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Der Fall D. - Eine Stalkerin packt aus

Der Fall D. - Eine Stalkerin packt aus

Titel: Der Fall D. - Eine Stalkerin packt aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva J.
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die Spirale hast?“ Meine Mutter bekam
einen roten Kopf und ich fühlte mich wie ein Lamm auf der Schlachtbank. Ich
log.
    „Nein,
hab’ ich nicht.“
    Natürlich
hatte ich. Erst gestern. Aber das behielt ich für mich.
    Auf
dem Stuhl von Dr. Arschloch fühlte ich mich klein, leer, minderwertig.
    „Und
was machen wir jetzt, junge Dame?“
    Er
zog an dem Ding, das aus mir herauskam, und hielt es vor meiner Nase in die
Luft. „Die Pille, oder was ?“
    So
kam es, dass ich mit 14 Jahren die Pille verordnet bekam.
    Viele
Jahre später, ich war schon längst eine erwachsene Frau, und hatte eine kleine Tochter,
offenbarte mir mein neuer Frauenarzt, dass es mehr als fahrlässig gewesen ist,
einer 14-Jährigen solch eine Spirale in die noch nicht ausgereifte Gebärmutter
einzusetzen. Ich kann es nicht beschwören, aber ich könnte es mir zumindest
vorstellen, dass ich auch dadurch bedingt bis zum Zeitpunkt meiner
Totaloperation über all die Jahre schwer wiegende Unterleibsprobleme hatte.
     
    Milosh
und ich waren ein ganz normales Teenagerpärchen. Wir stritten uns, vertrugen
uns wir verbrachten so viel Zeit, wie es nur ging, miteinander und wir liebten
uns heiß und innig. Es hätte alles normal laufen können, wenn da die Tatsache
im Raum gestanden hätte, dass er Zigeuner war und ich nicht.
    Der
Familienclan Stojka war nicht begeistert davon, das Milosh mit einer Nicht-Roma
zusammen war. Bis auf seine Mutter, die ich sehr mochte, waren alle dagegen.
Tanten, Onkel, sein Vater, Fettern usw. Wir wurden mit Argusaugen beobachtet,
aber sie hielten sich zurück. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem rauskam, dass wir
nicht nur miteinander Händchen hielten.
    Ich
musste auf Klassenfahrt an die Nordsee und litt wie ein Hund, nicht in Miloshs
Nähe, nicht bei ihm sein zu können. Wären der gesamten 10 Tage hatte ich an
nichts Spaß. Meine Gedanken waren ständig bei ihm und es gab nichts, was mich
davon hätte ablenken können. Keine Klassenkameraden, kein Meer, kein Strand,
keine Veranstaltung, keine Nachtwanderung im Watt. Alles war grau und leer ohne
ihn.
    Ich
schrieb ihm lange Briefe und unzählige Postkarten. In einem dieser Briefe
erwähnte ich, wie schön es sei, mit ihm zu schlafen. Das war ein großer Fehler.
    Endlich
zu Hause. Koffer in die Ecke und den nächsten Bus genommen. Zu ihm. Endlich!
Auf dem Spielplatz wartete ich auf ihn. Er kam. Und er war wütend!
    „Mensch
wie kannst du nur so was in dem Brief schreiben! Der Alte hat ihn aufgemacht
und gelesen. Jetzt sitzt die ganze Verwandtschaft bei uns in der Küche und da
ist die Hölle los. Ich muss auch gleich wieder gehen, sonst merken die was!“
    Von
diesem Zeitpunkt an mussten wir uns heimlich treffen. Wie ein Dieb schlich ich
mich in sein Haus. Er hatte ein Zimmer im obersten Stockwerk, wo sein Vater niemals
hinging. Miloshs Mutter wusste, dass ich immer noch oft zu ihm kam, und sie
deckte uns und unsere Teenagerliebe, wo sie nur konnte.
    Eines
Tages, ich war grade im Begriff mich die Treppe hochzuschleichen, um Mala zu
besuchen, stand seine Tante Loni vor mir.
    „Du
kommst jetzt mal mit. Es gibt was zu bereden!“
    Wir
standen in Malas und Pikas Zimmer.
    „Das
mit Milosh und dir ist vorbei. Endgültig. Hast du mich verstanden?!“
    Milosh
war nicht da. Sie hatten ihn mit seiner Mutter zum Schrott fahren in den
Ruhrpott geschickt. Das war nicht das erste Mal, dass ich ihn für mehrere Tage
oder sogar einige Wochen nicht zu Gesicht bekam. Er musste immer viel arbeiten
und erst, als die Polizei den „Alten“ an die Schulpflicht erinnerte, durfte er
die Mittelstufe besuchen.
    Völlig
apathisch und mit der Situation rettungslos überfordert, stand ich am offenen
Fenster im zweiten Stock und starrte hinunter.
    „Spring
doch, wenn du meinst, du müsstest“. Loni stand mit erhobenem Haupt vor mir. Ich
wollte nicht mehr leben, einfach sterben, aber ich war zu feige dazu.
    Es
gab nichts, das mich hätte trösten können. Mein Leben zog in tiefschwarzen
Wolken an mir vorbei. Ich war nicht mehr da, existierte praktisch nicht mehr.
Ich nahm nichts mehr wahr. Nur dumpfe Traurigkeit. Endlose Traurigkeit. Ich
schleppte mich zur Schule, um sehnsüchtig auf das Ende des Unterrichts zu
warten. Um mich dann, wieder zu Hause, in meinem Zimmer zu verbarrikadieren.
    Es
ist dunkel und die Musik trägt mich in eine andere Welt. In eine Welt, in der
es nur ihn und mich gibt und alles leicht, schön und bunt ist. Stunde um
Stunde, Tag für Tag.
    Irgendwann,
es kam mir vor, als wären

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