Der Fall D. - Eine Stalkerin packt aus
Bombenschutzbunker unter der Erde, Moshe kennen. Mich traf
fast der Schlag, als ich ihn da stehen sah. Er war ein Bild von einem Kerl und
heute, mehr als zwanzig Jahre später, sehe ich ihn noch wie gestern vor mir
stehen.
Wir
tauschten Blicke aus und es dauerte nicht lange und wir tanzten eng umschlungen
Blues. Highway to heaven von Led Zeppelin. Noch in derselben Nacht
landeten wir im Bett. Ich war bis über beide Ohren verliebt und hin und weg von
ihm. Er hatte seine eigene kleine Wohnung im Kibbuz und war zu der Zeit bei
Militär. Deshalb kam er nur an den Wochenenden nach Hause. Wenn er weg war,
dachte ich an ihn. Ständig, überall und immer. Ich konnte mich noch schlechter
auf den ohnehin schon schweren Unterricht konzentrieren und saß meistens recht
unbeteiligt da und wartete auf ihn. Dann kam der Tag, an dem es im Kibbuz zwei
Neuzugänge gab. Zwei unglaublich attraktive Modepüppchen aus Südafrika. Tracy
und Lee. Die Eltern waren steinreich und diese beiden kannten von Haus aus nur
Luxus pur. Auf den ersten Blick war Lee für mich eine potenzielle Rivalin Bezug
auf Moshe. Ihr Körper war perfekt und ich fühlte mich nach wie vor fett,
hässlich und klein. Lee war eigentlich ganz nett und obwohl sie sehr versnobt
war, war sie hilfsbereit und die meisten mochten sie. Ich mochte sie nicht, obwohl
sie mir nie irgendetwas getan oder sich mir gegenüber schlecht benommen hätte. Trotzdem
buhlte ich, obwohl ich sie beneidete und ablehnte, um ihre Aufmerksamkeit.
Warum? Keine Ahnung! Moshe und ich schliefen einige Male miteinander, aber er
machte mir von Anfang an nichts vor. Er sagte, dass er wohl immer in einer huntig
moon wäre und wenn ich damit klarkäme, dass er auch andere Frauen nicht ablehnen
würde, wäre das zwischen uns okay. Ich tat cool und machte ihm und mir vor, dass
es keine Probleme gäbe. Innerlich aber war ich total zerrissen und ich litt wie
ein Hund. Ich zog es vor, dieses Spiel mitzuspielen. Lieber das, als ihn ganz
zu verlieren. Es war die Hölle für mich. Irgendwann stand eine blonde,
langbeinige Australierin mit ihren Koffern in Yagur: die Frau seiner Träume, in
die er sich unsterblich verliebte. Und mich schoss er im hohen Bogen in den
Wind.
Ich
hungerte, ich joggte, ich fraß, ich hungerte. Rudi, den hatte ich fast schon
vergessen. Ich wollte mich ja eigentlich für ihn ändern. Deshalb war ich
schließlich hier. Aber auf einmal war Rudi für mich nicht mehr wichtig. „Moshe,
ich halte das ohne dich nicht aus!“
In
der Schule hatte ich komplett den Anschluss an den Stoff verloren und die hebräische
Sprache war für mich so klar wie böhmische Dörfer und Wälder.
Schließlich
fragte ich Eliaser, ob es möglich wäre, dass ich ganztags arbeiten und den
Ulpan beenden könnte. Er lehnte ab, weil er der Meinung war, dass es mir
vielleicht andere aus der Klasse nachmachen würden und das käme nicht in Frage.
So quälte ich mich weiter durch den Unterricht.
An
einem Wochenende fuhr ich mit dem Bus nach Tel Aviv, um mich abzulenken. Mein
Bruder Kevin studierte dort für ein Jahr an der Uni. Er organisierte einen „Babysitter“
– Valleri – für mich, um sich in den beiden Tagen, an denen ich bei „ihm“ war,
dünn zu machen.
Irgendwann
hielt ich es im Kibbuz nicht mehr aus. Ich konnte es nicht ertragen, Moshe mit
einer anderen zu sehen, und so brach ich meine Zeit dort drei Monate früher als
geplant ab. Ich fuhr nach Beer Sheba. Mein Großcousin Mark lebte dort mit
seiner Frau Hanne und ihren beiden Kindern. Ich kannte Mark und dessen Frau bereits,
da sie einige Male in Deutschland zu Besuch waren. Ich mochte sie gerne und
fühlte mich in ihrer Gegenwart wohl. Aber ich war so unendlich verletzt wegen Moshe
und nichts und niemand konnte mich davon ablenken.
Ich
beschloss, noch weiter wegzulaufen. Irgendwohin. Nach Eilat, dem ultimativen Urlaubsort
an der südlichsten Spitze von Israel. Mark hatte dort einen guten Freund, der
mir einen Job besorgte, und so setzte ich mich in den Bus und fuhr Richtung
Eilat.
Als
ich dort ankam, war allerdings niemand da, um mich, wie verabredet, abzuholen.
Ich wartete stundenlang und fühlte mich dabei total alleine und verlassen.
Irgendwann beschloss ich, eine Jugendherberge zu suchen, um nicht in der Nacht
auf der Straße zu stehen.
Ich
duschte mich und ging danach in die Stadt. Dort traf ich Michele, die auch für
kurze Zeit im Kibbuz war, dort aber gehen musste. Wir haben uns in Yagur
bereits gut verstanden und freuten uns über das
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