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Der Fall von Katara

Der Fall von Katara

Titel: Der Fall von Katara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo L. Wuldt
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konnte. Jede andere These diesbezüglich war feinstes Raumfahrer-Garn, das leider nur allzu oft gesponnen wurde.
    Es war schließlich unwiderlegbar, dass man halbe Lichtgeschwindigkeit nur dann mit großen interstellaren Raumschiffen, wie zum Beispiel Sternenkreuzern oder mehrmotorigen Sternenhäschern, erreichen konnte, wenn man entweder ein halbes Jahr Zeit dafür eingeplant hatte oder - was riskant war - der Hundescheißegärkammer-Antrieb auf vollen Gärbetrieb gestellt wurde. Zusätzlich müssten alle hybridisierten Antriebsdüsen gleichzeitig aktiviert und auf Höchstleistung gebracht werden, sofern die Hitzeschilde es aushielten. Gegebenenfalls müsste bei diesem heiklen Beschleunigungsvorgang zusätzlich der komplette Vorrat an Antimaterie oder sonstigem Treibstoff verpulvert und höchstwahrscheinlich sogar die Landungs- und Bremsdüsen umgepolt werden. Halbe Lichtgeschwindigkeit in absehbarer Zeit, sozusagen innerhalb weniger Tage erreichen zu wollen, war schlichtweg selbstzerstörerischer konkordianischer Wahnsinn, da viel zu viele Unbekannte in dieser Gleichung auftauchten und wieder untertauchten. Die Freie Initiative Internationaler Weltraum-Observatoren konnte trotzdem beobachten, wie Don Kobayaschy wahrhaftig mit einem „ Eimer voller Schrauben “ in Richtung der Andromeda-Galaxie aufgebrochen war, aber nach zehn Jahren im AK-47-Nebel spurlos verschwand.
    Wenige Wochen später konnte man mit Infrarot-Teleskopen erkennen, dass hinter dem AK-47-Nebel plötzlich ein Schwarzes Loch entstanden sein musste, weil der bislang kalte Nebel sich erwärmte, obwohl er sich nicht verdichtete. Auch an den Rändern dieses Nebels konnte man ein seltsames Phänomen entdecken. Wenn man sein Teleskop auf die Sterne des nächsten Spiralarmes der Milchstraße richtete, die hinter dem AK-47-Nebel lagen, dann verzerrten sie sich, als blickte man in eine Glaskugel. Das war ein eindeutiges Indiz dafür, dass sich dort eine große Ansammlung dunkler Materie in Form eines Schwarzen Loches befinden musste, das vorher an dieser Stelle noch nicht vorhanden war. Woher kam es? Es gab an dieser Stelle nie einen Fixstern. Dieses dunkle Phänomen war jedem Astrowissenschaftler unbekannt und auch nicht geheuer. Infolgedessen wurden sofort brauchbare Theorien aus dem Ärmel geschüttelt, um das Phänomen plausibel zu erklären.
    Die erste Theorie lautete: Es gab dort sehr wohl eine Sonne, sie war aber nur ein dunkler Fixstern, der sehr dunkle Masse auf sehr kleiner Flamme verkokte. Und nachdem all die düstere Masse verkohlt war, implodierte dieser verkorkste Fixstern in eine dunkle Hypernova, die wiederum zu einem Schwarzen Loch wurde.
    Dann gab es eine zweite Theorie, dass schon die ganze Zeit hinter dem AK-47-Nebel ein kleines Schwarzes Loch existierte, das große Teile des Nebels über einen langen Zeitraum aus dem toten Winkel heraus in sich verschlang, um zu einem Supermassereichen Schwarzen Loch anzuwachsen, das dann diesen Spiegelungseffekt auslöste.
    Eine dritte Theorie besagte, dass durch punktuelle Raumverwerfungen, lokale Raumumwälzungen oder exzentrische Raumexpansionen ein Schwarzes Loch an diese Stelle gerutscht war.
    Eine vierte Theorie behauptete, dass hinter dem AK-47-Nebel der Anfang oder das Ende eines Wurmloches zu vermuten war, das denselben Spiegelungseffekt wie ein Schwarzes Loch bewirkte. Wurmlochmündungen schalteten sich in einem Rhythmus von tausend Jahren an und aus, sodass es sich in dem Moment, als Don Kobayaschy im Nebel verschwand, zufälligerweise eingeschaltet hatte und deswegen erst ab diesem Zeitpunkt entdeckt werden konnte.
    Es existierte aber noch eine fünfte Theorie, die alle anderen wiederum über den Haufen warf. Eine winzig-kleine Gruppe von Quantenmechanikern, die bekanntlich die schwarzen Schafe unter den strahlend weißen Lämmern der Wissenschaftler waren, formulierten die haarsträubende These, dass es rein theoretisch jederzeit und an jedem Punkt des Universums - wenn man nur lange genug wartete, so in etwa 77 hoch 77777 Jahre - möglich wäre, dass aus dem Nichts heraus ein Schwarzes Loch entstehen könnte.
    Diese Theorie konnte sich aber im Laufe der Zeit nicht durchsetzen und wurde vom Gros der Wissenschaftler nur müde belächelt. Genauso gut hätte man es als sechste Theorie durchaus gelten lassen können, dass ein gewisser Don Kobayaschy mit einem S-Klasse-Raumschiff hinter den AK-47-Nebel geflogen war, dort unter Zuhilfenahme einer handelsüblichen festkochenden Kartoffel ein

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