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Der Fall D. - Eine Stalkerin packt aus

Der Fall D. - Eine Stalkerin packt aus

Titel: Der Fall D. - Eine Stalkerin packt aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva J.
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weinte ich mir bei Milla die Augen aus dem Kopf. Sie gab mir den
Rat: „Mach mit dem Arschloch Schluss, bevor er es tut. Er ist es nicht wert und
du kannst deinen Stolz noch retten, wenn du ihm zuvorkommst. Wenn er schon so
mit dir redet, ist es sowieso bald vorbei. Gib ihm den verdienten Laufpass!“ Sie
hatte so recht und es wäre für jeden anderen wahrscheinlich logisch gewesen,
ihren Rat zu befolgen. Aber ich tat es nicht. Ich litt und aß den Rest des Tages
nichts mehr. Am nächsten Tag kam Rudi zu mir. Meine Mutter und ich hatten in
diesem Moment den dicksten Streit. Ich hatte den Abwasch nicht gemacht und er
stand hochgestapelt noch vom Vortag in der Küche.
    Fünf
Wochen vor dem Abschluss zur mittleren Reife hatte ich alles hingeschmissen und
gammelte, wenn ich nicht bei Rudi war, vor mich hin. „Mensch, reiß dich am
Riemen!“, redeten die Lehrer auf mich ein „Du kannst das noch schaffen, auch
wenn du jetzt schlechte Noten hast. Setz’ dich hin und lerne, dann kriegst du
auch die Kurve!“ Ich habe ihnen das nicht geglaubt. Ich war doch viel zu blöd
dazu.
    Meine
Mutter gab sich alle Mühe, Rudi zu vermitteln, wie faul ich war und dass ich zu
Hause keinen Handschlag tun und nur herumgammeln würde. Sie müllte sich regelrecht
bei ihm aus und ich stand daneben und starb fast vor Scham. Das Schlimmste war,
dass es tatsächlich den Eindruck machte, als hätte sie mit all dem recht. Die
Wahrheit war allerdings, dass ich damals vor lauter Depressionen und innerer
Leere keinen Antrieb zu irgendetwas hatte. Außer: Rudi zu lieben ...
    „Und
du erzählst mir, dass du zu Hause hilfst? Weißt du was? Es ist aus! Tschüss!“ Er
drehte sich auf dem Absatz rum und stieg in sein Auto. Ich rannte ihm nach, klammerte
mich am Türgriff des Autos fest und ließ nicht los, bis er schließlich voll auf
das Gaspedal trat und mit quietschenden Reifen wegfuhr. Ich starb und der Boden
tat sich unter mir auf. Ich schrie, ich heulte, ich winselte, ich litt. Es war
leer, alles war so unendlich leer. Dieses ganze Scheißleben. Ich aß nichts oder
ich fraß. Ich lag in meinem Zimmer, hörte Musik ... Abba, ich hatte die Kassette
von Rudi bekommen. Ich hörte sie immer und immer wieder. Stundenlang. Im Dunkeln
ging ich mit ihm in eine andere Welt ... dahin, wo es nur ihn und mich gab. Ich
hungerte, bis mich die nächste Fressattacke überrollte und ich dem Hungergefühl
nicht mehr standhalten konnte. Dann stopfte ich alles in mich rein, was mir
zwischen die Finger kam. So lange, bis ich mich schlecht und noch fetter fühlte,
um dann wieder tagelang nichts zu essen.
    Schließlich
ging ich zum Arzt. Mein Unterleib schmerzte und ich fühlte mich hundeelend. Es
war ein heißer Sommer, aber die Welt sah grau aus für mich.
    Dr.
Arschloch steckte mich postwendend ins hiesige Krankenhaus. Ich bekam
Infusionen und Spritzen mit Antibiotika wegen einer schweren
Eierstockentzündung; gegen die Depressionen verabreichte er mir Valium. Ich war
wie in Trance, aber ich schleppte mich täglich zum Fernsprechapparat und rief
bei Rudi an. Er sagte mir immer wieder, dass es aus sei und schließlich ließ er
sich verleugnen. Ich ließ mich auf 800 Kalorien setzen und nahm in den drei Wochen,
die ich im Krankenhaus vor mich hindümpelte, 7 Kilo ab.
    Meine
Mutter kam täglich kurz vorbei, um mir Wäsche zu bringen. Sie hatte genug mit
sich, ihren beiden Jobs und ihrem Liebhaber zu tun. Er kam gerne zu ihr, zum Ficken,
aber von seiner Frau wollte er sich nicht trennen. Wäre geschäftsschädigend,
meinte er. Meine Mutter hat ihn abgöttisch geliebt und dieses Spiel elf Jahre
lang mitgemacht. Sie hatte auch ein kurzes Gespräch mit dem Arzt im Krankenhaus
führen müssen. Dort bekam sie mitgeteilt, dringend etwas meine Person betreffend
unternehmen zu müssen. Ich wäre hochgradig depressiv und obendrein stark
suizidgefährdet. Sie hat das nicht wirklich ernst genommen und mir immer wieder
gesagt, ich solle mich nicht so anstellen. Ich solle mir einfach einen Job
suchen und dann gingen meine Probleme von alleine weg. Ich rebellierte zwar
nach außen hin gegen alles, was sie sagte, aber innerlich war für mich klar,
dass sie recht haben musste. Egal, was sie tat oder sagte. Denn schließlich war
sie perfekt und ich genau das Gegenteil. Also musste sie zwangsläufig recht
haben.
    Schließlich
kam der Tag der Entlassung. Meine Mutter war auf der Arbeit und ich hatte mir
etwas Taschengeld gespart. Ich duschte schnell, zog mir schöne Kleidung an und
fuhr

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