Der Fall von Katara

Schwarzes Loch erschaffen und sich hineingestürzt hatte. Was danach aber geschah, konnte nur erahnt werden, weil dieses Schwarze Loch keine tieferen Einblicke gewährte. Somit war Kobayaschys Fall weiterhin Gegenstand angeregter Spekulationen.
    Zardosch schwebte mit Höchstgeschwindigkeit und Präzision durch das sagenumwobene, verworrene Höhlensystem von Gnomopolis. Zwei ganze Stunden waren sie so schon unterwegs, während draußen der Sonnensturm tobte. Erek war zwar froh, dass er jetzt nicht mehr laufen musste, hatte aber dafür andere Sorgen, weil sein Körper diese starken Fliehkräfte nicht gewohnt war. Immer wieder musste Zardosch abrupt abbremsen, weil andere langsamere Fahrzeuge den Weg versperrten. Der Verkehr wurde in Gnomopolis durch die magnetische Schwebebahn umweltfreundlicher und ungefährlicher. Ein geniales Supra-Kontrollsystem regelte die Geschwindigkeiten aller Fahrzeuge etwas nach. Es bremste die Raser ab, schob die Schläfer an und drängelte die Drängler weg, damit kein Unfall verursacht werden konnte. Ansonsten hatte man weitestgehend freie Hand über sein Fahrzeug.
    Erek versuchte, die fremdartigen Verkehrszeichen zu studieren, die wie ein I-Ging aussahen. Er hatte in diesen endlos anmutenden Höhlen spätestens nach ein paar Minuten die Orientierung verloren, und auch die Zeit rauschte wie im Flug dahin. Nach dem Höhenmesser zu urteilen, befanden sie sich 2500 Meter über dem Meeresspiegel tief in der Himmelswand. Spätestens als sie unzählig viele Spionage-Center, Euroblütenverkaufsstellen und Rund-um-die-Uhr-Blumenläden mit Nachtschattengewächsen in deren Schaufenstern passiert hatten, bog Zardosch in einen verkehrsberuhigten Bereich ein, wo auf einmal eine gähnende Leere vorherrschte. Sogleich fuhren sie auf einen Höhleneingang zu, der kürzlich aufgerissen wurde und an dem ein paar einsame Bauarbeiter sich zu schaffen machten. Das war die neu entdeckte Zufahrt.
    Zardosch grüßte die Arbeiter und fuhr ganz langsam hinein. Der Weg wurde nun immer unzivilisierter. Plötzlich erschienen sonderbare Zeichen an den Wänden, die aus archaischen Zeiten stammen mussten. Es waren Piktogramme mit großäugigen Gesichtern zu erkennen, deren Bedeutung nur in den Sternen stand. Zardosch beschleunigte wieder und flog jetzt durch eine enge Einbahnstraße, während Erek hoffte, dass das Supra-System nicht versagte. Er schloss die Augen und versuchte, sich kurz zu entspannen. Die Karussellfahrt drehte ihm den Magen um, weil Zardosch durch Gnomopolis sauste, als gäbe es kein Morgen mehr. Lange sollte es aber nicht dauern, dass sie wieder zum Stehen kamen und Erek von komischen Geräuschen geweckt wurde.
    Als er die Augen öffnete, sah er eine große Schleusenrosette, die blau-metallisch schimmerte. Zardosch gab eine Tastenkombination in den Bordcomputer ein. Nachdem sich die Schleusenrosette geöffnet hatte, flogen sie langsam weiter, bis sie an eine zweite normale Schleuse kamen. Zardosch wiederholte den Vorgang mit einer anderen Tastenkombination. Sobald sich auch diese Schleuse aufgetan hatte, schwebten sie in einen Raum hinein, in dem fünf andere Gleiter geparkt waren. Zardosch stellte den Silberpfeil ab und stieg mit Erek aus. Sie liefen danach zu Fuß weiter, bis sie an eine Schleuse kamen, an der sie von einer Überwachungskamera von oben bis unten gemustert wurden.
    Nachdem sich die Schleuse geöffnet hatte, empfing Erek und Zardosch ein langer Gang. Die Wände links und rechts waren mit unzähligen Spinden und Nummern versehen, die sich bis an das nächste Schleusentor aneinanderreihten. Sie gingen zu den Spinden und blieben stehen. Zwei Luken sprangen plötzlich selbständig auf.
    „Legen Sie bitte Metalle, Waffen und andere Wertsachen in einen Spind!“
    Zardosch stopfte seine Tasche in einen dieser Spinde. Erek hatte nichts vorzuweisen. Dann gingen sie zur Schleuse hin, die sich automatisch öffnete, sobald sie vor ihr standen, und sich wieder schloss, sobald sie hinter ihr waren. Danach standen sie in einem ähnlichen Raum, in dem ein Metalldetektor in der Mitte des Ganges installiert war. Sie gingen durch den Metalldetektor, der beide geräuschlos passieren ließ, bis sie am Ende des Raumes angelangt waren. Die Tür glitt zur Seite weg, und es tat sich ein weiterer Gang auf, in dem nur zwei Spinde waren, deren Klappen eigenständig aufsprangen.
    „Legen Sie bitte Ihre Kleidung in einen der Spinde! Ihre Sachen werden analysiert, desinfiziert und im nächsten Raum