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Der Fall der Feste

Der Fall der Feste

Titel: Der Fall der Feste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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Distanz schaffen. Geht kein zu großes Risiko ein.“ Außer den beiden griff noch ein weiterer nach der auf den Rücken geschnallten Waffe, einer Armbrust. Er sah Pfahl und dachte daran, wie er beim Schinnachbruch stoisch verharrt und auf den Magier des Einen Weges gezielt hatte. So etwas war bei einem Kyprophraigen Wahnsinn. „Tretet ihm nicht wie den Magiern gegenüber, Pfahl“, rief er ihm daher zu. „Das ist Selbstmord. Lauft!“ Und zeigte loslaufend ihnen allen mit dem Arm die Richtung an. Sie durften nicht noch mehr aufgeteilt werden.
    Der Gang, in dem sie ausgekommen waren, war durch vorstehende Kanten und Winkel zersplittert und bot dadurch mögliche Deckung. Er bot dadurch aber auch die Gefahr hinter einer solchen Deckung festgesetzt zu werden und in der Falle zu sitzen. Er sah ebenfalls, während er rannte und sich umblickte, eine Reihe von Quergängen und Durchstichen, die sie nehmen konnten, um auf ihrer Flucht kein klares Ziel im freien Raum einer gradlinig verlaufenden Gangachse zu bieten. Auf einen dieser Quergänge – wieder in Richtung des Rests ihrer Truppe, von dem sie getrennt worden waren, so hoffte er – lief er zu, seine Leute im Gefolge.
    Gerade als er um die Ecke biegen wollte, sah er, wie der Kyprophraig sich in diesem Augenblick aus dem Gang zwängte, ein sich aus einem Spalt herausfaltender Alptraum. Er hörte das scharfe Twang! einer Bogensehne, sah den Kyprophraigen zucken. Dann ragte ein Pfeil über dem Gewimmel aus Scheren und Greifern um die Schultern des Wesens heraus. Der Kyprophraig fasste sich mit stakenden Gliedern und knickendem Kopfstummel. Das Stachelmaul entließ einen scharfen Glutstoß. Pfahl rannte schon hinter Auric her, in Deckung. Auric verharrte nicht, um weiter zu sehen was geschah. Er war schon in dem Gang, als das gleißende Licht des Blitzes ihn erreichte.
    Ein neuer verzweifelter Spurt in einer Gruppe von Menschen. Wo gab es eine Chance, dem Kyprophraigen aufzulauern, sich ihm zu stellen? Er war zu schnell für sie gewesen, damals, als sie einem Kyprophraigen aufgelauert hatten und er sich durch einen Schacht zwängte. Dennoch, Klingen konnten ihn verletzen. Sein eigenes Schwert hatte dem Kyprophraigen beinah den Arm abgetrennt, Umanákhus Speer hatte ihn gepfählt. Sie musste nur nahe genug an ihn herankommen. Immerhin bestand die Gruppe, die ihm folgte, noch immer seiner Schätzung nach aus um die dreißig bis vierzig Mann. Viel mehr als sie damals gewesen waren. Mit solch einer Überzahl sahen ihre Chancen, wenn sie nur nahe genug an den Kyprophraigen herankommen konnten, anders aus. Wo war ein Ort, der die Möglichkeiten dazu hergab? Es widerstrebte ihm zutiefst, dass sie so einfach von diesem Wesen durch die Kinphaurenfeste getrieben wurden.
    Er kam aus dem Gang heraus in einen neuen Korridor, sah sich um, wer noch bei ihnen war, entdeckte noch immer Nefraku, Pfahl und Vortig. Von irgendwoher drang verzerrt durch Gänge, Räume und Entfernung Kampflärm an sein Ohr. War das die Gruppe, die von ihnen getrennt worden war? War das Jag, der mit einer Gruppe von Kinphauren oder einer ihrer Kreaturen im Gefecht stand? Ein markerschütternder Schrei durchschnitt den anschwellenden Lärm, der von überall, von nirgendwo zu kommen schien. Kein Schmerzens- oder Todesschrei. Das war ein valgarischer Kampfschrei. Ja, irgendwo hinter diesen Mauern, vielleicht gar nicht so weit von ihnen entfernt, musste Jag seine eigene Schlacht schlagen.
    Vor ihnen öffnete sich der Korridor zu einer der großen Hallen. Zu ihrer Mitte hin sah er ein Gewirr aus Pfeilerreihen, das sich um einen weiten Lichtschacht gruppierte. Genug Deckung, genug Bewegungsfreiheit. Bei einer planlosen Flucht auf einen Ausweg aus diesem Bauwerk zu stoßen, würde an ein Wunder grenzen. Wahrscheinlicher war es, dass der Kyprophraig sie einer nach dem anderen erwischte. Oder sie anderen Feinden in die Arme trieb.
    Bei einem Kampf, einem Angriff allerdings …

    Auric drückte sich mit dem Rücken in den Schatten des Pfeilers und fragte sich, was die Annäherung des Kyprophraigs anzeigen würde und wo er sich gerade befand. Das Knistern der Energien, die seine Art aus Rissen in der Welt zu holen schien, war verstummt, abgebrochen oder wurde durch den immer wieder aufflammenden Lärm eines Kampfes übertönt, der irgendwo durch Gänge und Kammern hallte. Durch ähnliche Risse in der Welt konnten Kyprophraige auch von einem Ort verschwinden, wie er in den Katakomben unter dem Siegel des Kraístophreneacs

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