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Der Fall der Feste

Der Fall der Feste

Titel: Der Fall der Feste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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hatten und dass das Tor, durch das sie ins Innere gelangt waren, sich von außen nicht so leicht öffnen ließ, so dass sie auf anderen umständlichen Wegen erst wieder an sie herankommen mussten.
    „Hast du noch irgendeine Ahnung, wo wir langgekommen sind?“, flüsterte Jag ihm von der Seite zu.
    „Ungefähr“, log Auric.
    „Wir haben nicht wie damals, als sie den Senphoren entführt haben, einen Kudai dabei, der davon, wo wir langgehen, immer schön eine Zeichnung macht. Was ist, hast du auch diesmal einen genialen Plan, wie wir aus dem ganzen Schlamassel wieder rauskommen?“
    Hatte er nicht. Ihm waren schon lange alle Pläne ausgegangen. Sein letzter war, den Nichtmenschen möglichst großen Schaden zuzufügen und damit so lange es ging weiterzumachen. Nicht besonders tiefsinnig oder profund oder nachhaltig. Nichts, worauf man sein Leben bauen könnte. „Dieses ganze Bauwerk ist ziemlich komplex. Es muss irgendwo noch andere Ausgänge geben als die beiden, die wir gesehen haben und die uns jetzt versperrt sind.“
    Die Kammer, in der sie sich gerade befanden, war ein gutes Beispiel dieser Komplexität. Der zentrale Bereich, in dem sie standen, war von Reihen massiver Pfeiler umgeben, welche die wahren Ausmaße des Raums verbargen. Diagonale Schächte und Durchbrüche gruben sich durch die Deckenkonstruktion, ihr Verlauf wurde aufgegriffen durch aus dem Boden ragende, wie Parallelogramme abgeschrägte Pfeilerstümpfe, an deren Seiten entlang sich wiederum Schächte in den Boden bohrten. Auric hatte in einen von ihnen hineingeschaut und keinen Boden entdeckt, nur Licht und Schatten als Andeutung von weiteren Schächten, die diesen in quer verlaufenden Richtungen durchschnitten und durchschossen. Wie sollte man also inmitten solcher Komplexität die Orientierung bewahren?
    „Hier. Hier gibt es einen starken Luftstrom.“
    Nefraku hatte sich aus der Formation gelöst und ein Stück von ihnen entfernt. Er hielt eine Handfläche mit gespreizten Fingern in die Luft, führte sie zum Mund, leckte lang mit der Zunge darüber, streckte sie wieder aus.
    „Hier kommt von überall Luftzug. Aber der hier ist wirklich stark.“
    Auric schaute die Richtung entlang, sah eine weit sich öffnende Achse zwischen Pfeilerreihen.
    „Gut, dann gehen wir dort entlang.“ Welche andere Möglichkeit haben wir denn? Wenn eine so gut wie die andere ist?
    Tatsächlich wehte ihnen, als sie der Raumachse folgten, eine Brise ins Gesicht, die ihnen die Gesichter kühlte und in die Haare fuhr. Sie war kühl und frisch und hatte nichts vom Staub uralter, verkapselter Raumestiefen an sich wie die Luft in den meisten dieser Innenbauten.
    Aus den ihren Weg säumenden Pfeilern wurden bald kantig vortretende Pilaster, die in regelmäßigen Abständen die Wände eines Gangs gliederten. Die Wände dagegen schrägten sich, verengten den Gang, erweiterten ihn dann wieder in unabsehbarer Regellosigkeit, so dass der Sinn für Tiefe und Entfernungen verwirrt wurde. Von der Zeit her, die sie gegangen waren, musste die Halle ganz nah sein, doch dem Blick schien sie weit zurückzuliegen.
    Auric entdeckte, als er sich umblickte, dass sich ebenfalls hinter den Knicken der Gangkanten, schmale, spaltengleiche Durchbrüche verbargen. Mehrmals hörten sie von irgendwo Stimmenhallen, das sie, obwohl es weit entfernt zu sein schien, zur Eile mahnte.
    Mit einem Mal neigte sich der Boden hinter schräg hervortretenden Wandkanten abwärts. Von beiden Seiten liefen hier Nebengänge spitz auf den Hauptgang zu. Die Wände traten hinter Säulenreihen zurück und erweiterten die Wegkreuzung zu einer Halle, deren von Lichtschächten durchbrochene Decke höher war als bei dem vorherigen Gang und deren hinterste Winkel im Dunkel verschwanden. Auric blieb stehen. Jag, Nefraku und Davernian traten heran, spähten über seine Schulter.
    Noch immer blies ihnen eindeutig ein frischer Luftzug entgegen, auch noch aus dem abwärts abknickenden Gang. Seine Stärke hatte sich eher noch an dieser Kreuzung erhöht.
    „Weiter?“, hörte er Jag fragen.
    In der verwirrenden räumlichen Anordnung sah er weiter voraus die Abwärtsneigung in zueinander geschrägte Stufenreihen übergehen, eine durch Pfeiler unterteilte steile, gegliederte Treppenflucht. In ihrer Mitte ragte etwas Statuenähnliches aus dem Boden. Auric erkannte einen von der Hüfte aufwärts dargestellten tierähnlichen Körper, der sowohl Ähnlichkeit mit einer Raubkatze als auch Merkmale eines Vogels aufwies. Die Skulptur

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