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Der Falke von Aryn

Der Falke von Aryn

Titel: Der Falke von Aryn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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»Eine neue Hand? Wie …«
    »Bis dahin kennst du die Antwort. Versprich es mir.«
    Raban nickte. »Ja, versprochen.« Doch er grübelte. »Sagt, ist Mort mehr als nur ein Name?«
    »Ja«, sagte der alte Mann.
    »Was bedeutet er?«
    »Du musst noch Fränkisch lernen«, sagte Mort. »In der Sprache des jungen Fräuleins bedeutet das Wort Tod.«
    So sehr überraschte es Raban nun nicht. Nur … Er fasste sich ein Herz und ritt neben den alten Mann, der schon wieder den Boden musterte und dann die Spur des Aragonen aufnahm, und nahm dann all seinen Mut zusammen.
    »Seid Ihr Er?«, fragte Raban rau.
    Der alte Mann sah auf, und zuerst schien es, als ob er lachen wollte, doch dann sah er Rabans erschütterten Blick und besann sich.
    »Der Tod gar selbst?« Mort schüttelte den Kopf. »Nein. Es ist nur ein Name«, erklärte er mit einem Schulterzucken. »Du kannst dich schon langsam daran gewöhnen, denn irgendwann wird er der deine sein.«
    Erleichtert atmete Raban aus. Was irgendwann sein würde, scherte ihn im Moment noch nicht. Anderes schon.
    »Wie habt Ihr das gemacht? Mit dem Kind, Raphanaels Tochter? Sie war schon von uns gegangen, als ich die Fessel löste. Ich weiß es. Ich sah es oft genug. Wieso hat Lorentha Euch nicht gesehen und …«
    »Junge«, knurrte der alte Mann mit hartem Blick. »Glaube mir, du willst mich nicht mit Fragen löchern.«
    Raban sah störrisch drein.
    »Du könntest Antworten erhalten«, drohte ihm der Alte und verbarg ein Schmunzeln, als Raban die Luft anhielt und hastig schwieg.
    »Ich hoffe, du hast gut zugesehen?«
    »Wobei?«, fragte Raban verwirrt.
    »Ich habe dir bei dem einen Mann den Stirnschlag vorgeführt.«
    Mort wartete.
    Raban zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, was Ihr meint.«
    »Auch gut«, sagte Mort und setzte sich bequemer im Sattel zurecht. Das konnte noch ein langer Ritt werden. »Es wird sich erneut Gelegenheit ergeben, ihn dir vorzuführen.«
    »Hört Ihr das?«, fragte Raban und zügelte sein Pferd.
    Mort hielt ebenfalls an und lauschte, doch er hörte nichts. »Deine Ohren sind jünger, Junge. Was hörst du?«
    »Glocken«, sagte Raban. »Viele Glocken.« Seine Augen weiteten sich. »Das Läuten kommt aus der Stadt!«
    »Schau sie dir an«, sagte Raphanael und wies auf seine Tochter, die versuchte, ein Eichhörnchen anzulocken und dann lachte, als es davonlief. »Es ist wahrhaftig ein Wunder. Sie glaubt so fest daran, dass der Tod wiederkommen wird, um ihr eine neue Hand zu bringen, dass sie sich jetzt nicht darum sorgt … o Götter«, brach es plötzlich aus ihm heraus, und er stützte wieder den Kopf in die Hände, um zu weinen.
    »Raphanael«, sagte Lorentha leise. Er sah mit feuchten Augen zu ihr auf.
    »Schau zu Arin«, bat sie ihn.
    Seine Tochter hatte genug von dem dreckigen Verband und zog ihn eben ab. Die Erwachsenen hatten darüber diskutiert, was sie tun sollten. Larmeth, davon waren sowohl die Baroness als auch ihr Sohn überzeugt, besaß Gaben zur Heilung, und man war sich einig gewesen, das Kind so schnell wie möglich zu der Priesterin zu bringen. Am Anfang waren sie besorgt um Arin gewesen, doch sie hatte sich ungewöhnlich schnell erholt, dafür war jetzt Raphanael um die Baroness in Sorge und fürchtete um sie, sollte sie reiten müssen. Barlin hatte eine alte Kutsche im Schuppen entdeckt, die aussah, als stamme sie noch aus Kaiser Pladis’ Zeiten, mit zerschlissenen Polstern und Zeichen dafür, dass sie irgendwann als Hühnerstall gedient hatte, doch Barlin war sich sicher, dass man sie mit etwas Schmiere wieder benutzen könnte.
    Das Problem war Arins Stumpf. Er hatte aufgehört zu bluten und wie das Kind behauptete, tat er ihr nicht mehr weh. Doch die Baroness hatte ihnen berichtet, wie grob Don Amos vorgegangen war, er selbst hatte das Beil geführt. Das Einzige, das man diesem Ungeheuer zugutehalten konnte, war, dass er sauber getroffen und nur einen Schlag gebraucht hatte, doch es war keine medizinische Amputation gewesen, noch hatte er sich die Mühe gemacht, den Stumpf in heißes Pech zu tauchen, wie es bei Hinrichtungen üblich war.
    Er hatte dem Mädchen die Hand weit vorn abgetrennt, knapp zwischen Daumenansatz und Handgelenk, was von Vorteil war. Ein Arzt oder Priester hätte es anders getan, die Haut so vorbereitet, dass man sie hätte um den Stumpf legen können, damit sie dann verwuchs, doch außer ihr diesen Lappen fest um den Stumpf zu wickeln, hatte er Arin nicht versorgt. Sie war fiebrig gewesen und hatte so viel

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