Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fall D. - Eine Stalkerin packt aus

Der Fall D. - Eine Stalkerin packt aus

Titel: Der Fall D. - Eine Stalkerin packt aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva J.
Vom Netzwerk:
voll hatte und ihr gab, nach was sie bettelte? Falsch. Er hat sich wie ein
Arschloch benommen, doch frei von Verantwortung kann ich Daniela nicht
sprechen.
    Die
Frage, die sich mir immer wieder aufdrängt und keine Antwort findet, ist: Warum
kann ein erwachsener Mensch nicht mit der Vergangenheit abschließen, mit einer
Zeit, in der er mehr oder weniger unzurechnungsfähig war, und beginnen, endlich
Verantwortung für sein eigenes Leben zu übernehmen?
    Daniela
sitzt vor mir auf ihrem Sofa, das sie zu verschlingen scheint, so klein und
zerbrechlich wirkt sie in den großen Kissen. Ich versuche in ihrem Gesicht zu
erkennen, wo die Antworten auf meine Fragen stehen. Sie ist schon lange nicht
mehr das junge Mädchen, das im Elternhaus auf Unverständnis gestoßen ist. Sie
ist eine reife Frau, die zwei Ehen hinter sich hat, und Mutter einer fast
erwachsenen Tochter, die bald erwachsener wirkt als sie selbst. Sie hat alle
Höhen und Tiefen erlebt und nicht nur ihr wurde übel mitgespielt. Im Gegenteil
haben unzählige Menschen unter ihr gelitten. Menschen, die sie liebten und ihr
vertrauten. Sie schlägt um sich und verletzt, wenn es ihrem Gefühl entspricht.
Auf der Suche nach sich selbst und einer beantworteten Liebe geht sie über
Leichen und hinterlässt ein Schlachtfeld mit unsichtbaren Tretminen. Sie
geißelt die ihr zugetanen Menschen mit fast schon intriganter Willkür und
schafft es trotz allem noch, sich so zu rechtfertigen, dass sie auf Verständnis
stößt. Ihre Pläne und Vorsätze sind wie Eintagsfliegen und haben oft am
nächsten Tag schon keine Gültigkeit mehr.
    Es
ist an der Zeit, dass wir über ihre Geschichte reden. Darüber, dass ich sie
haben und verwerten darf, und darüber, dass es nur um ihre Geschichte geht,
nicht um sie, ihre Person oder all die anderen beteiligten Personen. Was sie
mir, uns mit dieser Lebensbeichte zumutet, ist ein großes und schweres Paket.
Und so dauerhaft klein und zerbrechlich sie auch wirkt, so unstet ist sie immer
in ihren Entscheidungen gewesen. Ich sehe es kommen, dass unsere Beziehung daran
zerbricht – ein für alle Mal – und ich lasse mir von ihr schriftlich
bestätigen, dass ich den Kern ihrer Geschichte benutzen darf.
    Daniela
     
    Es ist nicht ungewöhnlich, wenn
die erste große Liebe, die erste Teenagerfreundschaft in die Brüche geht. Ich
brauchte drei lange Jahre, um darüber hinwegzukommen
     
    Es
war im Sommer 1980. Ich war vierzehn und hatte mich immer mit meiner Cousine Petra,
die ich als Kind hasste, wie die Pest, angefreundet und verbrachte die
Wochenenden und Ferien bei ihr zu Hause in einem kleinen Ort, 15 Kilometer von
meiner Heimatstadt entfernt. Linda war mit ihrer Familie in die Kreisstadt gezogen
und der Kontakt zu ihr war komplett abgerissen.
    Ich
war sehr gerne im Dorf meiner Cousine, denn dort war immer etwas los. Wir
trafen uns mit den Jugendlichen auf einem Spielplatz, der sich direkt neben Petras
Elternhaus befand. Wir quatschten, alberten herum und baggerten die Jungs an.
Dort rauchte ich auch meine erste Zigarette. Alles in allem war es eine
unbeschwerte und tolle Zeit. Meine Eltern pflegten viel Kontakt zu Petras
Eltern (unsere Mütter sind Schwestern) und auch meine Oma lebte im gleichen
Haus. Wir feierten dort mit der Verwandtschaft Silvester und Geburtstage und
obwohl dort der Haussegen mindestens genauso schief hing wie bei uns, war diese
gemeinsame Zeit mir den Familien für uns Teens eine schöne Zeit.
    Es
war irgendwann im Juni. Wochenende. Im Dorfgemeinschaftshaus war ein Rockabend angekündigt.
Petra und ich gingen selbstverständlich hin. Am Nachmittag waren wir noch auf dem
Spielplatz. Dort lernte ich zwei Schwestern kennen, die in Petras Klasse
gingen. Sie hießen Mala und Pika und waren Zigeunerinnen, die einen Ort weiter
mit ihrer Familie ansässig geworden waren. Ich fand die beiden faszinierend und
ich freundete mich auf Anhieb mit Mala, der älteren der beiden, an. Wir
verabredeten uns allesamt zu dieser Fete im am Abend.
     
    Die
Lichtorgel blinkte, die Musik dröhnte laut und es waren eine Menge Leute
gekommen. Petra, Mala, Pika und ich standen zusammen an einem Tisch und quatschten.
Es lief Child in time von Deep Purple, ich erinnere mich, als wäre es
gestern gewesen. Enge Jeans, weißes T-Shirt und unglaublich lockige, schwarze,
lange Haare, dunkle Haut und braune Augen. So stand er da und schaute einfach
nur in die Menge. Ich war wie vom Donner gerührt und meine Knie wurden weich. Mala
sagte mir es sei ihr

Weitere Kostenlose Bücher