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Der Fall der Feste

Der Fall der Feste

Titel: Der Fall der Feste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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langsam unter den stetig sich verschlechternden Verhältnissen vorankommen, und Aurics Schreckensszenario war, dass sie dabei von Horden der Nichtmenschenarmee angegriffen würden. Die Soldaten der Schutzgarde und der Garnison von Kaigrant waren nicht im Geringsten in der Lage, die Flüchtlinge ausreichend zu schützen und die Angreifer von Massakern unter der flüchtenden Bevölkerung abzuhalten.
    Er konnte nicht tatenlos zusehen.
    Die Späher meldeten weiterhin, dass das Nichtmenschenheer sich aufspalte und einer seiner Teile den geraden Weg Richtung Kaigrant einschlage. Er musste einen Massenmord an den Flüchtlingen verhindern. Man musste ihnen Zeit erkaufen, damit sie sich in Sicherheit bringen konnten. Sie hatten bisher schon den Vormarsch des Nichtmenschenheeres behindert, nun mussten sie vor allem das Vorankommen jenes Kontingents verlangsamen, das sich in Richtung Kaigrant bewegte.

Tribunal

    Das Knistern benachbarter Wisperschichten umgab Fianaikes Körper noch wie ein Nimbus aus blauen Flammen, als sie sich ihm auf dem Weg zur Halle des Neuen Rings anschloss.
    Sie war gerade von den Stabilisierungsarbeiten ihres Konstellarium an einem der zentralen Stratosphärendome ihrer neuen Heimat in ihre Exerzitienkammer herabgestiegen und das Weben der Energien war noch immer um sie herum zu spüren.
    Irgendetwas schien sie zu bedrücken. Eine seltsame Befangenheit hatte sich über sie gelegt, während sie nebeneinander die Treppen zu den selten besuchten Bereichen Himmelsriffs herabstiegen.
    „Wir sind früh dran. Die anderen werden noch nicht dort sein.“
    „Ja, das sind wir“, antwortete Fianaike und verfiel dann wieder in ihr Schweigen.
    Darachel hatte gehofft, bevor die anderen kamen, in der Halle des Neuen Rings mit Auric zusammenzutreffen, um in der aufgeladenen Atmosphäre des Ortes mit ihm noch ein paar Experimente zu machen, was die Natur des Geschenkes des befreiten Silaé anging und vielleicht zu versuchen, ohne Hilfe eines Patenwesens eine Konklavsphäre zu schaffen und mit Auric in direkte Geistesbindung zu gehen, um die Experimente besser steuern zu können. Sein Blick glitt verstohlen zu Finanaike an seiner Seite. Die feinsinnige Fianaike hatte ihn immer angezogen, und in einer anderen Welt, in einer anderen Zeit, in der nicht dieser unruhige Gast in ihm gewohnt hätte, der ihn an den Aktivitäten seiner Gemeinschaftsgenossen zweifeln ließ, und in der Fianaike nicht so eine eifrige Verfolgerin ihrer Aktivitäten in den feineren Reichen mit dem Ziele der Aszension gewesen wäre, hätten sie vielleicht Zwölfschafts-Liebende sein können. Jetzt jedoch, wo alles sich veränderte …
    Darachel merkte, wie Fianaike einen seiner Seitenblicke auffing und ihn erwiderte.
    „Du“, sagte sie, „du hast wohl gar keine Zweifel.“
    Darachel war so verblüfft, dass er auf der Stelle stehen blieb. Fianaike hielt zwei Schritte später mit ihm an. Er sah ihr über die geringe Distanz in die Augen und spürte neben dem Gefühl der Verwirrung einen sanften Schauder durch sich hindurchgehen.
    „Wie, keine Zweifel, was …?“ Er suchte nach Worten.
    „Na, was das alles betrifft, all das, was mit uns geschieht. Dieser Weg, auf den wir uns begeben haben.“
    Er keine Zweifel? Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn wieder, hob die Hände zu einem Gebärdenweben, ließ sie wieder schlaff sinken.
    „Du schreitest so forsch voran, so mutig, als könnte uns gar nichts anfechten. Ergreifen dich nicht manchmal Zweifel darüber, was mit uns geschieht?“
    „Meinst du die Kontroverse mit den Enthravanen?“
    Fianaike ließ ihren Kopf sinken, ihre Arme hielt sie entlang ihres Körpers gerade herab. „Ja, das auch. Aber ich meine eigentlich das, was mit uns selber geschieht. In der Geisterwelt spüre ich es am stärksten. Nicht während meiner Vortriebe mit den anderen des Konstellariums. Da gehe ich ganz in der Arbeit mit meinen Neunergeschwistern auf, da spüre ich es nicht. Aber wenn ich allein bin, in der Exerzitienkammer … Bei den Faltungen, bei den epischen Skulptierungen …“
    Ihre Augen hoben sich zu den seinen hoch. Ihre Augenbrauen wölbten sich wie Wellen vor einem Sturm.
    „Ich habe das Gefühl, wir werden einfacher, schlichter. Mehr wie der Menschenmann.“
    Er ging auf sie zu, nahm sie bei der Hand. Er wollte sie in seinen Arm nehmen und ihr sagen, dass all ihre Zweifel grundlos seien. Dass alles, was sie taten richtig sei und seinen tiefen Grund habe.
    Er hob ihre Hand zu sich

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