Der Fall der Feste
heran, und Auric erkannte etwas Blutbesudeltes, etwas, das an einem Ende schlaff und munter baumelnd herunterhing.
Ein Arm!
Oh, mein Gott, der Hund trug einen Arm in seiner Schnauze. Er hatte, wie die anderen Hunde des Trosses wahrscheinlich auch, auf dem Schlachtfeld große Beute gemacht. Auric überkam ein Grausen. Er dachte an den sudelig blutigen Stumpffetzen von Czands Arm. Ein grauer rasender Schleier fiel vor seinen Augen herab.
Er sah umher, griff sich einen Stein vom Boden und warf ihn nach dem Hund. Er traf ihn am Hinterbein und der Hund sprang aufjaulend zur Seite. Stand da, blickte ihn an, kam wieder näher auf ihn zu.
Auric brüllte auf, lief auf ihn zu, trat auf ihn ein. Der Hund duckte sich unter den Tritten weg, jaulte kläglich, wich aber nicht, das blutige, angefressene, baumelnde Ding noch immer in seinem Maul. Czands Arm, das konnte genauso gut auch Czands Arm sein. Er stürzte wieder auf den Hund zu, attackierte ihn mit Tritten, trieb und trat ihn fort. Mit entsetztem Gejunke krümmte der Hund sich weg, rollte sein Rückgrat ein als wollte er zum Wurm werden, kroch dann mit großen vorwurfsvollen Augen in die Dunkelheit weg.
Das war das letzte Mal, dass er Ku Zwei sah.
Mordernte
Die Arbeit der Föderierten war getan.
Doch nicht alle waren sie verschwunden. Der größte Teil zwar, aber nicht alle. Damit hatte er kaum gerechnet.
Er machte einen Hauptmann Jenarda, den Crussav ihn empfahl zu ihrem Anführer. Crussav gab er das, was noch von Czands Brigade übrig war. Nefraku machte er zum Anführer von Doranths Division. Doranth war ebenfalls am Vortag gefallen. Crussav und Nefraku waren geblieben. Nefraku, ausgerechnet Nefraku. Hatte denn hier niemand einen Funken Verstand?
Er blickte auf die Arbeit der Föderierten, die ausgehobenen Gruben, die angespitzten in Richtung der Angreifer geschrägten Pfähle darin. Die richtige Größe, die richtigen Abstände zwischen den langgezogenen Gruben, die richtigen Inseln und schmalen freigelassenen Pfade darin, die Konstruktion der Pfähle sah solide und furchterregend aus. Es war eine gute Arbeit.
Reguläre Schützen hatten in den Inseln inmitten der einzelnen Pfahlgruben, die durch Pfade aus den eigenen Reihen zu erreichen waren, Aufstellung genommen, jeweils zusammen mit Spießträgern.
Eine mit Schilden bewehrte Schlachtreihe von Soldaten stand direkt hinter dem Streifen von Pfahlgruben, nur durch einen Abstand von fünf Metern davon getrennt.
Dahinter, über die Köpfe der ersten Treffens von Fußsoldaten hinweg, sah er die aufgesessenen Surkenyaren mit ihren Flachbogen, verstärkt durch weitere Schützen auf Pferden, so viele wie man eben noch Pferde hatte auftreiben können. Ein zweites Treffen Soldaten, dann das zweite Resultat der nächtlichen Arbeit der Föderierten: die Buckel. Sie waren bemannt mit einem Teil aus Vortigs verrückter Truppe, der vom Bukainan abgezogen worden war.
Auric blickte von seinem Pferd aus, den Eingang der Gassen zwischen den Pfahlgruben in seinem Rücken, in versteinerte Gesichter. In Gesichter, aus denen ein Zittern nicht zu verdrängen war. In hohle, schlaffe Gesichter. In eine große Anzahl grimmiger, entschlossener Gesichter.
Genauso sollte seines jetzt wirken.
Er deutete mit dem Arm auf die Pfahlgruben.
„Das ist unsere Waffe!“, donnerte er mit einer Stimme, deren Kraft und Entschlossenheit er hörte, die er aber in seinem Inneren nicht fühlte.
Was war für ihn zu gewinnen, wenn er tatsächlich wegliefe?
Nichts.
Ein leeres, aschengraues Leben, durch das immer ihre letzten Schreie gellen würden.
Wohin sollte er gehen? Was sollte das für eine Existenz sein, für die er sein Leben rettete?
Die leere Hülle eines Lebens.
Lohnte es sich dafür wegzulaufen?
„Wir sind die Sechzehnte. Das ist unsere Waffe!“ Seine Stimme trug zu den Reihen der Fußsoldaten, und er sah, wie ein Ruck durch sie ging. Ein Tag des Mordens und Sterbens. Er ließ seine Worte über dem Feld verhallen.
„Wer will fliehen?“, brüllte er den Reihen der Soldaten entgegen.
Ein beklommenes Schweigen antwortete ihm. Gesichter wandten sich unauffällig zueinander hin.
Er sog Luft tief in seine Lungen und ließ es heraus.
„Wer will Spitzohren in die Hölle schicken? Die ganzen bleichen Dreckskerle mitsamt ihrer verdammten Schoßhündchen?“ Er donnerte es über das Schlachtfeld.
Ein einziges tosendes Brüllen antwortete ihm. Ein Stachelfeld von Waffen reckte sich in den Himmel. Er fühlte wie sich etwas in
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