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Der Falke von Aryn

Der Falke von Aryn

Titel: Der Falke von Aryn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Blut verloren, dass man wohl glauben konnte, dass der Tod ihr so nahe gewesen war, dass sie mit ihm hatte sprechen können.
    Leise hatten Lorentha, Raphanael und Barlin beratschlagt, was sie nun tun sollten. Lorentha hatte einmal eine Amputation gesehen, und auch wenn sie der Gedanke graute, hatte sie zögernd vorgeschlagen, es zu versuchen, den Knochen auszuschaben und die Haut über den Stumpf zu ziehen. Es wäre vielleicht besser, wenn sie es täten, aber tatsächlich hatte auch sie den Gedanken kaum ertragen können. Raphanael hatte sie seinerseits angesehen, als wäre sie ein Ungeheuer, bevor er ihre Sorge verstand. Man sah oft genug, wie der Henker eine Hand nahm, aber sie wussten alle auch, dass nicht viele der Unglücklichen die Tortur überlebten.
    Selbst wenn es notwendig sein mochte, sie hatten alle zu viel Furcht, ob Arin das noch überstehen würde, der Tod war einmal von ihr gegangen, ob er es ein zweites Mal tun würde, schien allzu ungewiss. Vielleicht war es nur Feigheit, vielleicht würden sie es später noch bereuen, doch da Arin nicht mehr blutete, hatten sie sich furchtsam dazu entschlossen, alles unberührt zu lassen, bis Larmeth einen Blick auf die Wunde werfen konnte, sie kannte sich wenigstens mit Heilung aus.
    So blieb der dreckige Lappen, wo er war, weil sie alle zu furchtsam waren, sich das zu besehen, was unter ihm verborgen lag.
    Doch jetzt hatte Arin diesen Lappen abgezogen und besah sich neugierig ihren Stumpf. Lorentha zog scharf die Luft ein, und auch Raphanael wurde bleich.
    »Arin«, rief er leise, und das Kind eilte herbei.
    »Zeig ihn mir«, bat er sie ruhig.
    »Er sieht seltsam aus«, meinte Arin und tat, wie ihr geheißen. »Und hässlich«, fügte sie hinzu.
    Man konnte die Knochen ihres Handgelenks erkennen, dazwischen Sehnen und Fleisch, am Schnitt war alles von einer dünnen Haut überzogen, am Schnittrand hatte sich die Außenhaut ein wenig nach innen eingezogen und war so verheilt. Keine Nässe, kein gefürchteter Wundbrand, kein Faulen.
    Staunend gab Lorentha Arin recht. Es sah seltsam aus. Und hässlich. Es zog Lorentha den Magen zusammen, Arin so zu sehen, und sie musste mit den Tränen kämpfen. Aber die Wunde war geheilt.
    »Mort sagte, dass es schnell gehen würde«, erklärte Arin und sah fragend zu ihrem Vater hoch. »Kann ich schneller älter werden?«, fragte sie. »Ich will meine Hand zurück.«
    Raphanael und die Majorin sahen sich mit großen Augen an. Es gab vieles auf der Welt, das nicht leicht erklärbar war, gerade Raphanael mit seiner Ausbildung zum Hüter wusste das. Manchmal, bei allem Wissen und aller Weisheit, blieb auch ihm nichts anderes übrig als zu staunen, zu glauben und dankbar zu sein. Nicht nur wegen Arins wundersamer Heilung, sondern auch, weil sie so fest an das Versprechen des Todes glaubte, ihr, wenn sie erst erwachsen wäre, eine neue Hand zu geben. Dieser Glaube schien sie vor der Verzweiflung zu bewahren, die sie sonst sicherlich übermannt hätte.
    Lorentha hingegen grübelte über ein anderes, kleineres Wunder. Die Baroness hatte ihr berichtet, dass sie einen Mohren gesehen hatte, der ihr die Kette von dem Fuß gelöst hatte, und in ihrem Stiefel stak eines von Rabans Messern, das sie dem Toten in der Tür aus dem Hals gezogen hatte, aber von Raban selbst fehlte jede Spur. Dass er einfach so wieder verschwunden war, passte wenig zu ihrem alten Freund, die große Frage allerdings war, wie er es vermocht hatte, hier zu sein.
    Sie hatte sich dafür geschämt, aber sie hatte der Baroness die Frage stellen müssen, war Raban vielleicht ein Teil des Mordgelumps gewesen? Doch Raphanaels Mutter hatte sie nur erstaunt angesehen und es dann heftig verneint.
    Es brauchte eine ganze Weile, bis Barlin die Kutsche so weit hatte, er ließ auch nicht zu, dass Raphanael ihm half, der sollte sich um seine Mutter und sein Kind kümmern.
    Lorentha befragte ebenfalls die Huren, die mehr als nur verängstigt waren. Serriks Leute hatten ihnen recht übel mitgespielt, doch die Nachricht, dass der Hurenhüter Lesren nun in der Hand der Garda war, schien sie ein wenig aufzumuntern. Beide Huren waren noch jung, kaum älter, als sie es damals gewesen war, als Raban sie in den Hafen geschubst hatte, sie fassten schnell wieder Mut, und eine der beiden hatte ganz höflich gefragt, ob sie mit Arin spielen dürfte. Viel hatten die beiden Frauen nicht erzählen können. Sie bestätigten, was Raphanael und die Majorin bereits wussten, Serrik, Lord Visal und Don Amos

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