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Der Fall Charles Dexter Ward

Titel: Der Fall Charles Dexter Ward Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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Rhodes-on-the-Pawtuxet zu schaffen zu machen, und spätere Nachforschungen Dr. Willetts in diesem Ort ergaben, daß es dabei offenbar stets sein Ziel war, sich Zugang zu dem dicht mit Büschen bewachsenen Flußufer zu verschaffen, an dem entlang er dann in nördlicher Richtung verschwand, um meistens für längere Zeit nicht mehr aufzutauchen.Gegen Ende Mai waren eines Tages wieder rituelle Geräusche aus dem Labor unter dem Dach zu hören, was Charles einen strengen Tadel von Mr. Ward einbrachte, woraufhin er ein wenig zerstreut Besserung gelobte. Es geschah am Vormittag, und die Geräusche schienen eine Fortsetzung jener imaginären Unterredung darzustellen, die an jenem turbulenten Karfreitag stattgefunden hatte. Der junge Mann schien mit sich selbst zu streiten oder sich laute Vorwürfe zu machen, denn ganz plötzlich ertönte, deutlich vernehmbar, ein lauter Wortwechsel in zwei verschiedenen Stimmen, von denen die eine hartnäckig etwas zu fordern und die andere ebenso beständig abzulehnen schien, und Mrs. Ward rannte die Treppe hinauf, um an der Tür zu lauschen. Sie hörte aber nur ein Bruchstück, dessen einzige verständliche Worte »müssen es für drei Monate rot haben« lauteten, und auf ihr Klopfen hin wurde es sofort still. Als Charles später von seinem Vater zur Rede gestellt wurde, sagte er, es gebe gewisse Konflikte der Bewußtseinssphären, die man nur mit größter Umsicht vermeiden könne, die er aber in andere Regionen verlagern würde. Ungefähr Mitte Juni ereignete sich ein sonderbarer nächtlicher Vorfall. Am frühen Abend hatte man im Labor im Dachgeschoß polternde Geräusche gehört, und Mr. Ward wollte gerade nachsehen gehen, als es wieder ruhig war. Um Mitternacht, als die Wards sich zur Ruhe begeben hatten, schloß der Butler gerade die Haustür für die Nacht zu, als nach seiner Aussage Charles wie aus Versehen und ziemlich unsicher am Fuß der Treppe auftauchte und ihm durch ein Zeichen zu verstehen gab, daß er ihn hinauslassen solle. Der junge Mann sagte kein Wort, aber der ehrenwerte Mann aus Yorkshire sah für einen Augenblick seine fiebrigen Augen, und ein grundloses Zittern überfiel ihn. Er öffnete die Tür, und der junge Ward ging hinaus, doch am Morgen überbrachte er Mrs. Ward seine Kündigung. Es habe, so sagte er, etwas Unheimliches in dem Blick gelegen, mit dem Charles ihn fixiert habe. Es sei keine Art für einen jungen Mann, eine ehrliche Person auf diese Weise anzuschauen, und er sehe sich außerstande, noch eine weitere Nacht unter diesem Dach zu verbringen. Mrs. Ward ließ den Mann gehen, maß aber seiner Aussage nicht sonderlich viel Bedeutung bei. Sich vorzustellen, Charles habe sich in dieser Nacht in einem so aggressiven Zustand befunden, war ziemlich lächerlich, denn solange sie wachgelegen hatte, waren aus dem Labor schwache Geräusche zu hören gewesen; einleises Schluchzen, ruhelos auf und ab gehende Schritte und ein Seufzen, das nur von tiefster Verzweiflung zeugte. Mrs. Ward hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, in der Nacht Geräuschen im Haus zu lauschen, denn das Geheimnis ihres Sohnes verdrängte in wachsendem Maße alle anderen Dinge aus ihrem Bewußtsein.
    Wie schon an jenem anderen Abend vor nahezu drei Monaten, holte sich Charles auch am folgenden Abend als erster die Zeitung und verlegte den Hauptteil. Daran erinnerten sich die Wards erst später, als Dr. Willett anfing, Zusammenhänge aufzuspüren und hier und da nach fehlenden Gliedern zu suchen. Im Archiv des Journal fand er den Teil, den Charles beseitigt hatte, und entdeckte zwei Artikel, die möglicherweise bedeutsam waren. Sie hatten den folgenden Wortlaut:
    Wieder Friedhofsschänder am Werk Heute morgen bemerkte Robert Hart, Nachtwächter auf dem Nordfriedhof, daß abermals Grabplünderer im alten Teil des Friedhofes ihr Unwesen trieben. Das Grab von Ezra Weeden, der 1740 geboren wurde und gemäß der Inschrift seines umgestürzten und völlig zertrümmerten Schiefer-Grabsteins im Jahre 1824 starb, war geöffnet und geplündert worden, offensichtlich mit Hilfe eines Spatens, der vorher aus einem nahegelegenen Geräteschuppen entwendet worden war.
    Was immer sich nach über einem Jahrhundert noch in dem Grab befunden haben mag, war bis auf ein paar verrottete Holzreste verschwunden. Es wurden keine Radspuren gefunden, doch die Polizei hat ein einzelnes Paar Fußabdrücke vermessen, die in der Nähe des Grabes entdeckt wurden und offenbar von den Stiefeln eines wohlhabenden Mannes

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