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Der Fall der Feste

Der Fall der Feste

Titel: Der Fall der Feste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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dann die wahren Führer dieses Heerzuges? Auric suchte mit seinen Blicken die Aufstellungen der Feindesreihen im Hintergrund ab.
    „Die Herren Idiriums sind korrupt“, hallte die Stimme Kudais weiter über sie hinweg. „Sie fressen Menschen, um Macht um Reichtum zu erhalten. Sie unterdrücken, sie beuten aus, sie schicken in den Tod. Nur für den Erhalt ihrer Macht. Diesmal schicken sie euch in den Tod. Ohne die geringsten Bedenken, ohne Gnade, ohne Respekt vor eurer Leistung und eurem Opfer. Vor eurem Kämpfen und Sterben. Deshalb sage ich euch: Die Herren Idiriums müssen fallen. Das habe ich erkannt, so wie jeder von euch, der nicht vollkommen verblendet ist, es erkennen muss. Darum stehe ich hier, wo ich jetzt stehe. Auf der Seite der Reinigung, der Vergeltung, des Neubeginns. Wollt ihr tatsächlich für Herren sterben, die euch nur Verachtung entgegenbringen? Die euch nicht einmal zur Kenntnis nehmen? Die euch ohne einen Funken von Bedauern in den Tod schicken?“
    Kudai machte eine Pause, ließ seine Worte wirken. Dann, als er wieder zu sprechen begann, klang seine Stimme umso fester und machtvoller.  
    „Es gibt einen Ausweg!
    Legt die Waffen nieder.“  
    Natürlich, ein menschliches Gegenüber, kein bleiches Kinphaurengesicht, eines das sie kannten, eines, das aus ihren Reihen stammte, sollte ihnen das Kapitulieren leichter machen. Oder das Überlaufen.
    „Oder schließt euch uns an.“ Richtig, da kam es ja. „Um die zu stürzen, die euch zum Erhalt ihres Reichtums skrupellos in den Tod schicken. Bilden wir unter dem Banner der Flamme reinigenden Zorns eine neue Sechzehnte, die die Vergeltung derer, die ausgebeutet und unterdrückt wurden über ein altes, verkommenes Reich bringt.“  
    Flamme reinigenden Zorns. Was für ein verquaster Haufen Bullenscheiße. Die Boten mit der Nachricht vom Aufmarsch eurer Armee sind schon unterwegs zum Riaudan-Pass, Kerl. Auch wenn ihr oder eure Verbündeten noch mehr Tricks auf Lager habt, einige werden durchkommen und Idirium warnen.
    Auric stutzte. Da war er, dort hinten. Aurics suchender Blick hatte eine auffällige Ansammlung von Menschen im feindlichen Heer gefunden. Hinter Kudai. Zu Pferde. Eine weitere Ansammlung von Bannern. Irgendetwas ging von der auf die Entfernung winzig klein erscheinenden Gestalt in ihrer Mitte aus, etwas, das, wo er sie einmal entdeckt hatte, seine Aufmerksamkeit wie magisch anzog, ihn auf eine tiefe, unerklärliche Weise berührte. Er war sich sicher, das dort war der Führer der Nichtmenschenarmee.
    „Ihr seid keine Idirer“, hörte er Kudai fortfahren. „Sie nennen euch Barbaren und Schlimmeres. Sie verachten euch. Sie treten euch mit Füßen. Obwohl ihr, damit sie sich weiter in ihrem Reichtum suhlen können, mit eurem Leib, mit eurem Blut und euren Knochen bezahlt habt. Das muss heute enden.
    Legt die Waffen nieder.  
    Ihr schuldet dem Idirischen Reich keine Loyalität.
    Ihr müsst nicht sterben.“
    Eine Stille legte sich über den ganzen Heerbann der Sechzehnten. Für einen Moment schienen all die zu verschiedenen Einheiten zusammengefassten Menschen vor ihm und um ihn, auf dem ganzen verheerten, blutigen, mit Leichenteilen überzogenen Schlachtfeld zu erstarren, als wären sie alle Teil eines dreidimensionalen Tableaus. Auric hielt den Atem an.
    Dann erhob sich plötzlich hinter seiner Schulter, verwaist und wie verloren zunächst, ein einziger Ruf aus den Reihen seines Schwertbataillon, das ihm am nächsten war, der einzigen Abteilung, die die Kraft seiner eigenen, nicht mit übernatürlichen Mitteln verstärkten Stimme klar hätte erreichen können. Eine einzige Stimme: „Schwarzer!“
    Die Stimme blieb nicht lange einsam. Der Ruf war nicht einmal beendet, da griffen andere Stimmen im Umfeld ihn auf. „Schwarzer, Schwarzer!“ Zunächst ein stotterndes Hineinstolpern. Mehr Stimmen kamen hinzu, der Ruf fasste Tritt, wurde zu einem Chor.
    „Schwarzer, Schwarzer, Schwarzer!“
    Dann als wäre ein Fluttor geöffnet, wurde der Ruf plötzlich von seinem gesamten Schwertbataillon aufgenommen. Er donnerte empor.
    „Schwarzer! Schwarzer! Schwarzer!“
    Auric riss beide Arme empor, schrie aus voller Brust, so laut er konnte: „Idirium!“ Doch seine Stimme ging im Meer der Rufe seiner Soldaten unter, die jetzt mit ihren Schwertern im Takt auf ihre Schilde schlugen.
    „Schwarzer! Schwarzer! Schwarzer!“
    Auric hörte, wie der Ruf von anderen Trupps, zunächst denen, die dem Schwertbataillon am nächsten waren, aufgegriffen

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