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Der Fall von Katara

Der Fall von Katara

Titel: Der Fall von Katara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo L. Wuldt
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Kurzstrecken zu überwinden oder Geschäfte zu betreiben. Die Zeit verfliegt, im wahrsten Sinne des Wortes. Lass es mich dir vorrechnen. Also, zehn Jahre hin und zehn zurück sind zwanzig Jahre. Oder? Und das aber bei halber Lichtgeschwindigkeit macht vierzig. Übrigens ist das noch gut gerechnet, da man halbe Lichtgeschwindigkeit spätestens nach acht bis zehn Wochen erreicht und wieder einige Tage zum Abbremsen braucht. Und eines ist klar. Abbremsen musst du sicher, und dadurch verlierst du Zeit. Allein ein kleines Ausweichmanöver bei einem Drittel der Lichtgeschwindigkeit kostet dich auch schon wieder einige Wochen mehr Zeit. Du musst mindesten mehrere Male ausweichen pro Strecke. In der Praxis brauchst du fast fünfzig Jahre für eine Route die zehn Lichtjahre entfernt liegt. Hin und zurück, versteht sich. Man muss miteinkalkulieren, dass man ungefähr ein Viertel der Zeit, in der man mit halber Lichtgeschwindigkeit geflogen ist, abziehen darf, weil die Zeit etwas langsamer vergangen ist. O.K. Wenn wir diese Zeitspanne also noch abziehen, dann wären wir aber immer noch bei circa fünfundvierzig Jahren. Und diese lange Phase überstehst du doch nur, wenn du die meiste Zeit davon eingefroren bist und im Schichtbetrieb fliegst. Das ist doch logisch, oder nicht?“
    „Wenn du meinst. Ich kenne mich mit Milchstraßenrechnungen nicht so gut aus. Ich war immer schlecht in Mathematik. Und wie lange warst du eingefroren? Oder andersherum gefragt, wie lange warst du aufgetaut bei einer Reise nach Kolossos und zurück in diesen fünfundvierzig Jahren?“, fragte Erek leicht verwirrt.
    „Ein Jahr müsste es schon gewesen sein.“
    „Ach so? Folglich dauert so eine Reise, biologisch gesehen, nur ein Jahr? Die frühen Seefahrer waren auf ihren Schiffen aber länger unterwegs.“
    „Jaja, das schon. Man teilt sich die Arbeit schließlich auch ein. Doch ich bleibe dabei: Das Auftauen ist grauenhaft, und erst wieder das Einfrieren, brr! Und das machen sie zweimal mit dir pro Reise. Nein, nicht um alles in der Welt bringt man mich wieder in ein großes Raumschiff hinein und schießt mich ins All“, schwor Zardosch.
    „Klar, das kann ich verstehen. Du kommst nach einem Jahr zurück und musst feststellen, dass die Zeit auf deinem Heimatplaneten um fünfundvierzig Jahre fortgeschritten ist. Eine schreckliche Vorstellung. Aber wenn du überhaupt nicht mehr zurückkommst, dann fällt es dir doch auch nicht auf, oder?“, fragte Erek.
    „Richtig, stimmt! Wenn du oben bleibst, ist es besser. Es ist auch wie eine Sucht. Wenn man einmal im All war und diese unbeschreibliche Grenzenlosigkeit gespürt hat, will man nicht mehr zurück. Wozu auch? Gut. Ich habe mich rechtzeitig davon lösen können, bevor es mich auch noch erwischt hätte. Jaja. Die Raumfahrt ist ein Job fürs Leben, das muss klar sein. Ja, und es gibt sie auch, diese Abenteurer unter den Astronauten, denen Raum und Zeit nichts bedeuten. Sie stehen über allem und sind ihrer Zeit immer voraus. Es gibt Kosmonauten, die schon seit Tausenden von Jahren Frachtschiffe fliegen, und für sie selbst ist es eine verhältnismäßig kurze Zeitspanne von vielleicht dreißig / vierzig Jahren gewesen. Unglaublich, oder nicht?“, meinte Zardosch.
    „Gibt es nur Sternenhäscher oder auch andere Raumschiffe?“, fragte Erek.
    „Nein, nein. Es gibt auch Sternenkreuzer, die noch viel größer und für extreme Langstreckenflüge ausgelegt sind. In diesen Raumschiffen haben bis zu zwanzigtausend Leute Platz. Dort kann eine kleine Stadt auf Reisen gehen. Diese Sternenkreuzer sind so riesig, dass sie fünfzig Stockwerke haben. Jeden Tag trifft man Personen, die man vorher noch nie gesehen hat. Und manchmal passiert es auch, dass man tagelang niemanden trifft, wenn man sich in verlassenen, nicht benutzten Sektoren aufhält. Verrückt, oder?“
    „Und was machen diese Sternenkreuzer im All?“
    „Das sind große Industrie-und Handelsschiffe, die Waren und Devisen tauschen oder auch selbst produzieren. Sie sind der Garant des interstellaren Wirtschaftskreislaufs, der schon seit Zigtausend Jahren bestand hat. Dadurch konnten sich die modernen Zivilisationen erst entwickeln. Angebot und Nachfrage bestimmen den Markt. Deswegen beladen hominide Lebensformen immer noch ihre Raumschiffe und begeben sich auf abenteuerliche Reisen, weil die Gewinnspannen immens hoch sind und man überall im Kosmos in der Regel freundlich empfangen wird. In diesen Sternenkreuzern leben waschechte Handelsfamilien

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