Der Fall von Katara

Verbindung zu MUTTER hergestellt war, hörte Erek eine bekannte Stimme in seinem Kopf sprechen.
    „Erek Misrati. Ich freue mich, dich endlich zu sehen“, sagte diese Stimme, die total identisch mit der Stimme seiner Heimerzieherin war. Erek glaubte zu träumen.
    „Wer bist du? Du klingst wie…?“
    „Nein, ich habe nur die Stimme einer Frau, der du vertraust, Erek. Wenn ich will, kann ich jede Stimme annehmen, die du schon einmal gehört hast“, erklärte das System. Inmitten des Satzes modulierte es mehrere Stimmen, die Erek aus seiner frühen Kindheit kannte.
    „Warum bin ich hier?“, dachte er.
    „Du bist hier, weil du eine einzigartige DNA besitzt. Eine DNA, die den Lauf der Geschichte des Universums verändern wird. Das ist sicher. Es geht hierbei um Leben oder Tod von Billiarden von Hominiden. Es geht um Blüte oder Untergang von ganzen Zivilisationen; doch alles zu seiner Zeit.“
    „Warum ich? Warum habe ich diese DNA und kein anderer?“
    „Du bist der, der du bist.“
    „Du weißt also, wer ich bin?“, fragte er.
    „Ja, ich weiß, wer du bist und wer deine Eltern sind. Ich weiß fast alles über dich.“
    „Woher weißt du das alles, wenn es nicht einmal VATER weiß?“
    „VATER weiß es doch. Es sagt aber nicht alles, was es weiß. Und wenn es sein muss, lügt es auch. Tut mir leid, dir das sagen zu müssen!“
    „Wer bin ich dann? Wer sind meine Eltern? Sag es mir!“
    „Deine Mutter nennt sich Frau Alonis. Sie arbeitet im Heimatschutz in Katara und möchte dich am liebsten tot sehen. Und dein Vater war ein Yakki, ein sehr mächtiger Yakki. Sein Name ist Don Kobayaschy“, verriet MUTTER.
    Erek fuhr ein kalter Schauer über den Rücken. Sie hatten es also immer gewusst und ihm nie gesagt. Sie hatten ihn all die Jahre beobachtet und manipuliert.
    „Warum will mich Frau Alonis tot sehen?“, wollte Erek wissen.
    „Das muss wohl an dem dunklen Teil ihrer Persönlichkeit liegen. Der Auftrag, den sie von Doktor Pomase bekommen hat, war klar formuliert: Sie soll dich „befreien“, nach Katara zurückbringen, deine Gene sichern und dir eine anständige Abfindung erteilen. Dem ungeachtet hat sie aber andere Pläne, und du stehst ihr trotz enger verwandtschaftlicher Beziehungen im Weg.“
    „Warum?“, fragte er.
    „Finstere Mächte sind am Werk. Frau Alonis ist die Großmeisterin des Heiligen Ordens für Datenverarbeitung, der sich in diverse unüberschaubare Unterorganisationen aufgeteilt und schon die wichtigsten Regierungsorgane von Katara unterwandert hat. Zum Beispiel das Super-Amt für Bionik-Cyberlogistik, das die computergesteuerten Fertilisationsanlagen kontrolliert, ist nur ein Teil eines weltumspannenden Verschwörungsnetzwerkes, das zum Ziel hat, nur noch mit weiblichen Spermien weibliche Eizellen zu befruchten, um rein weibliche Nachkommen zu erzeugen. Dem Umstand geschuldet, dass Frau Alonis nicht nur zufälligerweise den Vorsitz der „Katarischen Analysestelle Für Kosmische Anomalien Extravertierter Schwarzloch-Konfigurationen“ innehat und auch gleichzeitig „Schatzgroßmeisterin Poligäischer Datenbanken“, sowie „Chefin Dubioser Un-Fälle“ beziehungsweise „Frontfrau Demagogischer Paranormaler Gehirnaktivitäten Ehemaliger Heimatschutzbefohlener“, als auch Geschäftsführerin im „Freidenkerbund Internationaler Chemotechniker, Konsolidierungsspezialisten, Weltverbesserer, Eselsbrückenerbauer, Gendesigner“ und anderer Terminologen ist, führt zu der schlüssigen Annahme, dass für diesen heiklen Befruchtungsprozess weibliche Spermien aus ihren Erbanlagen dabei zum Einsatz kommen werden. Somit stellt jedes andere befruchtungsfähige antiweibliche Spermium eine Konkurrenz für Frau Alonis dar. Sie will die totale Genkontrolle über die ahnungslose Menschheit bekommen. Vielleicht will sie sogar mit ihrer DNA eines Tages die hominiden Zivilisationen im Inneren Zirkel von Orion und später einmal die komplette Milchstraße beherrschen. Frau Alonis wird bestimmt ganze Arbeit leisten, nach dem zu urteilen, wie sie sich bis jetzt verhalten hat. Sie schreckt vor nichts zurück. Sie ist sogar schon in Gnomopolis und sucht dich.“
    „Und was soll ich jetzt machen?“
    „Du kannst flüchten oder dich ihr stellen. Sie ist allein und hat nur einen Helfer mit. Das Supra-System hat sie schon die ganze Zeit im Auge. Bisher hat sich Frau Alonis nicht gesetzeswidrig verhalten, was ein Eingreifen der Sicherheitskräfte rechtfertigen könnte. Sie würden handeln, wenn sie