Der Fall Sneijder
fortsetzten. Es war Mittagszeit, und die Jogger drehten ihre tägliche Runde. Gelegentlich begegneten wir einem, der mit seinem Hund lief und instinktiv einen Bogen machte, sobald er den Akita erblickte.
Ich könnte nicht sagen, wer den anderen als Erster sah. Auch nicht, welche genaue Wegstrecke mein Gehirn für mich und die Hunde ausgewählt hatte, bis es zu der unweigerlichen Begegnung kam. Oder besser gesagt, zu unserem Zusammenprall. Warum ereignete er sich genau an diesem Tag, dem einzigen, an dem ich das Verbot missachtet und mich von der vorgeschriebenen Route entfernt hatte? Muss es sein? Es muss sein . Nach nur wenigen Schritten standen wir voreinander, Anna, der Mann, den ich für den Ontarier hielt, Charlie, der Akita, Watson und ich, mit der Leine in der Hand, den Ekzemen an den Gelenken und in meinem Prachtgewand, einem Cape mit dem Wappen von DogDogWalk.
Ich sah, wie das Gesicht meiner Frau in eine unendliche Zahl von winzigen Hasspartikeln zersplitterte, als wäre es ausGlas. Widerstreitende Gefühlsstürme fegten über sie hinweg und ließen sie für einen Augenblick sprachlos dastehen, bis sie anfing, einfach das, was sie sah, in Worte zu fassen, im Fragemodus, als wollte sie sich vergewissern, dass das alles hier wirklich geschah.
»Du führst deine Hunde spazieren?«
»Genau. Ich arbeite und genieße das schöne Wetter.«
Zu dem Mann, der sie begleitete, gewandt:
»Ich stelle Ihnen meinen Mann, Paul Sneijder vor. Paul, das ist William Balshaw, ein Kollege von Bell.«
In diesem Moment der Begrüßungszeremonie fingen die Hunde an, das ehebrecherische Paar zu umkreisen und argwöhnisch zu beschnüffeln, was nichts Gutes verhieß. Nachdem sie sich überzeugt hatten, dass von diesen Leuten keine Gefahr ausging, gaben sie sich ungenierter. Als Julius sich umdrehte, hinterließ er ein wenig Geifer auf der makellosen Hose des Ontariers, während Watson zwischen den Beinen meiner Frau eine Art Buschtanz aufführte.
»Du könntest ein bisschen aufpassen, Paul!«
Ich zog Watson näher an mich heran, aber er lief gleich wieder los, um zwischen Annas Schuhen herumzuhüpfen und an ihren Absätzen zu knabbern.
»Arbeiten Sie auf der Insel?«
Der Ontarier tat, was er glaubte tun zu müssen, nämlich um jeden Preis vermeiden, dass sich im Laufe dieser unerwarteten Begegnung am Flussufer ein peinliches Schweigen zwischen uns breitmachte.
»Zwei Schritte von hier entfernt. Ich bin Dog Walker.«
»Dog Walker? Sie führen Hunde aus?«
»Ganz genau.«
»Haben Sie Ihr Unternehmen schon vor Langem gegründet?«
»Ich habe kein Unternehmen. Ich arbeite für einen Vorgesetzten.«
»Paul, es wäre mir lieb, wenn du mir dieses Tier vom Leib halten könntest.«
Meine Frau wünschte sich nichts sehnlicher, als dass ich verschwand, dass ich mit meinem Rudel diesen Ort verließ, in mein Reservat zurückkehrte, dorthin, wo mein Territorium war, auf der anderen Seite des Waldes, auf dem Hang, wo das Gras noch verdorrt und platt gedrückt war. In dieses ferne Gebiet, das ich nie hätte verlassen dürfen. Der Ontarier glich der Vorstellung, die man sich von einem schottischen Butler machen mochte, der in der Grafschaft von Glamorgan aufgewachsen war. Kreidebleicher Teint, feuerrotes Haar, gerichtete Zähne, gerader Blick und Hände wie ein Schlosser.
»Das sind schöne Hunde.«
»Es sind liebe Tiere.«
»Was ist das für eine Rasse?«
»Dies hier ist ein Akita. Die Hündin ist ein Golden Retriever und der kleine einfach ein kleiner Hund.«
»Sie scheinen Sie zu mögen.«
»Sie haben sich an mich gewöhnt.«
Diesem zurückhaltenden, ja verklemmten Mann, der meinen Schützlingen so viel Aufmerksamkeit schenkte, verdankte ich es also, in den vergangenen Jahren zweimal die Woche Hühnchen verzehrt zu haben. Er war es also, der mit der Regelmäßigkeit eines Uhrwerks, jeden Dienstag und Freitag, meine Frau durchnahm. Es fiel mir schwer, mir vorzustellen, dass er all die Dinge tat, die sie mochte, und zwar auf dieWeise, wie sie es mochte. Und doch musste er darin ganz hervorragend sein. Aus welchem Grund hätte sie sonst mit dem Schotten bumsen sollen.
»Paul, dieser Hund, verflucht!«
Watson hatte in seinem wilden Tanz die Leine um die Knöchel meiner Frau geschlungen, die nun durch eine lockere Fußfessel gefangen war. Während ich mich niederkniete, um sie wieder zu lösen, sah ich, wie William nach Annas Hand griff, damit sie nicht das Gleichgewicht verlor. Es war eine völlig harmlose, wohlmeinende Geste,
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