Der Fall D. - Eine Stalkerin packt aus
Er ist mit deinen Gefühlen
Achterbahn gefahren, dieser Arsch!
Du hast nicht geklammert. Du
hast das erste Mal im Leben in einer Beziehung NICHT geklammert. Du hast alles
gegeben, damit du das nicht tust. An dir kann es also nicht gelegen haben.
Sagte er ja auch.
Hat er was gemerkt?
Hat er gemerkt, dass ich nicht
klammern wollte?
Falls ja, hätte er mich fragen
können, ob ich ein Problem habe. Wir hätten reden können ... Ich glaube, man
nennt so was „kennenlernen“. Auch reden gehört dazu. Er wollte sich auf mich einlassen,
hat er gesagt. Das kann er kaum ernst gemeint haben!
Also, kann man auf das bauen,
was er sagt?
Nein, das kann man nicht! Das
hat er, im Nachhinein gesehen, schon mehr als einmal bewiesen.
Also, warum denkst du noch so
viel an ihn?
Warum träumst du jede Nacht von
ihm?
Warum fehlt er dir so sehr und
vor allen Dingen: WAS fehlt dir eigentlich an ihm?
Willst du einen Menschen an deiner
Seite, der nicht ehrlich sein kann?
Willst du einen Menschen an deiner
Seite, der mehrmals im Jahr für Wochen zum Tauchen und Ficken in den Urlaub
fliegt und sich dabei nichts, aber auch überhaupt nichts Schlechtes denkt? Frei
nach dem Motto „Es ist ja keine Liebe …“
Was macht einen solchen Menschen
für dich so anziehend, dass du süchtig nach ihm bist?
Bist du süchtig nach ihm oder
nach etwas anderem?
Was ist es, das dir in deinem
Leben so sehr fehlt, dass du so blind bist?
Was ist es, das dir in deinem
Leben so sehr fehlt, dass du dich selber so klein machst und dich so
erniedrigst, dich für jemand anderen aufgibst?
Was gibst du auf?
Wen gibst du auf?
Wer bin ich?
Bin ich schuld daran, so
behandelt zu werden? Habe ich es vielleicht einfach nicht besser verdient?
Hilfe ....
Diesem
Brief, den Daniela an sich selbst schreibt, sind binnen weniger Tage über
zwanzig E-Mails direkt an Maik vorausgegangen. Neben unzähligen Anrufen – mitten
in der Nacht und sturzbesoffen, per „Weckdienst“, um ihn um seinen Schlaf zu
bringen – und tagsüber. Auf sein Handy, auf den Festnetzanschluss zu Hause, auf
seiner Arbeitsstelle. Parallel dazu schickt sie hunderte von SMS auf sein Handy.
Es beginnt nach ihrer „Aussprache“ und dem Vorsatz, Freunde bleiben zu wollen,
ganz harmlos mitten in der Nacht um halb zwölf mit: Kannst du Fahrräder reparieren?
Bens Bruder hat keine Zeit dazu ... Danny .
Am
nächsten Morgen habe ich ihre E-Mail dazu im Postfach:
Hiiiilfe, Eva ich kann echt
nicht mehr! Ich komme aus dem Ding alleine nicht mehr raus und ich weiß nicht,
wer mir aktuell professionell helfen kann! Ich habe das Gefühl, vor
mir selber weglaufen zu müssen und kann mich kaum noch ertragen, ganz
ehrlich. Ich finde keinen Antrieb zu nichts mehr und alles, was zu tun ist
(kochen, einkaufen, putzen usw.) steht wie ein Berg vor mir und ich
kann mich nicht mehr bewegen.
Und
kurz bevor Daniela den Brief an sich selbst schreibt, teilt sie mir mit:
Liebe Eva, gestern war ein
schrecklicher Tag. Ich habe gar nichts mehr im Griff gehabt. 1.000 SMS, keine
Antwort. Er hat mich am Abend angerufen. Höflich, aber genervt. Ich kann es
verstehen ... Wie soll er mich auch nachvollziehen können. Er meinte, wenn ich
es nicht will so zu sein, dann soll ich doch damit einfach aufhören. Ich habe
mein Stalken bei Maik nicht mehr im Griff und ich denke, ich habe ihn gestern
verloren ...
Sie
hat ihn in dieser Nacht nicht nur verloren, sie hat ihn auch unwiderruflich gegen
sich aufgebracht. Maik ist, wie ich ihn kenne, ein recht umgänglicher Mensch,
der sehr wohl über Schwächen und Fehler anderer hinwegzusehen weiß und nicht
vorgibt, selbst frei von allem zu sein. Später werde ich versuchen, die junge
Beziehung, die diesen Namen im Grunde noch nicht einmal verdient hat, mit
eigenen Worten zu rekonstruieren. So objektiv wie möglich, so ausführlich wie
nötig.
Im
Augenblick wird mir nur eins zum wiederholten Male und mit unverfälschter
Klarheit deutlich: Daniela hat sich seit Jahrzehnten keinen Millimeter von der
Stelle gerührt oder sich auch nur andeutungsweise in eine positivere Richtung
orientiert, um diese Neverending-Storys zu umgehen.
Daniela
Wenn ich heirate, wird alles
anders ...
Nach
meiner Rückkehr aus Israel lebte ich wieder bei meinem Vater. Zwangsläufig.
Meine Mutter hatte keinen Bock mehr auf mich. Die Zeit mit meinem Vater habe
ich wahrscheinlich auch nur so gut überstanden, weil in der Mietwohnung über
ihm eine Familie wohnte, zu der ich
Weitere Kostenlose Bücher