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Der Fall D. - Eine Stalkerin packt aus

Der Fall D. - Eine Stalkerin packt aus

Titel: Der Fall D. - Eine Stalkerin packt aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva J.
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inmitten eines Grenzbereichs
zweier Welten stehen und es braucht zu jeder Seite nur einen Schritt, bis die
eine oder andere sie wieder verschlingt. Der Wechsel von Schwarz nach Weiß
passiert abrupt und ohne Vorwarnung, die Tränen sind noch nicht getrocknet,
doch das Lachen ist schon wieder in ihrem Gesicht. Mir will die Vorstellung
nicht gelingen, dass sie, während sie ganz alleine ist, in Trance fällt und
kopfwackelnd in eine künstliche Welt driftet. Etwas ist hier völlig falsch,
sagt mir mein Bauch. Entweder ist sie eine grandiose Schauspielerin, die es
immer wieder schafft, ihre Dunkelwelt zu verlassen, um auf der Seite des Lichts
und ohne Auffälligkeiten für Dritte ein kunterbuntes Dasein zu spiegeln, oder
sie nicht minder geschickt im Erfinden von bösartigen Innenlebensszenarien, die
sich mehr in ihrem Kopf und als Werkzeug zur Manipulation anderer abspielen,
als sie tatsächlich existieren. Dramaturgie: Eins. Lebensbewältigung: Sechs!
    Ich
muss ihr einfach glauben, auch wenn da etwas in mir mächtig protestiert und
mich naiv nennt. Schlimmstenfalls, so rede ich mir ein, ist ihre fiktive Welt
ihre persönliche Realität geworden und alles, was vielleicht nur ein
Hirngespinst ist oder massiv übertrieben wird, hat sich im Laufe der vielen
Jahre zu eigenständigen Tatsachen geformt, die für sie nichts als die Wahrheit
bedeuten. In psychologischer Hinsicht fühle ich mich überfordert, während ich
unsere letzte Gespräche auswerte und ihre Notizen lese. So viele
Ungereimtheiten, so viele Unwichtigkeiten und so viele Dinge, die jeder
Teenager und junge Mensch früher oder später durchmacht, ohne einen bleibenden
Schaden davonzutragen. Das, was sie zu dem macht, was sie ist, wird einfach
nicht greifbar. Etwas schwimmt da im Nebel, ein Grund, ein Motiv, eine Erklärung,
ein Irgendwas, völlig formlos und unkenntlich, und lädt zu 1001 Interpretation
ein, die für oder wider Daniela stimmen. Etwas ist da und umkreist sie wie eine
unsichtbare Aura, aber es zeigt sich nicht. Noch nicht?
     
     
    Daniela
     
    Egal, wo man hingeht, man nimmt
sich selber mit ...
     
    Ich
schleppte meine Koffer von der Bushaltestelle, mitten in der Pampa im
nördlichen Israel, in den zwei Kilometer entfernte Kibbuz. Es war Februar 1986.
    Dort
angekommen, machte ich mich gleich auf die Suche nach dem Office. Schließlich und
nach einigem Umherirren hatte ich es endlich gefunden und klärte dort alle
organisatorischen Dinge ab. Eliaser, ein großer, breitschultriger, gut aussehender
und dunkelhaariger Mann Mitte dreißig war für uns zuständig.  Uns bedeutet in
dem Fall für meine Klasse und mich. Diese Klasse nannte sich Ulpan und dort
wurde halbtags ausschließlich Hebräisch unterrichtet. Gedacht war das Ganze für
jüdische Immigranten. Somit bestand die Klasse aus Leuten aus aller Herren
Länder. Sozusagen Multikulti und es ging dort recht bunt zur Sache.
    Die
andere Hälfte des Tages mussten wir im Kibbuz arbeiten. Ich war in einer
Mosaiksteinfabrik eingeteilt und ging von Anfang an wesentlich lieber arbeiten
als in die Schule. Der Unterricht strengte mich an, da er auf Englisch gehalten
wurde. Ich war zwar immer recht gut darin, aber hier in Israel qualmte mir in
der ersten Zeit gewaltig der Kopf vom vielen Denken und Übersetzen. Das legte
sich aber recht schnell und es dauerte nicht lange und ich konnte mich mit
meinen englischen Freunden problemlos unterhalten.
    Ich
war bei den Einwohnern, genannt Kibbuzsnicks, beliebt, da ich eine zuverlässige
und pflichtbewusste Arbeiterin war. Sie nannten mich immer good worker und ich hatte dadurch bei vielen ein Stein im Brett.
    Im
Kibbuz war immer etwas los und an den Wochenenden jagte eine Party die andere.
Meine Zimmerkollegin hieß Sabina und kam aus Frankreich. Bei uns auf der Bude
war immer war immer die Hölle los. Allerdings bekamen wir nach einiger Zeit
Krach miteinander, weil wir nicht auf der gleichen Wellenlänge tickten. Sie zog
in ein anderes Zimmer und ich genoss den Luxus, eine Bude für mich alleine zu
bewohnen. Aber ich fühlte ich dabei nicht wohl, ich fühlte mich allein. Aus
diesem Grund nahm ich irgendwann eine Amerikanerin bei mir auf. Sie kam in
ihrer Zweier-WG nicht klar und keine mochte sie wirklich. Sie war eine absolute
Nervensäge, aber ich hatte eine soziale Ader und gab ihr zum Einzug grünes
Licht. Lieber mit einer Nervensäge wohnen als alleine.
    An
einem Freitag (Sabbat) lernte ich in der Diskothek, ein von jugendlichen
umfunktionierter

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