitte mich nicht um Frieden, Meren. Den bekommst du nicht.«
    Ebana wirbelte herum und schritt den Korridor hinunter, sein weißes Gewand flatterte und enthüllte den Rock, den er unter dem durchsichtigen Überwurf trug. Unter Aufbietung seines Willens zwang Meren die alten Erinnerungen und die aufs neue in ihm aufsteigende Trauer in den hintersten Winkel seines Bewußtseins. Er mußte Abu finden, bevor der Hohepriester erfuhr, daß er sich innerhalb der Tempelmauern aufhielt.
    Die Schatzkammer bestand aus einer Reihe langer, kleiner Zimmer, die die mittlere Halle umgaben. Jeder Raum hatte nur einen Eingang und keine Fenster. Wachen standen am Rande der Halle und an dem Säuleneingang vor dem Vorzimmer. Abu erschien im Foyer, er führte einen Priester hinein.
    Sein rasierter Kopf glänzte, seine Schritte waren schleppend, bis der Priester neben einer Säule stehenblieb. Meren beobachtete, wie der Priester mit Abu flüsterte und wild vor sich hin gestikulierte. Er schüttelte den Kopf, bis Meren befürchtete, daß ihm schwindlig würde, dann kehrte er in die Schatzkammer zurück.
    Abu ging zu Meren hinüber und sie verließen das Gebäude, ohne ein Wort miteinander zu wechseln. Als sie in der Menge der Tempeldiener und Priester untergetaucht waren, warf Abu Meren einen unglücklichen Blick zu.
    »Er sah Euch mit Fürst Ebana sprechen.«
    »Und deshalb wollte er nicht mit mir zusammen gesehen werden«, sagte Meren.
    »Sein Vorgesetzter, wißt Ihr.«
    Meren hielt inne und die Menge schloß sie ein. »Dein Reiner dient unter Ebana?«
    »Ja, Herr, seit drei Wochen.«
    Meren nahm seinen Weg wieder auf. Der Reine, der Hormin am Tag bevor er starb empfangen hatte, diente unter Ebana.
    »Und die Qeres- Salbe?« fragte Meren.
    »Hormin brachte dem Reinen Dokumente über Steuernachlässe in die Kanzlei der Schatzkammer, die hinter den Kellergewölben liegt. Der Reine sagt aus, daß er nicht weiß, was Hormin danach tat, denn er sei damit beschäftigt gewesen, die Dokumente durchzusehen. Er erinnert sich nur daran, daß Hormin die Gewölbe betrat und von den Wachen hinausgeworfen wurde, bevor er auch nur drei Stufen weitergehen konnte.«
    »Er ist sicher, daß Hormin nicht weitergegangen ist, auch nicht in das Gewölbe, wo die Qeres -Salbe gelagert wird?«
    »Wir haben die Kammer aufgesucht, in der die Salbe aufbewahrt wird. Es fehlt nichts, obwohl einer der Krüge halb leer ist. Sie benutzen sie bei einem Ritual im Haus des Morgens, bei dem der Gott gefüttert und angekleidet wird.«
    »Und mein Vetter ist ein Diener des Gottes und einer von denen, die dieses Ritual vollziehen dürfen.«
    Abu sagte nichts, als sie sich dem Wagen näherten.
    Meren warf einen Blick zurück auf die Tempelanlage. Die untergehende Sonne verwandelte, bemalte und vergoldete deren Oberfläche, so daß sie aussah wie gelbes Feuer. Er wußte, daß die strahlende Helle draußen einen Kontrast zu der kühlen Dunkelheit im Inneren bildete. Der Tempel trug immer noch Narben dort, wo Echnatons Soldaten und Ketzerpriester die Namen des Amun und eines jeden anderen Gottes mit Ausnahme des Aton ausgemerzt hatten.
    Ebana war nicht der einzige Priester, der nicht vergessen konnte. Der Hohepriester und seine Verbündeten, auch sie konnten hinter dem jüngsten Verrat der Königin stecken. Wenn bewiesen werden konnte, daß sie versucht hatte, die verhaßten Hethiter auf den Thron zu bringen, dann würde der König nicht nur leiden, sondern vor allem Macht an die Priesterschaft des Amun verlieren.
    Während sie zum Ufer zurückfuhren, dachte Meren über die Möglichkeit nach, daß Hormin auf irgendeine Weise mit den Priestern

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